Hotline gibt Auskunft über Menopause |
04.10.1999 00:00 Uhr |
Die Deutsche Menopausengesellschaft (DMG) sucht die Nähe zur Patientin. Die DMG will sich unter anderem über eine Hotline verstärkt an die Öffentlichkeit wenden. Auf einer Pressekonferenz bei der 3. Tagung der Gesellschaft am 10. und 11. September 1999 in Berlin begrüßte Privatdozent Dr. Dieter Felsenberg den "Auszug universitärer Spezialisten aus dem Elfenbeinturm" und die "Umprogrammierung der Kopflastigkeit wissenschaftlicher Denkweise".
10 bis 25 Prozent der Frauen über 50 in den Wechseljahren machen von der Hormonersatztherapie Gebrauch. Nach circa fünf Jahren und wenn die typischen klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen abnehmen, gehen die Zahlen stark zurück. Felsenberg beklagte, dass nur noch 2 bis 5 Prozent der 65-jährigen Frauen substituiert werden und somit Möglichkeiten der Prävention von Morbus Alzheimer, Herzinfarkt oder Osteoporose ungenutzt bleiben.
Um mehr Patientinnen zu erreichen, um sie über Vor- und Nachteile der Hormonersatztherapie aber auch über Tabuthemen wie Inkontinenz, Demenz, Depressionen, Blasenschwäche oder Sexualität im Alter informieren und kontinuierlicher Ansprechpartner in allen Fragen zur Menopause sein zu können, hat die DMG eine Geschäftsstelle eine Hotline ( Telefon: 030/84454261, Fax: 030/84409942) eingerichtet.
Frauen sind "anders krank"
Etwa 1,6 Millionen Frauen und 850.000 Männer erleiden in Deutschland pro Jahr einen Wirbelkörperbruch. Zusätzlich ist jährlich mit 120.000 Oberschenkelhalsbrüchen zu rechnen. Bis zu 20 Prozent der meist über 75-jährigen, zu 80 Prozent Frauen, sterben innerhalb eines Jahres, so Privatdozentin Dr. Martina Dören aus London.
Dören, die sich für die Förderung der Frauengesundheitsforschung einsetzt, forderte die Berücksichtigung geschlechtspezifischer Unterschiede hinsichtlich Ursache, Verlauf und Eigenverständnis von Gesundheit und Krankheit in der klinischen Forschung. Frauen seien "anders krank". Dementsprechend seien sie auch anders anzusprechen und zu therapieren. Die Referentin kritisierte, dass sich Diagnosen und Therapien überwiegend an der männlichen Lebenssituation orientieren. Das soziale Umfeld von Frauen werde zumeist nicht berücksichtigt.
Mangelndes Wissen über Folgen
Mangelndes Wissen über langfristige Auswirkungen einer hormonellen Ersatztherapie bei Frauen in Europa beklagte der schwedische Gynäkologe Professor Dr. Göran Samsioe, Lund. Nach wie vor kämen die meisten klinischen Studien aus den USA, wo allerdings fast ausschließlich konjugierte Estrogene zumeist ohne Gestagene zum Einsatz kämen. In Europa hingegen dominiere die kombinierte Therapie mit Estradiol und Gestagenen. Fundiertes Wissen über die langfristigen Konsequenzen medizinischer Maßnahmen vor allem bei Frauen könnte auch zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen beitragen. 80 Prozent der Ausgaben im Bereich Gesundheit werden für ältere Menschen aufgewendet, die Mehrzahl davon sind Frauen, so Samsioe.
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