Mikrozirkulation sichtbar gebessert |
29.04.2002 00:00 Uhr |
Ginkgo
von Brigitte M. Gensthaler, München
Moderne bildgebende Verfahren machen den Blutstrom in Mikrogefäßen sicht- und messbar. Unter einer Therapie mit Ginkgo-Spezialextrakt lässt sich ein erhöhter Blutfluss und eine bessere Verteilung der Blutzellen in den feinen Kapillaren beobachten.
Gerade die Mikrozirkulation hat große Bedeutung für den Organismus. Sie stellt ein wichtiges Blutreservoir dar, beeinflusst den Blutdruck, fördert den Wärmeaustausch und transportiert Sauerstoff und Nährstoffe zu den Zellen. Sind die Kapillargefäße durch Arteriosklerose oder Entzündungsprozesse geschädigt, können Stoffwechselstörungen und lokale Ischämien mit nachfolgenden Nekrosen entstehen, erklärte Professor Dr. Jörg Schulz bei einer Pressekonferenz von Spitzner Arzneimittel in München. Ebenso könne das Immunsystem beeinträchtigt werden.
Lokale Nekrosen im Hirngewebe
Fatal sind Mikrozirkulationsstörungen im Gehirn. Sie führen zu Sauerstoffmangel, lassen Neuronen absterben und stören die Funktion von Sinnesorganen wie Auge und Ohr. Transitorische ischämische Attacken, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schwindel, Ohrgeräusche oder Hörsturz, nachlassendes Sehvermögen und Gesichtsfeldausfälle könnten eine chronische Durchblutungsstörung anzeigen, sagte der Chefarzt der Geriatrischen Klinik in Berlin-Buch.
Eine Eingrenzung von Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes und Hyperlipidämie sind in der Therapie ebenso wichtig wie der Verzicht aufs Rauchen sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung. Zur Verbesserung der Mikrozirkulation setzt Schulz ferner auf den Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761. Der Pflanzenextrakt verringere die Viskosität des Blutes, hemme eine erhöhte Thrombozytenaggregation und verbessere die Fließeigenschaften des Blutes. Zusätzlich wirke er als Antioxidans und Radikalfänger. Mit Tagesdosen von 240 mg erreiche man gute Effekte, Dosen unter 160 mg seien nutzlos, so Schulz´ Erfahrung.
Ein bessere Mikrozirkulation sei vor allem bei Patienten mit vaskulärer Demenz sinnvoll, erklärte er in der Diskussion. Bei Alzheimer-Demenzen ist ein Effekt wenig wahrscheinlich, da der Krankheit vermutlich ein immunologisches Geschehen zu Grunde liegt. Möglicherweise könne dieses jedoch auch durch eine gestörte Mikrozirkulation ausgelöst werden.
Blutstrom im Bild
Die Effekte des Spezialextraktes auf die Blutzirkulation lassen sich mit modernsten bildgebenden Verfahren sichtbar machen. Dies war bislang kaum möglich, da die Gefäße der Endstrombahn im Bereich der Arteriolen und Venolen oft einen Durchmesser von wenigen Mikrometern haben. Dr. Rainer Klopp, Leiter des Instituts für Mikrozirkulation in Berlin, stellte Bilder und Messwerte vor, die durch Kombination von hochauflösenden vitalmikroskopischen Untersuchungsmethoden mit Reflexionsspektrometern und computergesteuerter Bildbearbeitung entstanden sind.
Dazu untersuchte er 40 multimorbide ältere Patienten einer geriatrischen Ambulanz. Eine Hälfte wurde nach üblichen Standards therapiert, die anderen erhielten zusätzlich zweimal täglich 120 mg Ginkgo-Spezialextrakt (Rökan®). Innerhalb von 40 Tagen wurde die Mikrozirkulation in der gleichen Geweberegion von Haut und Rektum mehrfach nicht invasiv gemessen.
Der Einstrom des Blutes in die Mikrogefäße und der venuläre Abstrom nahmen statistisch gesichert zu. Die Blutzellen wurden besser in den Netzwerken verteilt. Die Beweglichkeit von Arteriolen und Venolen (Vasomotion), die zeigt wie gut sich die Mikrogefäße an unterschiedliche Anforderungen anpassen können, nahm ebenfalls deutlich zu. Diese mikrovaskuläre Regelbreite als Maß für die Anpassungsfähigkeit besserte sich signifikant um bis zu 9 Prozent, berichtete Klopp. Als Folge der besseren Durchblutung stieg der Sauerstoff-Partialdruck im untersuchten Gewebe bei den Patienten, die Ginkgo erhielten, bereits nach einer Woche signifikant an. Auch die körpereigene Abwehr könnte von der erhöhten Mikrozirkulation profitieren, wenn Leukozyten besser in den Geweben verteilt werden, vermutet Klopp.
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