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Brinzolamid und Natriumphenylbutyrat

01.05.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag NEU AUF DEM MARKT

Brinzolamid und Natriumphenylbutyrat

von Ulrich Brunner, Eschborn, und Brigitte M. Gensthaler, München

Relativ ruhig ging es auf dem deutschen Arzneimittelmarkt im April zu. Nur zwei neue Arzneistoffe kamen in den Handel. Natriumphenylbutyrat zählt zu den "orphan drugs", also Arzneimitteln gegen seltene Krankheiten. Wenig Neuigkeitswert hat Brinzolamid, das bei erhöhtem Augeninnendruck gleich wirksam ist wie Dorzolamid, jedoch etwas besser vertragen wird.

Brinzolamid

Seit 1. April steht der zweite lokal anwendbare Carboanhydrasehemmer zur Verfügung: Brinzolamid, Azopt® 10mg/ml (Alcon Pharma GmbH). Es handelt sich um eine 1-prozentige wässrige Suspension mit physiologischem pH-Wert, konserviert mit Benzalkoniumchlorid. Wie sein Vorgänger Dorzolamid (Trusopt®) ist der neue Stoff zugelassen zur Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks bei Offen(Weit-)-winkelglaukom, und zwar als Monotherapie oder in Kombination mit einem b-Blocker, zum Beispiel Timolol. In der Monotherapie wird zweimal täglich ein Tropfen der Brinzolamid-Suspension ins Auge gegeben (Dorzolamid: dreimal täglich). Patienten müssen das Tropffläschchen vor Gebrauch gut schütteln.

Brinzolamid ist ein Sulfonamid-Derivat wie Dorzolamid und ähnelt diesem strukturell. Beide Stoffe hemmen das im Auge dominierende Isoenzym II der Carboanhydrase. Dadurch sinkt die Kammerwasserproduktion und in der Folge der Augeninnendruck. Brinzolamid wird nach lokaler Gabe systemisch aufgenommen und bindet bevorzugt an die Carboanhydrase II in Erythrozyten. Die Plasmaspiegel des Arzneistoffs und seines N-Desethyl-Metaboliten sind niedrig. Beide Stoffe werden vorwiegend renal ausgeschieden.

Die Augendruck senkende Wirkung von Dorzolamid und Brinzolamid war in Studien vergleichbar; 75 bis 80 Prozent der Patienten sprachen auf die Therapie an. Auch in Kombination mit Timolol ergab sich kein signifikanter Unterschied. Jedoch klagten deutlich weniger Patienten nach der Brinzolamid-Applikation über Brennen und Stechen in den Augen. Menschen, die nach Dorzolamid-Gabe darunter stark leiden, könnten von den neuen Augentropfen profitieren. Andere mögliche Nebeneffekte sind kurzzeitig verschwommenes Sehen, Rötung der Bindehaut oder bitterer Geschmack. Tipp: Leichter Druck auf den Augenwinkel neben der Nase verschließt den Tränenkanal, verhindert ein Abfließen der Tropfen in den Nasenrachenraum und lindert so die Geschmacksstörung.

Natriumphenylbutyrat

Natriumphenylbutyrat gehört zu den ersten "orphan drugs", die regulär auf dem europäischen Arzneimittelmarkt zugelassen wurden. Mit Ammonaps® können langfristig und additiv Stoffwechselstörungen des Harnstoffzyklus behandelt werden. Die Krankheit beruht auf einem genetischen Defekt, der mit einem Enzymmangel einher geht. Fehlen Enzyme wie Carbamylphosphatsynthetase, Ornithintranscarbamylase oder Argininosuccinatsynthetase, kann der Körper überschüssigen Stickstoff nicht mehr in Form von Harnstoff ausscheiden. Die Folge ist unter anderem eine Hyperammonämie, die schnell zu systemischen Intoxikationen führt. Die Patienten sterben unter anderem an Multiorganversagen, Enzephalopathie und Koma.

Natriumphenylbutyrat ist vor allem bei Patienten indiziert, bei denen sich ein kompletter Enzymmangel innerhalb der ersten 28 Lebenstage manifestiert.

Das Prodrug wird im Körper zu Phenylacetat verstoffwechselt, das dann Glutamin bindet und über die Nieren als Phenylacetylglutamin ausgeschieden wird. Auf diese Art entzieht der Arzneistoff dem Organismus den Stickstoffspeicher Glutamin. Erhöhte Ammoniak- und Glutaminkonzentrationen sinken.

Mit der Therapie muss möglichst früh begonnen werden, um die Überlebenschancen und das Behandlungsergebnis zu verbessern. Sofern keine Spenderleber transplantiert werden kann, müssen die Patienten den Arzneistoff lebenslang einnehmen.

Ammonaps wird von Orphan Europe als Granulat (900 mg) oder Tablette mit 500 mg Wirkstoff vertrieben. Erwachsene sowie Kinder, die Tabletten schlucken können, sollten diese Darreichungsform erhalten. Das Granualt kann peroral oder über Gastrosomieschlauch beziehungsweise Nasensonde verabreicht werden. Top

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