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Phyto-SERM für die Wechseljahre

04.11.2002  00:00 Uhr
Cimicifuga racemosa

Phyto-SERM für die Wechseljahre

von Brigitte M. Gensthaler, München

Gegen klimakterische Beschwerden sind nicht viele Kräuter gewachsen. Als Phytopharmakon ist Cimicifuga racemosa, die Traubensilberkerze, seit langem etabliert.

Auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel tummeln sich dagegen zahlreiche Zubereitungen, die beispielsweise Isoflavone aus Sojabohnen oder Rotklee enthalten. Die Phytoestrogene sollen Wechseljahrsbeschwerden günstig beeinflussen. Eine knochenprotektive Wirkung ist im Tierexperiment belegt.

Jedoch: „Nahrungsergänzungsmittel sind zur Therapie nicht geeignet“, betonte Dr. Erwin Häringer, Pharmakotherapieberater der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, bei einem Pressegespräch des Komitee Forschung Naturmedizin (KFN) in München. Nur Arzneimittel, die einen klinischen Wirksamkeitsnachweis erbracht haben, dürften therapeutisch eingesetzt werden. Dies gelte für Extrakte aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze, Cimicifuga racemosa, für die pharmakologische Untersuchungen und klinische Studien vorlägen.

Welche Inhaltsstoffe die Wirkung bestimmen, ist noch nicht klar. Nachgewiesen wurden Triterpen-Glykoside, Flavonoide, Isoferulasäure und Hydroxyzimtsäure-Ester. Früher wurden dem Extrakt rein Estrogen-artige Wirkungen zugeschrieben. Da jedoch auch Estrogen-antagonistische Effekte beobachtet wurden, geht man heute eher von einer selektiven Estrogenrezeptor-Modulation (SERM) aus. Ein Phyto-SERM sollte, so Häringer, die zentralnervös bedingten Beschwerden der Frau bessern sowie Vaginalepithel und Knochenstoffwechsel günstig beeinflussen, aber das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut nicht stimulieren.

In einer randomisierten doppelblinden, aber nicht placebokontrollierten Studie mit 150 peri- und postmenopausalen Frauen wurden zwei Dosen eines Wasser-Isopropanol-Extraktes (Tagesdosis entsprechend 40 mg oder 120 mg Droge) verglichen. Die Beschwerden, gemessen mit dem Kuppermann-Index, gingen innerhalb von vier Wochen deutlich zurück. Der Effekt blieb über sechs Monate erhalten. Die höhere Dosis wirkte nicht besser als die von der Kommission E empfohlene niedrigere Tagesdosis. Die Responderraten lagen bei 70 und 72 Prozent. Ein estrogener Effekt am Genitaltrakt (Vaginalzytologie) wurde nicht beobachtet.

Bei Ratten mit induziertem Mammatumor stimulierte der Extrakt, anders als Mestranol, das Tumorwachstum nicht. Dies könnte interessant sein für Frauen, die nach einer Brustkrebstherapie an klimakterischen Beschwerden leiden. Allerdings ist dieser Ansatz noch intensiv zu prüfen.

Studien deuten auch auf einen osteoprotektiven Effekt des Extraktes hin. Jedoch reichen die Daten bislang nicht aus, um Cimicifuga-Extrakt zur Osteoporoseprophylaxe einsetzen zu können.

Klimakterische und psychische Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen und Gereiztheit können die Frau erheblich belasten, berichtete die Allgemeinmedizinerin Dr. Gabriele Pöschl aus Röhrmoos. Den geschilderten Leidensdruck sollten Arzt und Apotheker daher unbedingt ernst nehmen. Cimicifuga-Präparate seien geeignet in der Anfangsphase des Klimakteriums, bei leichten Beschwerden oder zur Überbrückung, wenn eine Hormonersatztherapie schrittweise reduziert wird. Für Patientinnen, die eine Hormontherapie grundsätzlich ablehnen, sei das Phytopharmakon das Mittel der ersten Wahl. Top

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