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Tückischer Sekretstau in den Nasennebenhöhlen

29.09.2003  00:00 Uhr
Sinusitis

Tückischer Sekretstau in den Nasennebenhöhlen

von Sabine Schellerer, Neumarkt

Schlechte Nachrichten für Patienten, die an einer Sinusitis leiden: Eine wirkungsvolle kausale Behandlung der Nasennebenhöhlenentzündung existiert nicht. Dennoch gibt es Therapieansätze, die das Leiden beherrschen können – besonders, wenn sie frühzeitig zum Zuge kommen.

Mit einer Sinusitis müssen sich alljährlich 10 bis 15 Prozent der Deutschen herumschlagen, ein Drittel davon mit der chronischen Form. Bei dieser Erkrankung sind die Schleimhäute einer oder mehrerer Nasennebenhöhlen schwer entzündet. Dabei ist zu 75 Prozent das vordere und zu 31 Prozent das hintere Siebbein beteiligt. Bei einem Drittel der Patienten zieht die Erkrankung die Stirnhöhle in Mitleidenschaft. In aller Regel sind zusätzlich die Schleimhäute der Nase betroffen.

Hinter der unkomplizierten akuten Sinusitis stecken meist Rhinoviren, aber auch Influenza- und Parainfluenzaviren, Mycoplasmen und Clamydia pneumonia. Bei 20 Prozent der Patienten gewinnen nach etwa einer Woche Bakterien die Oberhand. „Warum sich bei Einigen eine chronische Sinusitis entfaltet, wissen wir nicht genau. Es handelt sich hier um ein multifaktorielles Geschehen, dessen genaue Ursache niemand kennt“, erklärte der leitende Oberarzt Dr. Jürgen Prade von der Dortmunder Klinik für HNO-Heilkunde des St. Johannes-Hospitals auf einem von Bionorica unterstützten Pressegespräch in Neumarkt.

Die Erkrankung entsteht, wenn sich auf Grund von Schleimhautschwellungen die Ausgänge der Nasennebenhöhlen in den Nasengang, die so genannten Ostien, verschließen. Dann sind Ventilation und Drainage der Höhlen gestört und das hier gebildete Sekret kann nicht abfließen. Es verändert seine Zusammensetzung und seinen pH-Wert und wird außerdem hoch viskös. Zusätzlich gerät der Gasstoffwechsel der Mukosa aus dem Lot. Durch den Schleimrückstau in den Nasennebenhöhlen verklebt das Flimmerepithel, was den Abtransport von Sekret und Fremdkörpern weiter vermindert. Pathogene Keime können sich verstärkt ausbreiten. Schließlich entzündet sich auch das Bindegewebe unter dem Epithel der Schleimhaut, die Lamina propria, wodurch sich die Ostien weiter verschließen – ein Teufelskreis.

Lästig und gefährlich zugleich

Patienten mit einer akuten Sinusitis können nur schwer durch die Nase atmen und leiden unter Kopfschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit. Bei Kindern tritt oft auch Husten auf. Eitriges Sekret weist daraufhin, dass Bakterien an der Infektion beteiligt sind. Eine chronische Sinusitis zeichnen weniger die Schmerzen als ein intermittierendes oder persistierendes Druckgefühl aus. Typischerweise läuft bei dieser Form der Erkrankung dünnflüssiges, seröses Sekret den Nasen-Rachen-Raum hinunter. Viele Patienten mit einer Sinusitis büßen ihren Geruchssinn teilweise oder vollkommen ein. „Dabei sollten wir Riechstörungen keinesfalls stiefmütterlich behandeln. Denn Menschen ohne Geruch verlieren einen wesentlichen Teil ihrer Lebensqualität. Wer nicht riecht, kann nämlich auch nicht schmecken und gewinnt dem Essen keinen kulinarischen Genuss mehr ab“, sagte Professor Dr. Thomas Hummel, Oberarzt der HNO-Abteilung der Universität Dresden.

Daneben verlieren Menschen ohne Geruchssinn ein wichtiges Instrument, um sich in ihrer Umgebung sicher zurechtzufinden. So warnt der Geruchssinn frühzeitig vor einem Brand oder schützt vor dem Genuss verdorbener Lebensmittel. Außerdem entscheidet er über Sympathie und Antipathie anderen Menschen gegenüber. „Wir dürfen nicht vergessen, dass uns das Riechen bei der Partnersuche unterstützt“, erinnerte der Facharzt für Geruchs- und Geschmacksstörungen.

Doch das Krankheitsbild der Sinusitis ist nicht nur quälend und lästig, sondern kann auf Grund des anatomisch engen Kontaktes der Nebenhöhlen zur Augenhöhle, zu den Stirnweichteilen und zum Gehirn auch ernsthafte und schwierige Komplikationen nach sich ziehen. So kann Eiter in die Augenhöhle einbrechen, schwere Entzündungen am Gewebe sind die Folge. Nicht selten erblinden die Patienten. Dringt eitriges Sekret ins Gehirn, können dort Abszesse und ebenfalls komplizierte Entzündungen entstehen.

Mediziner können die Erkrankung am besten endoskopisch mittels Glasfaseroptik diagnostizieren, aber auch via Röntgenaufnahmen oder Computertomographie. „Sein besonders Augenmerk lenkt der Arzt auf Eiterstraßen in den Nasengängen, um auf diese Weise einem bakteriellen Befall auf die Spur zu kommen“, sagte Prade.

Kaum Behandlungsoptionen

Die Therapie der Sinusitis soll die Entzündung in den Griff bekommen, die Abfluss verbessern, die Belüftung wiederherstellen, die auslösenden Ursachen beseitigen und Komplikationen vermeiden. Sie stützt sich vor allem auf Medikamente. Wenn Arzneimittel die Symptome nicht dauerhaft verbessern oder sich schwierige Komplikationen einstellen, wird der Facharzt zur Operation raten.

Weder abschwellende Nasentropfen, Sekretolytika, Antimykotika oder allgemeine Husten- oder Erkältungsmedikamente erzielen eine nachweisbare Wirkung, sagte Prade. Bei einer akuten Sinusitis sind Antihistaminika indiziert, allerdings nur, wenn eine allergische Grunderkrankung vorliegt. Topische Steroide empfehlen Fachleute als adjuvante Therapie, Analgetika helfen gegen die Schmerzen. Bakterienlysate sind in manchen Fällen bei der chronischen, nie dagegen bei der akuten Sinusitis hilfreich. Ein Antibiotikum darf der Arzt nur einsetzen, wenn eine Differenzialdiagnose beweist, dass Bakterien beteiligt sind. „Allerdings zwingt ein positiver Befund den Arzt, möglichst rasch zu handeln und auch wirklich ein Antibiotikum zu verschreiben“, mahnte Prade. Der Referent verwies darauf, dass statistisch alle drei Minuten eine bakterielle Komplikation auf Grund einer Sinusitis auftritt.

Phytopharmaka eignen sich zur adjuvanten Therapie der akuten Sinusitis. Zahlreiche In-vitro- und In-vivo-Modelle haben gezeigt, dass die pflanzliche Kombination in Sinupret, ein Gemisch aus Enzianwurzel, Eisenkraut, Sauerampferkraut, Holunderblüten und Schlüsselblumenblüten, antiiflammatorisch, antiviral und immunmodulierend wirkt. „Neuere Untersuchungen weisen sogar auf einen antibakteriellen Effekt des Medikamentes hin“, sagte Dr. Chaim Ismail, Leiter der Abteilung Medizinische Wissenschaft und Forschung der Bionorica Arzneimittel AG. Erste Ergebnisse einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie an insgesamt 177 Patienten in Russland unterstrichen, dass das Phytopharmakon die Erkrankungsdauer bei einer milden bis mittelschweren Nasennebenhöhlenentzündung verkürzt. „Interessanterweise besserten sich insbesondere die Riechstörungen unserer Patienten unter der Behandlung mit der Pflanzenkombination“, hob Professor Dr. Andrey S. Lopatin, Chefarzt der HNO-Abteilung des Zentralklinikums in Moskau, hervor. Top

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