Pharmazeutische Zeitung online

Konkurrenz für organische Nitrate

15.07.2002  00:00 Uhr

Guanylatcyclase

Konkurrenz für organische Nitrate

von Christian Wetzler, Eschborn

Das Leverkusener Pharmaunternehmen Bayer forscht an der Entwicklung von Aktivatoren der löslichen Guanylatcyclase als Alternative zu organischen Nitraten. Erste Studien verliefen Erfolg versprechend.

Die neuen Wirkstoffe wie BAY 58-2667 greifen in die gleichen Stoffwechselwege ein, die auch durch organische Nitrate moduliert werden. Obwohl Nitrate seit fast 150 Jahren die Grundlage der medikamentösen Behandlung von Herzkreislauf-Erkrankungen wie Angina pectoris bilden, konnte der genaue Wirkungsmechanismus erst in den 80er Jahren aufgeklärt werden.

Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem zunächst als endothelialer Relaxationsfaktor (EDRF) bezeichnetem Molekül um Stickstoffmonoxid (NO). In den glatten Muskelzellen aktiviert NO die lösliche Guanylatcyclase, indem es an dessen prosthetische Häm-Gruppe bindet. Die Guanylatcyclase katalysiert die Bildung des sekundären Botenstoffs cGMP aus GTP. cGMP wiederum reguliert eine Reihe weiterer Mediatoren und Ionenkanäle, die die Abnahme intrazellulärer Calciumionen und damit die Relaxation der glatten Muskelzellen vermitteln.

Diese Zusammenhänge waren für die pharmakologische Grundlagenforschung von so großer Bedeutung, dass das Wissenschaftsmagazin Science NO zum Molekül des Jahres 1992 kürte. Sechs Jahre später erhielten die amerikanischen Pharmakologen Robert Furchgott, Louis Ignarro und Ferid Murad für ihre Verdienste bei der Aufklärung der Physiologie der NO-vermittelten Gefäßrelaxation den Nobelpreis für Medizin und Physiologie.

Mit Hilfe dieser Erkenntnisse ließ sich auch die gefäßrelaxierende Wirkung von Nitroglycerin und verwandter organischer Nitrate erklären. Diese Verbindungen sind in der Lage exogenes NO freizusetzen, was in der Gefäßwand den oben beschriebenen Reaktionsweg auslöst. Hierdurch wird der Mangel an NO, der für endotheliale Dysfunktion charakteristisch ist, aufgehoben.

Viel versprechende Alternative

Die neuartigen Substanzen aus der Bayer-Forschung aktivieren die lösliche Guanylatcyclase unabhängig von NO. Die Arbeitsgruppe um Dr. Johannes-Peter Stasch, Pharmaforschungszentrum der Bayer AG, Wuppertal, veröffentlichte nun ihre Studienergebnisse im British Journal of Pharmacology.

Chemisch gesehen handelt es sich bei dem untersuchten Guanylatcyclase-Aktivator BAY 58-2667 um eine Aminodicarbonsäure, die man im Rahmen eines Hochdurchsatz-Screenings identifizierte. Im Experiment wirkte das Molekül stark gefäßerweiternd, hemmte aber im Gegensatz zu den Nitraten die Plättchenaggregation. In Tierstudien beobachteten die Forscher eine starke antihypertensive Wirkung. Offensichtlich bindet der Wirkstoff an einen anderen Ort der löslichen Guanylatcyclase als das natürliche Substrat NO, da nach Abtrennung der prosthetischen Häm-Gruppe ebenfalls eine Enzym-Aktivierung zu beobachten war.

Von Aktivatoren der Guanylatcyclase verspricht sich Bayer Nitrat-ähnliche Wirkungen ohne die typischen Nebenwirkungen wie Toleranzentwicklung und Nitrat-Kopfschmerzen. Tatsächlich zeigten Vertreter dieser Wirkstoffgruppe in der klinischen Prüfung ausgeprägte Effekte auf das Herzkreislauf-System, ohne dass Kopfschmerzen auftraten. Die neuen Verbindungen könnten eine neue Alternative zu der Therapie von Bluthochdruck, Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit, Arteriosklerose und Thrombose bieten. Top

© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa