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GP-IIb/IIIa-Antagonist senkt Infarktrisiko

19.07.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

EPTIFIBATID

GP-IIb/IIIa-Antagonist senkt Infarktrisiko

von Halmut Renz, Bremen

Basis aller Therapiekonzepte bei instabiler Angina pectoris beziehungsweise nicht transmuralem Herzinfarkt ist die Gabe von Heparin und Acetylsalicylsäure. Neuerdings stehen jedoch mit den Glycoprotein-(GP)-IIb/IIIa-Rezeptor-Antagonisten potentere Hemmstoffe der Thrombozytenaggregation zur Verfügung. Am 5. Juli 1999 wurde Eptifibatid (Handelsname Integrilin®) von Essex Pharma in Deutschland eingeführt. Die  PURSUIT-Studie belegte die Effektivität von Eptifibatid weltweit an knapp 11 0000 Patienten.

Behandlungsziel beim akuten Koronarsyndrom ist es, Thromben zu beseitigen. Durch eine Plaqueruptur treten die Thrombozyten in Kontakt mit dem Kollagen der Gefäßwand und werden aktiviert. Aber auch andere Mediatoren wie Thromboxan A2, ADP, Serotonin und Thrombin können die Blutplättchen aktivieren. Diese Faktoren stimulieren eine Konformationsänderung an den GP-IIb/IIIa-Rezeptoren der Thrombozyten, die dann nur noch lösliches Fibrinogen binden können. So bilden sich Brücken zwischen den einzelnen Thrombozyten und schließlich weiße Thromben.

Substanzen wie Eptifibatid blockieren spezifisch diese Fibrinogen-Rezeptoren. Sie wirken im Gegensatz zu ASS und Heparin unabhängig von der Art des aktivierenden Stimulus, da sie an der gemeinsamen Endstrecke der Thrombusbildung angreifen.

In den letzten Jahren konnten unterschiedliche Substanzen als GP-IIb/IIIa-Rezeptor-Antagonisten entwickelt werden. Dazu gehören monoklonale Antikörper wie Abciximab (ReoProÒ ), nicht peptidische Substanzen wie Tirofiban (AggrastatÒ ) und zyklische Peptide. Das zyklische Peptid Eptifibatid wirkt im Gegensatz zu anderen Antagonisten nicht antigen und steigert nicht das Thrombozytopenie-Risiko. Strukturell leitet sich das Heptapeptid von dem Schlangengift Barbourin ab.

Die Substanz wird als Bolusinjektion mit nachfolgender Infusion appliziert. Die Wirkung setzt 5 bis 15 Minuten nach Bolusgabe ein. Eptifibatid hemmt die Plättchenaggregation dosisabhängig und reversibel. Circa vier Stunden nach Infusionsende hat sich die Thrombozytenfunktion erholt.

An der PURSUIT-Studie (Platelet IIb/IIIa Unstable Angina: Receptor Suppression Using Integrilin-Therapy) nahmen 726 Zentren in 27 Ländern teil. Knapp 11 000 Patienten mit instabiler Angina pectoris oder nicht transmuralem Infarkt erhielten randomisiert entweder Eptifibatid oder Placebo möglichst früh nach Beginn der Symptomatik. Die weitere Therapie entsprach dem Standard des jeweiligen Prüfzentrums. Als primärer Endpunkt galten ein kompletter, also alle Wandschichten betreffender Myokardinfarkt und Tod innerhalb von 30 Tagen. Als sekundäre Endpunkte definierten die Wissenschaftler Rehospitalisierung wegen erneuter Stenokardien, Bypass-Operation und PTCA sowie die Kombination aus Tod, Myokardinfarkt und Ischämierezidiv.

Unabhängig von der Begleittherapie und der weiteren Behandlung habe man in der Eptifibatid-Gruppe einen günstigeren Effekt beobachtet, berichtete Professor Dr. Karl Karsch, Tübingen, auf der Einführungspressekonferenz Ende Juni in Bremen. Innerhalb von sieben Tagen erlitten 11,6 Prozent der Patienten aus der Placebogruppe einen Herzinfarkt oder starben, unter Verum waren es 10,1 Prozent. Nach 30 Tagen waren es 15,7 Prozent in der Kontrollgruppe und 14,2 Prozent in der Eftifibatid-Gruppe.

Ein signifikanter Vorteil blieb auch nach sechs Monaten erhalten. Noch deutlicher war der Benefit für Patienten, die innerhalb der ersten 72 Stunden invasiv untersucht wurden: Die Ereignisrate (Tod oder nicht tödlicher Herzinfarkt) sank nach 30 Tagen auf 11,8 Prozent im Vergleich zu 16,7 unter Placebo. Zudem konnte mit der Eptifibatid-Therapie die durch PTCA bedingte Komplikationsrate in den ersten 48 Stunden nach der Intervention von 6,8 auf 2,8 gesenkt werden. Nach Einschätzung Karschs belegen diese Daten eindrucksvoll den zusätzlichen Nutzen von Eptifibatid bei der Behandlung akuter Koronarsyndrome, und zwar unabhängig davon, ob ein primär konservatives oder interventionelles Vorgehen gewählt wird. Top

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