Neues Gestagen für Hormonersatztherapie |
24.06.2002 00:00 Uhr |
von Stephanie Czajka, Berlin
Seit Oktober vergangenen Jahres ist Climodien® gegen Wechseljahresbeschwerden auf dem Markt. Das Kombinationspräparat enthält neben einem Estrogen das antiandrogen wirksame Gestagen Dienogest. Climodien wirkt ähnlich wie andere Estrogen/Gestagen-Kombinationen, verursacht aber seltener Zwischenblutungen. Zusätzlich wurde seine Wirkung auf Schlafverhalten, Vigilanz und Kognition getestet.
Climodien wird ohne Pause kontinuierlich gegeben. Die Tabletten enthalten je 2 mg Estradionvalerat und Dienogest. Dienogest ist ein Nortestosteron-Derivat, dessen Ethinyl-Gruppe in Position 17 durch eine Cyanomethylgruppe ersetzt wurde. Wie Professor Dr. Alexander Teichmann aus Aschaffenburg betonte, bindet Dienogest nicht an das Sexhormon-binding-Globulin (SHBG) und seine Affinität zum Progesteronrezeptor ist um 10- bis 20-fach geringer als die anderer synthetischer Gestagene. Dennoch wirke es stark progestogen, Grund dafür sei wahrscheinlich die hohe Serumkonzentration. Dienogest ist fast vollständig bioverfügbar, die Halbwertszeit liegt zwischen 6,5 und 12 Stunden. Dienogest wirkt antiandrogen, es wirkt also Vermännlichungs-Erscheinungen durch die Hormonumstellungen im Klimakterium entgegen. Die Proliferation der Gebärmutterschleimhaut werde gut beherrscht, Teichmann sprach von "verlässlicher Amenorrhoe" bei kontinuierlicher Climodien-Gabe.
In klinischen Studien wurde Climodien mit Kliogest (Estradiol, Eestriol und Norethisteron) verglichen. Wie Professor Dr. Bo von Schoultz aus Stockholm, berichtete wirkten beide Präparate ähnlich auf Wechseljahresbeschwerden und Beschaffenheit des Endometriums. Blutungen traten unter Climodien signifikant seltener auf. Durchschnittlich sind unter HRT-Therapie nach dreimonatiger Behandlung 67 Prozent der Frauen amenorrhoisch, nach 12 Monaten 85 Prozent.
Climodien wurde von Professor Dr. Bernd Saletu aus Wien, hinsichtlich
seiner Wirkung auf Schlaf, Vigilanz und Kognition hin untersucht. Ähnlich
wie Estradiolvalerat (EV) verbesserte Climodien subjektiv und objektiv die
Schlafqualität. Nächtliches Schnarchen beeinflusste Climodien besser als
EV. Das Anpassungsvermögen auf bestimmte Reize hin (Vigilanz) besserte
sich unter Climodien nach zwei Monaten im Vergleich zum Beginn der
Therapie. Die Reizverarbeitungszeit (Kognition) verbesserte sich unter
Climodien ebenfalls im Vergleich zum Beginn der Behandlung.
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