Trastuzumab bald adjuvant |
06.06.2005 00:00 Uhr |
Mit dem prominenten Zugpferd Kylie Minogue ging es bereits durch die Laienpresse: Trastuzumab zeigt erstmals auch beim Einsatz in frühen Stadien des HER2-positiven Brustkrebs überzeugende Wirksamkeit. Der Antikörper kann die Rückfallrate nahezu halbieren.
Bei circa 20 bis 30 Prozent aller Brustkrebspatientinnen werden auf der Oberfläche der Tumorzellen HER2-Proteine überexprimiert, was zunächst eine schlechte Prognose für die Patientin bedeutet. Ein Überlebensvorteil für die Betroffenen ergibt sich aber durch den Einsatz des monoklonalen Antikörpers Trastuzumab (Herceptin®), der die Funktion des Onkogens HER2, das zu aggressivem Wachstum der Brustkrebszellen führt, blockt. Seit 1998 wird Trastuzumab bereits bei Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs mit Erfolg angewendet. Drei große Studien, die während der diesjährigen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt wurden, zeigten nun erstmals auch deutliche Hinweise auf einen sinnvollen Einsatz von Trastuzumab bei der adjuvanten Anwendung.
Martine J. Piccart-Gebhardt, Brüssel, präsentierte erste Ergebnisse der HERA-Studie nach bislang einem Jahr Nachbeobachtungszeit: Mehr als 5000 Patientinnen mit invasivem, HER2-positiven Brustkrebs in frühem Stadium wurden für die Studie rekrutiert und erhielten nach vorheriger standardmäßiger, adjuvanter Chemotherapie gegebenenfalls eine endokrine Therapie plus entweder keine, eine zwölf- oder 24-monatige Behandlung mit Trastuzumab. Erlaubt war eine breite Spanne vorheriger Chemotherapieregimes und sowohl Patientinnen mit positiven als auch negativem Lymphknotenstatus wurden aufgenommen. Diese erste Interimsanalyse zeigte eine 46-prozentige Reduktion des Rückfallrisikos bei den mit dem Antikörper behandelten Patientinnen. Eine Aussage über den Arm mit der 24-monatigen Therapie und zu Überlebenszeiten konnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht gemacht werden. Die Behandlung wurde gut vertragen, die kardiale Toxizität war gering.
In zwei weiteren großen Phase-III-Studien wurde die Therapie mit Trastuzumab plus Paclitaxel beziehungsweise Paclitaxel allein nach einer initialen adjuvanten Behandlung mit Doxorubicin und Cyclophosphamid bei HER2-positivem Brustkrebs miteinander verglichen. Auch hier zeigten sich deutliche Vorteile für die Herceptin-Arme: Die Kombination mit Trastuzumab führte zu einer statistisch signifikanten, 52-prozentigen Reduktion des Rückfallrisikos nach drei Jahren und zu einer 33-prozentigen Reduktion der Todesfälle nach zwei Jahren. Die kardiale Toxizität war in der Kombination mit Anthrazyklinen allerdings größer als in der HERA-Studie. Diese Resultate bei HER2-positivem Brustkrebs deuten darauf hin, dass Trastuzumab bei dieser aggressiven Form der Erkrankung die Chance für ein Langzeitüberleben erhöhen kann, indem es den Übergang zur metastasierten Erkrankung verzögert.
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