Sodbrennen stößt übel auf |
12.07.1999 00:00 Uhr |
Die Refluxerkrankung führt in zehn Prozent der Fälle zu Speiseröhrenkrebs. Deshalb hält Professor Dr. Jürgen Riemann, Direktor der Medizinischen Klinik Ludwigshafen, eine regelmäßige Überprüfung des Erkrankungsgrades durch den behandelnden Arzt für angebracht.
Ösophagus- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sind weltweit auf dem Vormarsch. "Sodbrennen und saures Aufstoßen gelten als Leitsymptome einer Refluxstörung der Speiseröhre. Sodbrennen tritt seit einigen Jahren gehäuft auf. Ein wichtiger Grund dafür dürfte sein, daß sich immer mehr Menschen zu hektisch und ungesund in der Kantine ernähren", sagte Riemann auf einer Veranstaltung des Berufsverbands der Allgemeinärzte Deutschlands - Hausärzteverband (BDA). Die Zahl der Magenkrebserkrankungen nimmt dagegen ab.
Bei häufigem Sodbrennen sollte der Patient seine Symptome vom Arzt abklären lassen, riet Riemann. Steht die Diagnose Refluxkrankheit fest, muß der Patient vom gastroenterologisch tätigen Internisten überwacht werden, besonders wenn er ein Barrett-Syndrom entwickelt hat. Bei einem Barret-Syndrom haben sich bereits die Plattenepithelzellen der Schleimhaut verändert. Diese müssen gegebenenfalls mit einem Ablationsverfahren in Form einer photodynamischen Therapie oder per Argon-Plasma-Koagulation der Barrett-Schleimhaut entfernt werden. "So entgeht man der Gefahr der Karzinombildung", informierte Riemann.
Von hundert Helicobacter-Trägern entwickeln fünf einen Ulcus
Etwa dreißig bis vierzig Prozent der Bundesbürger leiden von Zeit zu Zeit an dyspeptischen Beschwerden. Ein Drittel davon geht zum Hausarzt. Nach den Ausführungen Riemanns spricht die Praxiserfahrung dafür, Patienten, die erstmalig erkranken und unter 45 Jahren sind, symptomorientiert zu behandeln, ohne gleich eine aufwendige Diagnose zu machen. Bis zu diesem Alter seien bösartige Veränderungen als Ursache der Beschwerden eine absolute Ausnahme. Dies gelte allerdings dann nicht, wenn zusätzlich Alarmsymptome wie unbeabsichtigter Gewichtsverlust, Anämie oder Anzeichen einer Blutung bestehen. Gleiches gelte auch für Menschen, die regelmäßig nichtsteroidale Antirheumatika einnehmen. In diesen Fällen sei immer eine sorgfältige Diagnostik angezeigt.
Für die symptomorientierte Therapie und somit auch für das Beratungsgespräch in der Offizin gelten: Stehen Refluxbeschwerden im Vordergrund, so ist die Behandlung der Wahl die zwei- bis vierwöchige Säuresuppression. Machen Motilitätssymptome wie frühes Sättigungsgefühl oder Druckschmerzen zu schaffen, sind Prokinetika die richtige Wahl. Helicobacter pylori spielt hier nur in Ausnahmefällen eine Rolle. Riemann: "Von hundert Helicobacter-Trägern entwickeln etwa fünf einen Ulcus, sagt die Statistik."
Wird Helicobacter nachgewiesen, so ist die Eradikation mit der Tripeltherapie indiziert. Momentan bevorzuge man die Kombination von Omeprazol, Amoxicillin und Clarithromycin gegenüber der Gabe von Omeprazol, Metronidazol und Clarithromycin, so Riemann. Grund: In der Bundesrepublik besteht eine 30prozentige Resistenz gegenüber Metronidazol. Dagegen sind nur 15 Prozent der Kinder und 7 Prozent der Erwachsenen gegen Clarithromycin resistent. Omeprazol kann genauso gut durch Äquivalenzdosen von Lansoprazol oder Pantoprazol ersetzt werden.
H2-Antagonisten spielen bei dieser Konstellation nur noch eine geringe Rolle. Sie kommen nur dann zum Einsatz, wenn eine Infektion mit Helicobacter pylori ausgeschlossen ist oder wenn Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber anderen Arzneistoffen aufgetreten sind.
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