ASS schützt Frauen nur bedingt |
28.03.2005 00:00 Uhr |
Die Einnahme einer niedrigen Dosierung von Acetylsalicylsäure scheint bei gesunden Frauen nicht das Risiko für einen Herzinfarkt zu reduzieren, senkt jedoch das Schlaganfallrisiko. Kardioprotektive Effekte waren erst für Frauen über 65 Jahre nachweisbar.
Obwohl Studien zeigen, dass Acetylsalicylsäure (ASS) bei Männern das Risiko eines primären Herzinfarkts senkt, gibt es bislang nur wenig Ergebnisse über einen möglichen Effekt bei Frauen. Die Women's Health Study ist die erste große Studie, die eine präventive Wirkung einer regelmäßigen Einnahme von ASS auf das Risiko für Herzattacken und Schlaganfälle bei Frauen untersucht.
An der auf zehn Jahre angelegten randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie nahmen knapp 40.000 gesunde Frauen ab 45 Jahren teil. Sie nahmen entweder jeden zweiten Tag 100 mg ASS oder Placebo ein. Primärer Endpunkt war das Auftreten von schweren kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulärer Todesfall.
In den ersten zehn Jahren traten in der ASS-Gruppe 477 Ereignisse auf, im Vergleich zu 522 in der Placebogruppe. Dies entspricht einer Reduktion des Risikos um 9 Prozent, die allerdings nicht signifikant ist (1). Zwar reduzierte sich das Schlaganfallrisiko unter der ASS-Einnahme um 17 Prozent, im Vergleich zu Placebo war aber auch dieser Wert nur knapp signifikant. Insofern stellt sich die Frage, ob eine ASS-Gabe zur Primärprävention bei Frauen überhaupt sinnvoll ist? Dagegen spricht, dass in der Studie ASS im Vergleich zu Placebo weder einen signifikanten Effekt auf die Herzinfarktrate noch auf die Mortalität auf Grund kardiovaskulärer Ereignisse hatte. Des Weiteren waren gastrointestinale Blutungen, die eine Bluttransfusion nötig machten, unter ASS häufiger als unter Placebo. Die Autoren führten deshalb eine Subgruppenanalyse durch.
Der größte Nutzen zeigte sich bei Frauen, die 65 Jahre und älter waren. Hier reduzierte gering dosiertes ASS die Risiken kardiovaskulärer Ereignisse um 26 Prozent. So konnten die eines ischämischen Schlaganfalls um 30 Prozent und die eines Herzinfarkts um 34 Prozent gesenkt werden.
Nach diesen Ergebnissen scheinen vor allem ältere Frauen eine mögliche Zielgruppe für die Primärprävention mit ASS zu sein. Dennoch muss der Nutzen dieser Therapie individuell diskutiert und abgewogen werden.
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