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Mit Rotem Weinlaub besser zu Fuß

22.05.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Mit Rotem Weinlaub besser zu Fuß

von Elke Wolf, Rödermark

Zuverlässige Daten zu den derzeit auf dem Markt befindlichen peroralen Venenpräparate sind Mangelware. Zwar gibt es für die Extrakte von Roßkastaniensamen, Mäusedornwurzelstock und Steinklee Positivmonographien, aber valide klinische Studien können nur wenige Präparate mit Aescin und Oxerutinen vorweisen. Jüngst wartete nun auch der Extrakt des Roten Weinlaubs mit guten Ergebnissen auf.

Dazu testeten 260 Patienten zwischen 25 und 75 Jahren über zwölf Wochen den Extrakt des Roten Weinlaubs AS 195 (Antistax® Venenkapseln). Davon gingen schließlich die Ergebnisse von 257 Patienten in die statistische Analyse der Wirksamkeit ein. Die Probanden litten unter chronischer Veneninsuffizienz des Stadiums I oder II, in denen es noch zu keinen relevanten dystrophischen Veränderungen der Haut gekommen ist. Die Studie wurde in randomisiertem, placebokontrolliertem, doppelblindem und multizentrischem Design unter Bedingungen des Good Clinical Practice durchgeführt.

Alle Patienten erhielten zunächst über zwei Wochen. Anschließend nahmen sie einmal täglich über drei Monate entweder weiterhin Placebo (87 Probanden), 360 mg (86) oder 720 mg (84) des Weinlaub-Extraktes. Danach folgte für alle Studienteilnehmer nochmals eine zweiwöchige Placebogabe. Damit wollten die Wissenschaftler prüfen, ob die Therapie anschlägt und wie lange die Wirkung andauert. Die Studienparameter wurden unmittelbar vor der Behandlung, in der sechsten und zwölften Therapiewoche sowie zwei Wochen danach erhoben.

Als primären Endpunkt legte man die Volumenänderung des unteren Beines gegenüber dem Ausgangswert nach zwölf Wochen fest. Diese Daten wurde mit Hilfe der Wasserverdrängungsmethode, der so genannten Plethysmographie, ermittelt. Die für den Patienten wichtigen sekundären Endpunkte wie müde schwere Beine, Schmerz und Spannungsgefühl bestimmte man mit Hilfe der visuellen Analogskala, auf der der Betroffene die Stärke seiner Beschwerden markierte. Zusätzlich beurteilten Arzt und Patient Wirksamkeit und Verträglichkeit.

Nach der Behandlungsphase mit dem 360-mg-Extrakt sank das Unterschenkelvolumen um durchschnittlich 42,2 ml, bei der Therapie mit 720-mg-Extrakt um 66,2 ml. Dagegen vergrößerte sich unter Placebo das Volumen um 33,7 ml. Die Werte waren statistisch signifikant und klinisch relevant. Die Ergebnisse für Sprunggelenk und Wadenumfang lagen in vergleichbarer Dimension. Nachdem das Verum abgesetzt wurde, nahmen die Beinödeme langsam wieder zu - und zwar um so langsamer, je höhere Dosen Weinlaub-Extrakt die Patienten zuvor erhalten hatten. Auch die subjektiven Symptome wie schwere, müde und schmerzende Beine verbesserten sich signifikant in den Verumgruppen, während sich unter Placebo der Zustand nicht änderte. Die Wirksamkeit des Roten Weinlaubs bewerteten 42 Prozent der Ärzte und Patienten als gut und 45 Prozent als zufriedenstellend.

Mit diesem Studienergebnis reiht sich der Extrakt des Roten Weinlaubs in die Liste der empfehlenswerten Phytopharmaka gegen Veneninsuffizienz ein. Im Vergleich zu Studien mit Aescin (zum Beispiel Venostasin®) und Oxerutin (zum Beispiel Venoruton®) hat die Studie mit dem Extrakt des Weinlaubs jedoch ein Manko: Die Effektivität im Vergleich zur Kompressionstherapie wurde nicht untersucht. Dafür ist die vorliegende Untersuchung die einzige Studie, in der auch eine Schmerzlinderung unter die Lupe genommen wurde. Antistax durchläuft derzeit die Nachzulassung. Es handelt sich also um ein fiktiv zugelassenes Arzneimittel.

Quelle:

Kiesewetter, H., et al., Efficacy of Orally Administered Extract of Red Vine Leaf AF 195 in Chronic Venous Insufficiency (Stages I-II). Arzneim.-Forsch/Drug Res. 50 (I), 2, (2000) 109 - 117. Top

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