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Docetaxel schlägt Paclitaxel

12.09.2005  00:00 Uhr
Brustkrebs

Docetaxel schlägt Paclitaxel

von Conny Becker, Berlin

Taxane sind aus der Therapie des metastasierten Mamakarzinoms nicht mehr wegzudenken. Doch welches Taxan ist das Bessere? Ein Head-to-head-Vergleich zeigt nun trotz schlechterer Verträglichkeit einen Vorteil von Docetaxel gegenüber Paclitaxel.

Bei der Chemotherapie des metastasierten Brustkrebses sind Anthrazykline, Anthrachinone, Taxane und Vinorelbin die Mittel der Wahl. Den aktuellen Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft zufolge werden die höchsten Remissionsraten erreicht, wenn die Patientinnen ein Taxan in Kombination mit einem Anthrazyklin oder Antimetaboliten erhalten. Eine Metaanalyse der Cochrane-Gruppe hatte bereits 2003 signifikante Vorteile für Taxan-haltige Regime ergeben, und zwar bezogen auf die Ansprechrate, die Zeit bis zur Progression der Erkrankung sowie auf das Gesamtüberleben. »Die signifikanten Unterschiede waren auf Docetaxel zurückzuführen«, sagte Privatdozent Dr. Jens Huober, Tübingen, auf einer Pressekonferenz von Sanofi-Aventis in Berlin.

Doch unterschiedliche Studien lassen sich stets nur bedingt gegenüberstellen und so lief zwischen 1994 und 2003 eine randomisierte kontrollierte Multicenterstudie, die beide Taxanregime in den gängigen Dosierungen direkt miteinander verglich (Journal of Clinical Oncology 23 (2005) 5542-5551). Die 449 Patientinnen mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Brustkrebs, deren Erkrankung nach einer Anthrazyklin-haltigen Therapie fortgeschritten war, erhielten dabei entweder Docetaxel (100 mg/m2) oder Paclitaxel (175 mg/m2) alle drei Wochen bis zur erneuten Tumorprogression. Die primären Endpunkte der TAX-311-Studie waren Ansprechrate und Verträglichkeit der Therapie, als sekundäre Endpunkte galten die Dauer des Ansprechens, die Zeit bis zur Progression, das Gesamtüberleben sowie die Lebensqualität. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug fünf Jahre.

In allen Endpunkten zur Effektivität der Therapie schnitt das Docetaxel-haltige Regime besser ab: In der Intention-to-Treat-Population sprachen 32 Prozent auf die Behandlung an, gegenüber 25 Prozent unter Paclitaxel, wobei die Dauer des Ansprechens sowie die Zeit bis zur Progression unter Docetaxel signifikant länger war (7,5 versus 4,6 beziehungsweise 5,7 versus 3,6 Monate). Zudem wiesen nur etwa halb so viele Patientinnen primär eine Progression auf (16,9 versus 29). »Das sind 12 Prozent mehr, die unter Paclitaxel primär kein Ansprechen auf die Therapie hatten«, kommentierte Huober. »Zudem konnte Docetaxel selbst in der fortgeschrittenen Situation noch einen signifikanten Vorteil beim Überleben erzielen.« Die mittlere Überlebensdauer betrug 15,4 gegenüber 12,7 Monate; nach zwei Jahren lebte noch jede dritte Patientin in der Docetaxel-Gruppe, im Vergleichsarm war es nur etwa jede fünfte (22 Prozent).

Lebensqualität trotz Nebenwirkungen

Die höhere Effektivität des Docetaxel-Regimes war jedoch von einer höheren Nebenwirkungsrate begleitet. 93 Prozent der Behandelten litten unter einer Neutropenie vom Grad 3/4 (Paclitaxel: 55 Prozent), was sich auch in der Zahl febriler Neutropenien niederschlug. Eine Prophylaxe mit den Wachstumsfaktoren G-CSF oder GM-CSF (Granulozyten(-Makrophagen)kolonie-stimulierender Faktor) war im Vorfeld allerdings nicht erlaubt und hätte die hämatologische Toxizität verringern können. Auch schwere nichthämatologische Nebenwirkungen traten unter Docetaxel mehr als doppelt so oft auf, wobei Asthenie, Stomatitis und Infektionen die häufigsten waren.

Ein Grund für die vermehrten Nebenwirkungen liegt möglicherweise auch in der Wirksamkeit der Therapie. Denn im Docetaxel-Arm erhielten die Patientinnen im Mittel sechs Zyklen, wohingegen die der Paclitaxel-Gruppe die Therapie bereits nach vier Zyklen beendeten ­ überwiegend auf Grund einer Tumorprogression. Einen Einfluss auf die Lebensqualität der Frauen hatte die schlechtere Verträglichkeit offensichtlich nicht. »Wenn eine Patientin ein Ansprechen hat, wertet sie auch schwere Nebenwirkungen ganz anders«, so Huober. Die Erhebungen zur Lebensqualität ergaben weder zu Beginn, nach dem vierten Zyklus, noch zum Studienende einen signifikanten Unterschied. Top

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