Pharmazie
Carbapeneme zählen wie Penicilline (Peneme),
Cephalosporine (Cepheme) und Monobactame zu den
Betalactam-Antibiotika. Von allen Betalactam-Antibiotika,
aber auch unter den sonstigen klinisch relevanten
Substanzgruppen zur Therapie bakterieller Infektionen
besitzen die Carbapeneme das breiteste Wirkspektrum, das
mit Ausnahme von Enterococcus faecium,
Methicillin-resistenten Staphylokokken und
Stenothrophomonas maltohilia alle grampositiven und
gramnegativen aeroben und anaeroben Bakterien umfaßt,
die in Krankenhäusern häufiger Infektionen verursachen.
Meropenem (Meronem®) ist nach der Kombination
Imipenem/Cilastatin (Zienam®) das zweite in die
antibakterielle Chemotherapie eingeführte
Carbapenem-Derivat.
Meropenem ist wie Imipenem ein Derivat des Thienamycin,
das seinerseits nicht zur Marktreife entwickelt worden
war. Die Haltbarkeit der aufgelösten Substanz ist
abhängig vom Lösungsmittel und schwankt bei
Raumtemperatur zwischen 2 Stunden (zehnprozentige
Glucoselösung) und 8 Stunden (physiologische
Kochsalzlösung), im Kühlschrank zwischen 8
(zehnprozentige Glucoselösung) und 48 Stunden
(physiologische Kochsalzlösung).
Indikationen und Anwendung
Meronem® ist zugelassen zur Behandlung von schweren und
schwersten Infektionen durch einen oder mehrere
Meropenem-empfindliche Bakterien bei Erwachsenen und
Kindern älter als drei Monate. Dazu gehören Pneumonien,
insbesondere nosokomiale, intraabdominelle Infektionen,
Sepsis, Meningitis, schwere gynäkologische Infektionen,
Infektionen der Nieren und ableitenden Harnwege, der Haut
und Weichteile. Auch bei Mukoviszidose sowie zur
Kupierung von Fieberepisoden neutropenischer erwachsener
Patienten bei begründetem Verdacht auf bakterielle
Verursacher ist Meropenem angezeigt. Meropenem ist im
Gegensatz zu Imipenem weitgehend stabil gegen die renale
Dehydropeptidase I und muß deshalb nicht zusammen mit
einem Hemmstoff dieses Enzyms, zum Beispiel Cilastatin,
kombiniert werden.
Im klinischen Vergleich mit Imipenem und modernen
Breitspektrumcephalosporinen ist Meropenem umfangreich
erprobt bei Erwachsenen und Kindern ab einem Lebensalter
von drei Monaten. Das Nebenwirkungsprofil ähnelt
demjenigen anderer Betalactam-Antibiotika im allgemeinen
und dem des Imipenem im besonderen, mit der bedeutenden
Ausnahme einer deutlich reduzierten Neurotoxizität.
Trotz der überlegenen antibakteriellen Eigenschaften
sollte Meropenem in der Initialtherapie überlegt und
zurückhaltend eingesetzt werden, und zwar nur dann, wenn
andere Antibiotika nicht ansprechen beziehungsweise der
Erregernachweis nicht abgewartet werden kann. Dies
dürfte einer Selektion resistenter Keime vorbeugen und
dadurch im Klinikbereich eine Option für ansonsten nicht
beherrschbare, nosokomiale bakterielle Infektionen
offenhalten.
PZ-Artikel von Egid Strehl, Freiburg
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