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Pharmazie

12.06.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

PHARMACON MERAN

Atypische Neuroleptika sind
besser verträglich

von Brigitte M. Gensthaler, Meran

Hohe antipsychotische Wirksamkeit, auch auf die Negativsymptomatik einer Schizophrenie, ohne klinisch relevante motorische Nebenwirkungen: Dieses Profil erwartet man definitionsgemäß von atypischen Neuroleptika. Clozapin, seit 1974 verfügbar, erfüllt diese Kriterien. Leponex® ist trotz des Agranulozytose-Risikos heute noch Goldstandard unter den atypischen Neuroleptika.

Diese haben gegenüber den Klassikern einige Vorteile, erklärte Privatdozent Dr. Norbert Müller, Leitender Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik München. Sie lösen seltener motorische (Parkinson-ähnliche) Nebenwirkungen aus als die klassischen Neuroleptika und wirken besonders auf die Negativsymptomatik der Schizophrenie, die sich in Antriebsverlust, Affektstörungen und sozialem Rückzug bis hin zum Autismus äußert. Außerdem erhöhen sie den Serumprolactinspiegel nicht oder nur gering. Zur Klasse der Atypika zählen Risperidon, Olanzapin, Zotepin, Amisulprid oder Quetiapin. Nächstes Jahr soll Ziprasidon auf den Markt kommen.

Neuroleptika wirken vor allem an Dopamin-D2-, aber auch an etlichen anderen Rezeptoren. Der gewünschte Effekt entsteht vermutlich durch Blockade des Dopaminsystems im limbischen Teil des Gehirns, während man für die extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen die Dopaminrezeptoren im nigrostriatalen Sektor verantwortlich macht. Müller zeigte Untersuchungen, nach denen Clozapin, Amisulprid und Quetiapin bevorzugt im limbischen System angreifen, während Haloperidol gleichermaßen Rezeptoren im limbischen und striatalen Bereich blockiert.

Atypische Neuroleptika sind nicht grundsätzlich wirksamer als die "alten" Verbindungen, sagte der Psychiater. Das Problem der Klassiker sind die teilweise gravierenden Nebenwirkungen. 8 Prozent der Patienten setzten in einer Studie diese Medikamente auf Grund der extrapyramidal-motorischen Symptomen ab. Geringer war die Belastung durch Müdigkeit, innere Unruhe oder neurologische Störungen. Abhängig von der kumulativen Dosis der klassischen Verbindungen über mehrere Jahre leidet zudem etwa jeder vierte Patient an Spätdyskinesien, die teilweise irreversibel sind.

Diese Probleme kann man mit den atypischen Neuroleptika ganz oder zumindest teilweise vermeiden. Weiteres Plus: Sie wirken besser auf kognitive Dysfunktionen und fördern beispielsweise Konzentration, Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Ihren besonderen Stellenwert haben sie in der Erhaltungstherapie und der Rezidivprophylaxe. Diese Phasen sind lang: Nach dem ersten Auftreten einer Schizophrenie sollte man mindestens zwei Jahre, bei einem Rezidiv mindestens fünf Jahre behandeln, empfahl Müller in der anschließenden Diskussion. Dann kann man versuchen, "die Medikamente sehr, sehr langsam abzusetzten."

Der Kliniker riet dazu, die Wirkstoffe nach ihrem Nebenwirkungsprofil individuell für den Patienten auszuwählen. So wurde unter Olanzapin oder Zotepin eine deutliche Gewichtszunahme beobachtet. Risperidon kann vor allem in hoher Dosierung Parkinson-ähnliche Symptome induzieren und den Antrieb steigern. Amisulprid erhöht die Prolactinspiegel und kann damit sexuelle Störungen auslösen. Mit Quetiapin und Ziprasidon hat man noch wenige praktische Erfahrungen. Top

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