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Ertapenem bei ambulanter Pneumonie

23.09.2002  00:00 Uhr

Ertapenem bei ambulanter Pneumonie

von Christiane Berg, Hamburg

Die ambulant erworbene Pneumonie als akute Infektion des pulmonalen Parenchyms gilt keineswegs als überwunden. Im Gegenteil.

Die ständige Veränderung des Keimspektrums führt dazu, dass immer neue Formen der Erkrankung entstehen, sagte Privatdozent Dr. Tobias Welle, Magdeburg, auf der Einführungspressekonferenz des parenteralen Beta-Lactam- Antibiotikums Ertapenem (Invanz®) am 12. September.

Es ist in der EU nicht nur zur Therapie der ambulant erworbenen Pneumonie, sondern auch zur Behandlung intraabdomineller beziehungsweise akuter gynäkologischer Infektionen zugelassen.

Gegen Resistenzentwicklung

Die ambulant erworbene Pneumonie ist die weltweit am häufigsten registrierte Erkrankung. Die Sterblichkeitsrate hängt von der schnellen und richtigen antibiotischen Therapie ab. Welle nannte die Resistenzsituation in Deutschland „noch zufriedenstellend“ und nicht vergleichbar mit der besorgniserregenden Entwicklung in anderen europäischen Ländern und den USA. So ist die infektiöse Lungenentzündung in Amerika sechshäufigste Todesursache, wobei eine Steigerung von jährlich 0,5 bis 1 Prozent zu verzeichnen ist.

Zwar sei der chronisch ambulanten Pneumonie auch in der Bundesrepublik (Inzidenz: 2 bis 5/1000 Einwohner, Letalität hospitalisierter Patienten: circa 5 bis 10 Prozent) der Stellenwert einer Volkskrankheit zugemessen, doch liege die Resistenzrate des häufigsten Erregers Streptococcus pneumoniae gegenüber Penicillin noch unter fünf Prozent. Zum Vergleich: In Spanien liegt sie bei 50 Prozent. Das sei auf die in diesem Zusammenhang durchaus „gute deutsche Verschreibungsweise“ zurückzuführen.

Der internistische Intensivmediziner warnte, dass sich jedoch auch in Deutschland zunehmende Resistenzen von Streptococcus pneumoniae vor allem gegenüber den häufig eingesetzten Makroliden abzeichnen. Mit 25 Prozent Makrolid-Resistenzen sei Hamburg bereits jetzt ein Problembereich. Auch wenn eine Behandlung mit verfügbaren hochpotenten antimikrobiellen Substanzen wie Penicillinen, Cephalosporinen, Fluorchinolonen und Tetracyclinen derzeit noch in 90 Prozent aller erfolgreich ist, lassen sich durch die Steigerung der Vielfalt von Antibiotika weitere, sich anbahnende Resistenzentwicklungen unterbrechen, so der Referent. “Wir brauchen neue Substanzen wie Ertapenem“, sagte Welle. Diese empfehlen sich vor allem bei älteren Patienten und im Rotationsprinzip, erläuterte er.

Im Rotationsprinzip

Das neue Carbapenem, das in Deutschland seit dem 15. Juni 2002 zur Verfügung steht, wirkt gegen ein breites Spektrum aerober und anaerober Bakterien. Besonders empfindlich sind die für schwere ambulant erworbene Mischinfektionen verantwortlichen gramnegativen und grampositiven Aerobier einschließlich Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Bacteroides fragilis.

Im Unterschied zu den etablierten Antibiotika, die meist mehrfach täglich appliziert werden, wird Ertapenem auf Grund seiner hohen Eiweißbindung und Halbwertzeit unabhängig vom Körpergewicht nur einmal täglich in einer Tagesdosis von einem Gramm intravenös infundiert. Welle betonte, dass sich auf Grund des breiten Aktivitätsspektrums von Ertapenem die Kombination mit zusätzlichen Anaerobier-wirksamen Substanzen wie Metronidazol erübrigt.

In Zulassungsstudien mit fast 2000 Patienten habe Ertapenem auch in der Behandlung intrabadomineller oder gynäkologischer Infektionen eine klinische Wirksamkeit von 90 Prozent und sei damit mindestens ebenso effektiv wie die Vergleichssubstanzen Piperacillin/Tazobactam beziehungsweise Ceftriaxon, hieß es in der Hansestadt. Sicherheit und Verträglichkeit wurden als ebenso gut wie die der Cephalosporinen hervorgehoben. Der Einsatz von Ertapenem bei komplizierten Harnwegs- sowie Haut- und Weichteilinfektionen erwies sich als ebenso effektiv, ist bislang jedoch nur von der FDA zugelassen. Top

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