Pharmazeutische Zeitung online

Creme ersetzt OP

04.10.2004  00:00 Uhr
Hautkrebs

Creme ersetzt OP

von Gudrun Heyn, Neuß

Zur Behandlung des oberflächlichen Basalzellkarzinoms (sBCC) ist in Deutschland erstmals eine Creme zugelassen worden. Mit dem Wirkstoff Imiquimod kann sie unter bestimmten Voraussetzungen sogar die üblichen Therapieverfahren überflüssig machen.

„Das Basalzellkarzinom ist mit Abstand der häufigste bösartige Tumor des gesamten Organismus“, sagte Professor Dr. Enno Christophers von der Universität Kiel auf einer von 3M Medica unterstützten Pressekonferenz. Da das BCC nicht metastasiert, wurde seine Bösartigkeit bisher vielfach unterschätzt. Doch der Tumor wächst invasiv und destruierend. Mit der Zeit kann er sogar Knochen zerstören und schwere Geschwüre verursachen. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) fordert daher, das BCC in das Krebsregister aufzunehmen.

BCC zeigt sich zunächst als dünne, verfärbte Hautstelle (oberflächliches/superfizielles Karzinom) oder tritt in Form eines kleinen, hautfarbenen Knotens (noduläres Karzinom) auf. Oft ist der Tumor schwer zu erkennen. Kopf- und Halsbereich, aber auch der Rumpf sind besonders gefährdet. Bisher war es üblich, den Tumor per Operation, Kryotherapie oder elektrische Schlinge zu entfernen. Diese Verfahren sind jedoch aufwendig, schmerzhaft und hinterlassen in den meisten Fällen Narben. Die neu für die Behandlung des sBCC zugelassene Substanz Imiquimod hingegen wirkt in der Regel bei beiden Formen des BCC, ohne dass Narben zurückbleiben.

Immunsystem anfeuern

Imiquimod ist ein Immunmodulator, der bereits seit einiger Zeit zur Behandlung von Feigwarzen eingesetzt wird. Der Wirkstoff entfaltet seine immunmodulierenden sowie antitumoralen Eigenschaften, indem er an Membranrezeptoren der körpereigenen Immunzellen bindet, die für die ganz frühe Immunabwehr verantwortlich sind. Interferon a und andere Zytokine werden dadurch induziert.

Bei der Behandlung des oberflächlichen Basalzellkarzinoms mit Imiquimod (Aldara® 5-prozentige Creme) wurden in Studien weltweit Abheilungsraten von 75 Prozent, in einzelnen Studien sogar über 90 Prozent erreicht, berichtete Professor Dr. Eggert Stockfleth von der Charité, Berlin. Die behandelten Tumoren hatten dabei einen Mindestdurchmesser von 0,5 cm2 und waren maximal 2 cm groß.

Die Therapie mit Imiquimod dauert in der Regel sechs Wochen, wobei die Patienten die Creme fünfmal wöchentlich vor dem Zubettgehen dünn auf den Tumor und einem Zentimeter Haut um ihn herum auftragen. Vor dem Eincremen muss die Geschwulst mit milder Seife gewaschen und sorgfältig abgetrocknet werden. Dann wird die Creme in ausreichender Menge aufgebracht und so lange eingerieben, bis sie eingezogen ist. Eine Überdosierung ist dabei auf Grund der minimalen perkutanen Resorption unwahrscheinlich. Nach der Einwirkzeit von circa acht Stunden muss Imiquimod jedoch unbedingt wieder abgewaschen werden.

Zwölf Wochen nach der Behandlung kann das Ergebnis der Therapie dann abschließend beurteilt werden. Doch bereits nach zehn Wochen sind in der Regel weder der ehemalige Sitz des Tumors noch Narben zu erkennen.

Nebenwirkung erwünscht

Sehr häufig zeigen die Patienten unter der Behandlung mit Imiquimod eine schwere entzündliche Rötung der Haut. Dies ist ein positives Zeichen, denn es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Intensität der lokalen Hautreaktion und der vollständigen Heilung des Karzinoms.

Als unerwünschte Hautreaktionen wurden in den Studien darüber hinaus Ödeme, Verhärtungen, Erosionen, Krusten- und Schuppenbildungen, Bläschen sowie Ulcerationen beobachtet. Die behandelte Haut juckt häufig. Auch Schmerzen, Brennen, Ausschlag und Blutungen zählen zu den unerwünschten Wirkungen. Eher selten sind Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome. Die Therapie mit Imiquimod ist insgesamt jedoch weit weniger belastend als die bisher üblichen Verfahren zur Tumorentfernung.

Dabei zeigen die Therapieoptionen Eincremen oder OP durchaus vergleichbare Erfolge. An der Charité wurden ein Jahr nach der Imiquimod-Therapie Rezidivraten von etwa 4 Prozent beobachtet. Dies entspricht den Werten, die auch mit einer chirurgischen Behandlung erreicht werden.

Studien zeigen, dass Imiquimod ebenfalls bei der Aktinischen Keratose gut wirksam ist. Sie ist die frühe Form des Plattenepithelkarzinoms, das in jedem zehnten Fall tödlich endet. Die Zulassung für diese Indikation wird im nächsten Jahr erwartet.

 

Heller Hautkrebs Jahr für Jahr erkranken in Deutschland bis zu 120.000 Menschen neu an hellem Hautkrebs, davon allein 70.000 an BCC. Doch die Inzidenz für BCC ist nicht konstant. Jährlich wächst die Zahl um bis zu 6 Prozent. Ob beim Baden am Strand oder beim Freizeitsport, viel zu intensiv setzen sich Menschen den UV-Strahlen der Sonne aus. Gefährdet sind alle, die sich oft im Freien aufhalten. Dazu gehören auch Bauarbeiter, Landwirte und Gärtner. Experten schätzen, dass in Zukunft fast jedes Neugeborene im Laufe seines Lebens an hellem Hautkrebs erkranken wird.

  Top

© 2004 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa