Lust auf mehr |
19.11.2001 00:00 Uhr |
Dr. Martin Schulz vom ZAPP sieht vielmehr große Chancen, wenn die Beteiligung der Apotheker an Disease-Management-Programmen und die Verankerung der Pharmazeutischen Betreuung in der Apothekenbetriebsordnung erreicht werden. "Wir stehen vor einem großen Sprung nach vorne; dafür haben wir die letzten Jahre gearbeitet." Prozesse, Manuale und EDV-Hilfen erleichtern heute den Kollegen den Einstieg in die Patientenbetreuung und die Dokumentation. Ursula Kalb, Vorstandsmitglied der BLAK, warb nachdrücklich für die bayerische Strategie der "kleinen Schritte". Die intensivierte Beratung ebne den Weg zur Pharmazeutischen Betreuung und motiviere Kunden und Kollegen. "Das macht Lust auf mehr." Um die nötige Breitenwirkung zu erzielen, müssten viele Apotheker die Betreuung anbieten.
Eine enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis sieht Professor Dr. Marion Schaefer aus Berlin als unerlässlich an, um das neue Aufgabenfeld zu etablieren. Die Wissenschaft erarbeite Lösungen für praktische Probleme; diese Vorschläge könne der Apotheker umsetzen. Die Herausforderungen, die durch Einbindung der Apotheker in die integrative Versorgung entstehen, könnten ebenfalls nur in Kooperation bewältigt werden.
Mit der neuen Approbationsordnung sind die Hochschulen gefordert, die Klinische Pharmazie in die universitäre Ausbildung zu integrieren. Dabei müssen praktisch tätige Apotheker eingebunden werden, forderte Uta Müller, Doktorandin in Schaefers Arbeitskreis. Rein wissenschaftlich orientierte Kollegen könnten den gewünschten starken Praxisbezug nicht herstellen. Für approbierte Apotheker bietet die zertifizierte Fortbildung, zum Beispiel im Bereich Asthma oder Diabetes, eine gute Möglichkeit, mit der Klinischen Pharmazie vertraut zu werden. Diese Fortbildung müsse ausgeweitet werden.
In diesem Zusammenhang hob Schneider das CARE-Projekt vor, in dem sich Studenten bereits während der Ausbildung mit Pharmazeutischer Betreuung befassten und diese dann in der Apotheke umsetzten. Die fundierte Ausbildung schafft Kompetenz, die wiederum nötig sei für das Gespräch mit dem Arzt. Um den Austausch zwischen Studenten, Praktikanten und Approbierten zu fördern, habe man bewusst alle Gruppen zu diesem Workshop-Wochenende an einer bayerischen Universität eingeladen, sagte der Vizepräsident. Die Begeisterung aller Teilnehmer für die Pharmazeutische Betreuung solle jetzt nach außen dringen. Einstimmig verabschiedeten das Auditorium daher eine Resolution, die Schneider als "Plädoyer für den Apotheker als Heilberufler" bezeichnete. "Zu dieser Verantwortung bekennen wir uns."
Resolution Die Teilnehmer des Wochenendworkshops "Patient & Pharmazeutische Betreuung" in Erlangen begrüßen alle Initiativen, die geeignet sind, Pharmazeutische Betreuung in öffentlichen und Krankenhausapotheken schnell und umfassend umzusetzen. Auch ein Stufenkonzept der Pharmazeutischen Betreuung bringt uns dem Ziel näher und führt dazu, dass möglichst viele Patienten und Ärzte die "neue Apotheke" zeitnah erleben. Apotheker müssen auch in die derzeit laufenden Vorbereitungen zur Entwicklung und Umsetzung von Disease-Management-Programmen eingebunden werden, wenn eine sektorübergreifende Betreuung von Patienten erreicht werden soll. Der Patient und seine Lebensqualität stehen im Mittelpunkt unserer Bemühungen. Dieser Herausforderung als Heilberuf stellen wir uns gerne. Der Gesetzgeber sollte jedoch auch die entsprechenden Rahmenbedingungen für eine optimale und integrative gesundheitliche Versorgung schaffen.
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