Ebastin kommt rechtzeitig zur Heuschnupfensaison |
04.03.2002 00:00 Uhr |
von Ulrich Brunner, Wiesbaden
Die warmen Tagen in den vergangenen Wochen gingen Allergikern auf die Nase. Bereits Ende Januar blühten die ersten Erlen und Haselsträucher und sorgten in diesem Jahr für einen besonders frühen Start der Heuschnupfen-Saison. Seit 1. März steht in Deutschland ein weiteres Antihistaminikum zur Verfügung. Der von Bayer-Vital unter dem Handelsnamen Ebastel® vermarktete Arzneistoff Ebastin stammt aus der Forschungsabteilung des spanischen Partners Almirall-Prodesfarma.
Der Leverkusener Konzern setzt erneut auf die guten Kontakte zu seinen spanischen Kollegen. Denn das seit letztem Jahr in Deutschland ausgebotene Almotriptan wurde ebenfalls von Wissenschaftlern der Almirall-Prodesfarma entwickelt. Bayer-Vital-Geschäftsführer Dr. Hans-Joachim Rothe erhofft sich von solchen Allianzen eine zwischenzeitliche Sicherung von Umsätzen und Arbeitsplätzen. Denn die Entwicklung eigener innovativer Arzneistoffe koste nicht nur viel Geld, sondern auch Zeit, so Rothe bei der Einführungspressekonferenz von Ebastin vergangene Woche in Wiesbaden. Nicht zuletzt der Rückruf von Lipobay® habe einen Strategiewechsel erforderlich gemacht.
Das Antihistaminikum Ebastin ist in Spanien bereits seit Anfang der 90er-Jahre auf dem Markt. Das Präparat wurde jetzt in Deutschland zur symptomatischen Behandlung der saisonalen und perennialen allergischen Rhinitis und Juckreizstillung bei Urtikaria zugelassen. Ebastin wird in der Leber rasch in den wirksamen Metaboliten Carebastin umgewandelt, der den Histamin-Rezeptor vom Typ 1 blockiert und so allergische Reaktionen unterdrückt.
In klinischen Studien war der Neuling modernen Antihistaminika ebenbürtig, berichtete Professor Dr. Ludger Klimek vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden. Ebastin hemme effektiv die unter anderem von Immunglobulin E stimulierte Freisetzung von Leukotrienen und Prostaglandinen. Ein Vorteil von Ebastin sei seine lange Halbwertszeit, so dass nur einmal täglich 10 bis 20 mg eingenommen werden müssen. Die höhere Dosierung ist in Deutschland allerdings noch nicht zugelassen.
In einer Untersuchung an Patienten mit saisonaler Rhinitis habe Ebastin in einer Dosis von 10 mg vergleichbar gut abgeschnitten wie Loratadin. Die 20-mg-Dosierung war sogar überlegen, so Klimek. Eine Sedierung war dagegen nicht nachweisbar.
"Antihistaminika sind nur eins von vielen Werkzeugen im
Allergiemanagement", erläuterte Professor Dr. Johannes Ring von der
Klinik für Dermatologie und Allergologie an der Technischen Universität
München. Die Vielfalt der verfügbaren Präparate ermögliche eine
individuelle Therapie. "Wir brauchen allerdings nicht nur neue
Wirkstoffe, sondern müssen auch in die fachliche Kompetenz der
Ärzteschaft investieren", so der Mediziner. Die Zahl der Allergiker
in Deutschland sei in den letzten Jahren besorgniserregend gewachsen. Viel
zu häufig würden ohne Konzept wahllos verschiedene Medikamente
verordnet, kritisierte auch Professor Dr. Ulrich Wahn aus Berlin. Dabei
habe erst vor kurzem eine Studie gezeigt, dass die Therapie von
Allergiepatienten nach Richtlinien wesentlich effektiver sei. Wahn:
"Mehr als fünf verschiedene Präparate braucht kein
Allergiker." Er hätte aber schon erlebt, dass Patienten gleichzeitig
bis zu 35 unterschiedliche Arzneimittel einnehmen.
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