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Topica für Atopiker

01.07.2002  00:00 Uhr

PZ-Akademie

Topica für Atopiker

"Neurodermitis ist eine vielschichtige Erkrankung", sagte Professor Dr. Rolf Daniels von der Technischen Universität Braunschweig. "Deshalb ist auch die Therapie vielschichtig und muss individuell auf den Patienten angepasst werden".

Die Haut des Atopikers weist eine gestörte Barrierefunktion auf, was zu einem erhöhten transepidermalen Wasserverlust führt. Zusätzlich ist das Wasserbindungsvermögen des Stratums corneum herabgesetzt. Daher ist für Patienten mit Neurodermitis die richtige Basistherapie entscheidend: Sie soll die Hauttrockenheit und die gestörte Barrierefunktion verbessern sowie die Keimbesiedlung verringern und den Juckreiz mindern.

Bestandteile einer Basispflege sind laut Daniels eine adäquate Reinigung. Denn "die Haut aus Angst vor weiterer Austrocknung nicht zu reinigen, ist keine Lösung". Allerdings sollten Atopiker bei der Auswahl der Produkte sehr vorsichtig sein und selbst milde Reinigungspräparate äußerst sparsam verwenden. Neben Ölbadern sind vor allem adäquate Pflegeprodukte für die tägliche Behandlung der trockenen Haut wichtig. Hierbei ist auch die richtige Vehikelauswahl entscheidend, da die Grundlage die Hautfunktion beeinflussen kann. So vermindern zum Beispiel Wasser-in-Öl-Cremes (W/O-Cremes) den Wasserverlust deutlich besser als Öl-in-Wasser-Cremes (O/W), erklärte der Referent. Zusätzlich können Pflegecremes auch spezielle Wirkstoffe wie Linolsäure enthalten. Denn bei Neurodermitis-Patienten ist auf Grund einer Störung des Lipidstoffwechsels die Konzentration dieser Fettsäure erniedrigt, während die Ölsäurekonzentration erhöht ist. Auch die für die gesunde Struktur der Haut wichtige Linolensäure ist beim Atopiker nicht ausreichend vorhanden. Sie kann zum Beispiel über Pflegeprodukte, die Nachtkerzenöl enthaltend, zugeführt werden.

"Es nützt allerdings nicht viel, Wasser auf die Haut aufzubringen, wenn es sich nicht in ihr halten kann", so Daniels. Der Haut von Atopikern fehlen natürliche Feuchthaltefaktoren wie Harnstoff, freie Carbonsäuren, Magnesiumsalze oder Citrate. Eine Substitution dieser Substanzen zum Beispiel des wichtigen Feuchthaltefaktors Urea verbessert den Zustand der Haut deutlich. In einer geeigneten Grundlage ist eine Konzentration von 2 bis 12 Prozent Harnstoff für die Therapie bei Erwachsenen geeignet. Pflegecremes für Kinder sollten nicht mehr als 5 Prozent des Wirkstoffs enthalten, da bei ihnen die Nebenwirkungen wie Hautirritationen, Rötungen und Brennen besonders häufig auftreten. Bei ganz kleinen Kindern sollte die Urea-Creme vor einer Therapie auf einem kleinen Hautareal getestet werden, "denn Brennen ist nicht viel besser als Jucken".

In der Behandlung einer akuten Phase der Neurodermitis spielen seit neustem neben Glucocorticoiden die immunmodulierenden Makrolidlaktone eine Rolle. So ist das Präparat ProtopicÒ mit dem Wirkstoff Tacrolimus seit März 2002 auf dem europäischen Markt erhältlich. Die wasserfreie Formulierung der nicht hydrostabilen Substanz ist allerdings "nicht gelobt worden", so Daniels. In nächster Zeit soll aber eine Cremeformulierung auf den Markt kommen. Die Wirksamkeit der Substanz ist dagegen laut Daniels sehr gut: So ging die Fläche des betroffenen Hautareals bei Erwachsenen unter Therapie um rund zwei Drittel zurück, bei Kindern sogar noch deutlicher. Außerdem nahm der Juckreiz merklich ab. Ein Wermutstropfen sind allerdings die recht häufigen Nebenwirkungen von Tacrolimus: Bei 40 bis 50 Prozent der erwachsenen Patienten treten Juckreiz, ein Brennen der Haut und Erytheme auf. Die Salbe sollte nicht direkt nach dem Duschen oder Baden aufgetragen werden, riet der Referent, denn die Applikation auf nasse Haut provoziere die Nebenwirkungen. Auch UV-Strahlung kann unerwünschte Folgen haben. Daher ist vor einem Urlaub eine Beratung zum richtigen Umgang mit der Sonne nötig.

 

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