Pharmazeutische Zeitung online

Doppelter Angriff

15.10.2001  00:00 Uhr
TELITHROMYCIN

Doppelter Angriff

von Stephanie Czajka, Berlin

Am 15. Oktober ist Telithromycin (Ketek®) von Aventis Pharma auf den deutschen Markt gekommen. Telithromycin ist das erste Antibiotikum aus der neuen Gruppe der Ketolide. Ketolide greifen im Gegensatz zu Makroliden an einer zweiten Stelle am Ribosom des Bakteriums an. Die Resistenzrate sei daher gering, hieß es auf einer Pressekonferenz in Berlin. Telithromycin wird vor allem bei Atemwegsinfektionen wie Lungenentzündung eingesetzt.

Ein "hervorragendes Rational Drug Design" zeichne die Entwicklung von Telithromycin aus, sagte Dr. Detlev Geiger aus Frankfurt. Systematisch sei versucht worden, die Grundstruktur des Erythromycin zu verbessern. Professor Dr. Fritz Kayser aus Zürich machte insbesondere zwei der Modifikationen für die verbesserte Wirkung verantwortlich. An Position 11 und 12 wurde ein Carbamat mit Seitenkette eingeführt. Es verstärkt die Affinität am Ribosom. An Position drei der Grundstruktur wurde ein Zucker gegen eine Keto-Gruppe ausgetauscht - daher der Name Ketolid. Dieses Keton ist verantwortlich für die hohe Säurestabilität und die geringe Ausbildung von Resistenzen gegen die Klasse der MLSB-Antibiotika (Makrolid-Lincosamid-Streptogramin-B), eine Klasse zu der auch die Ketolide gehören.

Wie Erythromycin greift Telithromycin an der so genannten Domäne V der 23S-Untereinheit der ribosomalen RNA an. Anders als das Makrolid hängt es sich aber ebenso an die Domäne II des Moleküls. Es kann daher noch Bakterien inaktivieren, die ihre Domäne V bereits verändert und dem Zugriff der Makrolide entzogen haben. Langfristig ist die Resistenzbildung allerdings nicht auszuschließen. "Wir werden auch mit dieser Substanz über die Zeit nicht ohne Resistenzprobleme bleiben", sagte Professor Dr. Wolfgang Petermann, Paderborn. Der Anpassungsprozess werde aber dauern, so dass gegenwärtig ein hilfreiches Medikament zur Verfügung stehe.

Ketek ist zugelassen zur Behandlung akuter Exazerbationen der chronischen Bronchitis, bei akuter Sinusitis, ambulant erworbener Pneumonie, bei Pharyngitis und Tonsilitis. In klinischen Studien wurden bei diesen Indikationen Heilungsraten von etwa 90 bis 94 Prozent beobachtet. Die Substanz wirkte ähnlich wie die Vergleichsantibiotika Amoxicillin, Cefuroxim oder Penicillin.

Behandelt wird in der Regel über fünf Tage, bei Lungenentzündung wird das Antibiotikum sieben bis zehn Tage gegeben. Telithromycin sei bestens für eine "First-Line-Therapie ambulant erworbener Atemwegsinfektionen geeignet", heißt es in der Presseerklärung der Firma. Um die neue Waffe nicht abzustumpfen riet Petermann jedoch zum "sorgsamen Umgang" mit Telithromycin. Die Anwendung sollte auf Risikogruppen beschränkt bleiben.

Ketek wirkt gegen ein breites Bakterienspektrum. So beispielsweise gegen Streptococcus pneumoniae, Staphylococcus aureus, Haemophilus influenzae, Moraxella catarrhalis, gegen Legionellen, Chlamydien und Mykoplasmen. Einmal täglich werden 800 mg gegeben. Da es sehr säurestabil ist, spielt der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme keine Rolle. Die Halbwertszeit beträgt 10,6 Stunden. Das Antibiotikum reichert sich im Gewebe an. So ist Telithromycin beispielsweise in den Alveolen nach acht Stunden sechsmal höher konzentriert als im Plasma. Telithromycin wird zu 76 Prozent über die Leber ausgeschieden.

Zu Nebenwirkungen kommt es insbesondere im Magen-Darm-Bereich. Etwa 14 Prozent der Patienten bekamen Durchfall, acht Prozent litten unter Übelkeit und Erbrechen. Aber weniger als ein Prozent der Patienten brach die Behandlung wegen Unverträglichkeiten ab, berichtete Petersen.

Telithromycin darf nicht mit Ergotaminen zusammen gegeben werden, da deren vasospastische Wirkung unkontrolliert verstärkt wird. Statine sollten während der Behandlung abgesetzt werden. Zu weiteren Wechselwirkungen kommt es beispielsweise mit Ketokonazol oder Terfenadin. Verträglich ist hingegen die gleichzeitige Gabe von Substanzen wie Theophyllin, Warfarin, Kontrazeptiva, Antacida oder Ranitidin. Top

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