LAAM, ein lang wirksames Substitut |
25.10.1999 00:00 Uhr |
Bereits seit 1993 ist Levo-alpha-Acetyl-Methadol (LAAM) in den USA zur Substitutionstherapie zugelassen. Seit letztem Jahr liegt auch eine europäische Zulassung der EMEA für die Lösung vor (Orlaam® von Sipako). Wesentlicher Vorteil gegenüber Methadon: LAAM muss nicht mehr täglich eingenommen werden.
Der synthetische Agonist am µ-Rezeptor wirkt vor allem im ZNS und der glatten Muskulatur. Seine Hauptwirkungen sind Analgesie und Sedation, doch es entwickelt sich rasch eine Toleranz. Auch LAAM macht abhängig und löst ein Abstinenzsyndrom wie andere Opioide aus.
Nach peroraler Gabe wird LAAM im Gastrointestinaltrakt resorbiert; die Bioverfügbarkeit liegt zwischen 40 und 50 Prozent. Der Metabolit Nor-LAAM ist drei- bis sechsmal wirksamer als die Muttersubstanz; Dinor-LAAM ist äquipotent. Alle drei Stoffe haben eine lange Halbwertszeit: LAAM 2,6 Tage, das demethylierte Produkt zwei Tage und der Dinor-Metabolit vier Tage. Steady-state-Bedingungen werden daher erst nach 16 bis 20 Tagen erreicht. Auf Grund der langen Halbwertszeit ist eine dreimal wöchentliche Gabe möglich, erklärte Dr. Thomas Finkbeiner vom Evangelischen Krankenhaus Lütgendortmund bei einer Pressekonferenz von AddiCare.
Da besonders die Dinor-LAAM-Plasmaspiegel wenig schwanken, werden unerwünschte psychotrope Effekte eher vermieden als bei Methadon. Die Patienten beschreiben dies als "feel more normal". In einer Metaanalyse aus 14 randomisierten kontrollierten Studien wurden unter LAAM tendenziell weniger illegale Drogen konsumiert. Eine deutsche Multicenter-Studie mit 84 Patienten, die randomisiert entweder LAAM oder Methadon bekamen, wird gerade ausgewertet, berichtete Finkbeiner in München.
Die Substitutionsbehandlung beginnt immer mit dem besser steuerbaren Methadon. Nach Abschluss der Dosisfindung kann abrupt auf LAAM umgestellt werden, wobei dieses 1,2- bis 1,3-fach höher dosiert werden muss. In der Erhaltungstherapie betragen die Dosen im Mittel 60 bis 90 mg dreimal wöchentlich. Das maximale Dosierungsschema sieht laut Finkbeiner die Gabe von dreimal wöchentlich 140 mg LAAM vor (alternativ 130 - 130 -180 mg). Wie andere Opiate ist die Substanz bei Asthma bronchiale und Atemwegserkrankungen kontraindiziert. Eine Take-home-Verordnung ist nicht zulässig.
Die Firma AddiCare bemüht sich derzeit um die Zulassung von LAAM-Tabletten nach dem gegenseitigen Anerkennungsverfahren. Die Zulassung zur Ersteinstellung von Heroinabhängigen werde aus Sicherheitsgründen nicht beantragt, so Geschäftsführer Dr. Ray Masch. Für maximal 40 Prozent der Patienten wird LAAM das beste Substitut sein, schätzt Masch; für die meisten bleibt Methadon vorerst aber der Goldstandard.
Literatur: Finkbeiner, Th., Hagen, S., Wolstein,
J., LAAM in der Substitutionsbehandlung Heroinabhängiger. In: Günther, A. (Hrsg.),
Drogensucht: Substitutionstherapie in der Praxis. MMW Verlag 1999, S. 46 - 51.
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