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Cimicifuga statt Soja

07.07.2003  00:00 Uhr
PZ-Akademie Kongress

Cimicifuga statt Soja

Seitdem die WHI-Studie den Nutzen der Estrogensubstitution in der Postmenopause in Frage gestellt hat, versuchen Hersteller von Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmitteln, diesen Markt zu besetzen. Dabei liegen Licht und Schatten nahe beieinander. Nach Einschätzung des Göttinger Endokrinologen Professor Dr. Wolfgang Wuttke gibt es durchaus Präparate, deren Wirksamkeit in validen klinischen Studien belegt ist.

Besonders gut sei die Datenlage für Extrakte aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa). Sowohl in Tierversuchen als auch in einer dreiarmigen klinischen Studie habe der Spezialextrakt (BNO 1055, Handelsname Klimadynon®) seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt, sagte Wuttke. Cimicifuga-Extrakt verbessere die klimakterischen Symptome ebenso effektiv wie konjungierte Estrogene. Der Extrakt zeige eine estrogene Wirkung im Hypothalamus und verringere damit postmenopausale Hitzewallungen. Zudem habe Cimicifuga einen leichten vaginotropen und einen deutlicheren antiosteoporotischen Effekt. Im Tierversuch zeigte der Extrakt auch an der Harnblase eine positive Wirkung. Wie Wuttke ausführte, besserte sich bei inkontinenten Ratten unter Cimicifuga-Therapie die Symptomatik.

Im Wesentlichen stimmen tierexperimentelle und zellbiologische Daten mit den Beobachtungen der klinischen Studien überein. Allerdings zeigte der Extrakt im Tierversuch eine schwächere vaginotrope und antiosteoporotische Wirkung als konjugierte Estrogene.

Im Gegensatz zu diesen habe er aber keine unerwünschte endometriale Wirkung und auch keinen Effekt an den Brustdrüsen. Die durch die Bindung von Estrogenen an Rezeptoren in diesen Organen ausgelöste Zellproliferation wird mit der beobachteten Häufung von Brust- und Gebärmutterkrebs unter Hormontherapie in Verbindung gebracht. Folglich dürfte die Therapie mit Cimicifuga-Extrakt die Tumorbildung nicht begünstigen.

Kein Beleg für Soja oder Rotklee

Während Wuttke die Einnahme von Traubensilberkerze-Präparaten eindeutig befürwortet, lehnt er den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln zur Behandlung klimakterischer Beschwerden ab. Für die beiden Bestseller in dieser Indikation, Soja und Rotklee, gebe es keinerlei Beweise dafür, dass sie die Symptomatik in der Postmenopause verbesserten. Dies gelte auch für die isolierten Soja-Isoflavone Daidzin und Genistein.

Auch für die dem Soja zugeschriebene antikanzerogene Wirkung gebe es keine stichhaltigen Beweise, stellte der Endokrinologe fest. Die Hersteller dieser Nahrungsergänzungsmittel verweisen als Beleg für die Wirksamkeit ihrer Produkte auf japanische Frauen, die weitaus seltener an Brustkrebs erkranken als westliche Frauen. Grund dafür soll der hohe Soja-Anteil in der ost-asiatischen Kost sein. Verstärkt wird dieses Argument durch die Beobachtung, dass Japanerinnen, die in ein westliches Land ziehen und dessen Ernährungsgewohnheiten annehmen, ein höheres Brustkrebsrisiko haben.

Ergebnisse von Tierversuchen lassen nach Wuttke allerdings erhebliche Bedenken aufkommen, dass der Verzehr von Soja dieses Risiko tatsächlich vermindert. Bei adulten Ratten zeigte Genistein keinerlei positive Wirkung, allein bei prämenopausalen Ratten, hatte es einen positiven Effekt. Nach diesen Ergebnissen wäre es also höchstens sinnvoll, Mädchen vor der Pubertät eine sojareiche Kost zu servieren. Doch selbst dies scheint aus Wuttkes Sicht bedenklich, denn gereinigte Isoflavone wie Genistein stimulieren bei Ratten die Proliferation des Endo- und Myometriums. Eine kanzerogene Wirkung auch beim Menschen sei deshalb nicht auszuschließen.

 

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