Fixkombination erhöht Compliance |
11.04.2005 00:00 Uhr |
Seit Februar ist in Deutschland die Kombination der Nukleotid- beziehungsweise Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Hemmer Tenofovir Disoproxilfumarat und Emtricitabin (Truvada®) zur HIV-Therapie zugelassen. Von Vorteil ist, dass das Kombipräparat nur einmal täglich eingenommen werden muss.
Truvada enthält 300 mg Tenofovir Disoproxilfumarat (Viread®) und 200 mg Emtricitabin (Emtriva®) und kann mit nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmstoffen und Protease-Hemmern kombiniert werden. »Inzwischen bekommt fast jeder dritte HIV-Patient in Deutschland Tenofovir Disoproxilfumarat zur antiviralen Therapie«, sagte Dr. Thomas Mertenskötter, Medizinischer Direktor von Gilead Science, auf der Einführungspressekonferenz. Da es sehr häufig mit Emtricitabin verordnet werde, lag es nahe, die beiden Wirkstoffe in einer Fixkombination anzubieten.
Pharmakokinetisch besteht kein Unterschied zu den Einzelsubstanzen. So wird auch die Kombination nicht über Cytochrom P450 abgebaut. Auf Grund der langen Halbwertszeiten (Plasma-Halbwertszeit circa 17 Stunden, intrazelluläre Halbwertszeit 10 bis 50 Stunden) muss nur eine Filmtablette pro Tag eingenommen werden. Dies ist in der HIV-Therapie von großem Vorteil, da die Therapie von den Patienten ein erhebliches Maß an Disziplin erfordert. In der Regel müssen jahrelang täglich mehrere Tabletten eingenommen und dabei strikt auf deren Einnahmemodalitäten geachtet werden. So sind einige Medikamente nur mit Flüssigkeit, andere dagegen nur nüchtern einzunehmen. Zudem fühlen sich einige Patienten durch die unerwünschten Arzneimittelwirkungen oft schlechter als vorher.
Besser verträglich
Dr. Knud Schewe, Arzt in einer Hamburger HIV-Schwerpunktpraxis, stellte erste Zwischenergebnisse der auf 96 Wochen angelegten, offenen klinischen Studie GS-934 vor. In dieser Studie wird die Wirksamkeit der antiretroviralen Behandlung mit Truvada gegenüber einer Behandlung mit Combivir® (300 mg Zidovudin plus 150 mg Lamivudin) verglichen. Dritter Partner der Kombinationstherapie ist in beiden Studien-Armen der nicht nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmstoff Efavirenz.
Nach 48 Wochen erreichten im Truvada-Arm der Studie mit 80 Prozent deutlich mehr Patienten eine Viruslast unter der Nachweisgrenze von 50 HIV-RNA-Kopien/ml Blut. Im Vergleichs-Arm waren es nur 71 Prozent. Deutliche Unterschiede gab es bei der Verträglichkeit. Wegen unerwünschter Wirkungen wie Anämien, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit brachen im Combivir-Arm 9 Prozent der Behandelten die Therapie ab. In der Truvada-Gruppe waren es nur 4 Prozent.
Bald Dreierkombination
Erste Ergebnisse einer weiteren Studie ergaben, dass auch die Kombination mit dem Protease-Inhibitor Lopinavir die Viruslast erfolgreich senkt. Nach 48 Wochen hatten 90 Prozent der Patienten eine Viruslast unter der Nachweisgrenze von 50 HIV-RNA-Kopien/ml Blut. Ob nun ein Protease-Inhibitor oder nicht nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Hemmstoff als dritte Komponente der Therapie gewählt wird, muss bei jedem Patienten individuell entschieden werden.
Laut Dr. Andre Cheng, Medizinischer Direktor bei Gilead Science, ist die Entwicklung der Fixkombination nur ein weiterer Schritt in Richtung einer Dreierkombination. Damit sei eine antiretrovirale Behandlung mit nur einer Tablette pro Tag möglich. Eine Vereinbarung für die Entwicklung einer solchen Tablette sei im Dezember 2004 mit dem Unternehmen Bristol Myers Squibb getroffen worden. Die Tablette soll außer Tenofovir Disoproxilfumarat und Emtricitabin auch Efavirenz enthalten.
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