Pharmazie
Rund vier Millionen
Frauen in Deutschland nehmen hormonale Kontrazeptiva ein.
Trotz weiter Verbreitung sind Einnahmefehler der
häufigste Grund für ein Versagen, sprich eine
ungewollte Schwangerschaft. Was tun, wenn frau die
Einnahme vergessen hat, die Blutung hinausschieben oder
verlegen will oder während der Einnahme schwanger wird?
Arzt und Apotheker sollten gemeinsam durch gute
Beratung zur Risikoreduktion beitragen, forderten
Professor Dr. Christian Lauritzen, Ulm, und Apotheker Dr.
Peter Geiger aus Kreuzwertheim bei der dezentralen
Fortbildungveranstaltung der Bayerischen
Landesapothekerkammer in Regensburg.
Orale Kontrazeptiva machen nicht unfruchtbar, und die
früher postulierte Pillenpause ist heute passé. Unter
Experten ist jedoch noch umstritten, ob die Einnahme vor
einer geplanten Operation abgesetzt werden soll.
Lauritzen plädierte für einen Einnahmestopp vier Wochen
vor dem Eingriff, damit sich nach der Abbruchblutung das
Gerinnungssystem wieder in Ruhe einpendeln"
kann. Als gesichert gilt weiterhin, daß eine
versehentliche Pilleneinnahme während der ersten
Schwangerschaftsmonate das Kind nicht gefährdet.
Pille vergessen, was tun?
Das geringste Risiko einer vergessenen Einnahme besteht
in der letzten Schwangerschaftswoche. Wir das Hormon in
der ersten Woche vergessen, kann es zur
"Durchblutungsovulation" kommen. Generell
bieten Kombipräparate die größte Sicherheit. Bis zu
zwölf Stunden nach der regulären Einnahmezeit kann die
vergessene Pille geschluckt werden. Aus zwei Gründen
rät Geiger, die Pille abends zu nehmen: Mögliche
Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Übelkeit werden
verschlafen, und beim Vergessen kann morgens zeitgerecht
nachgeholt werden. Für Kombipräparate empfiehlt sich
das Schema nach Guillebaud, bei dem die Pilleneinnahme
fortgeführt und keine Abbruchblutung abgewartet wird.
Erfolgt das Versäumnis bei einem Sequenzpräparat in der
ersten Woche (nur Estrogen), so muß zusätzlich
verhütet werden. Fand bereits Geschlechtsverkehr statt
und sollte eine Schwangerschaft auf jeden Fall vermieden
werden, gibt es nur den Ausweg der Postkoitalpille
(Tetragynon®) oder des Kupfer-Intrauterinpessars. Wurden
Pillen der Estrogen-Gestagen-Phase vergessen, kann nach
dem Guillebaud-Schema vorgegangen werden.
Nur wenig Toleranz bietet die Minipille; sie erlaubt drei
Stunden Verzögerung, ansonsten muß zusätzlich
verhütet werden.
Früher oder später: die Menstruation
verschieben
Immer wieder wird der Apotheker gefragt, ob und wie eine
Blutung verschoben werden kann. Auch hier richtet sich
das Vorgehen nach dem Präparatetyp. Generell ist
hinauszögern sicherer als Vorverlegen, da sonst eine
Spätovulation riskiert wird. Lauritzen riet: Bei einem
Kombipräparat läßt man die letzten ein bis sieben Tage
Tabletten weg. Bei Sequenzpräparaten kann die
entsprechende Zahl der Estrogentabletten übersprungen
werden, oder es wird wie bei den Kombis früher
aufgehört.
PZ-Artikel von Brigitte M. Gensthaler, Regensburg
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