Weniger Begleiterkrankungen unter Langzeitbehandlung |
08.03.2004 00:00 Uhr |
Allergische Erkrankungen der oberen Atemwege gehören zu den häufigsten chronischen Gesundheitsstörungen. Eine Langzeitstudie belegt nun erneut den positiven Einfluss von Levocetirizin auf das komplexe Geschehen. Die Anzahl von Begleiterkrankungen und Arbeitsausfällen reduzierte sich unter dem Antihistaminikum deutlich.
An der XPERT-Studie (Xusal® in Persistant Rhinitis Trial) nahmen 551 Patienten mit persistierender allergischer Rhinitis (PER) teil. Einschlusskriterien waren das Vorliegen einer Hausstaubmilben- sowie Pollensensibilisierung. Definitionsgemäß bestanden die Symptome an mehr als vier Tagen pro Woche und länger als vier Wochen (Tabelle).
Intermittierend Persistierend < vier Tage pro Woche > vier Tage pro Woche ODER UND < vier Wochen > vier Wochen LeichtMäßig bis schwer
Neue Definitionen der Arbeitsgruppe ARIA (Allergic rhinitis and it’s impact on asthma) der WHO.
Im Rahmen der multizentrischen randomisierten Doppelblindstudie wurde die Langzeitwirkung von Levocetirizin in der üblichen Tagesdosierung von 5 mg untersucht. Primäre Endpunkte der sechsmonatigen Behandlung waren Symptomreduktion sowie Verbesserung der Lebensqualität. Das Antihistaminikum linderte innerhalb der ersten vier Behandlungswochen im Vergleich zu Placebo signifikant die typischen Symptome einer allergischen Rhinititis (Total 5 Symptom Score (T5SS): Niesen, Rhinorrhoe, Juckreiz Nase/Augen, nasale Obstruktion).
Die Lebensqualität der Levocetirizingruppe verbesserte sich gegenüber Placebo innerhalb der ersten vier Wochen um 47,5 Prozent (krankheitsspezifischer Fragebogen „Rhinoconjuctivitis Quality of Life Questionnaire (RQLQ)“ und allgemeiner Fragebogen SF36). Die positiven Ergebnisse waren auch nach sechs Monaten klinisch und statistisch signifikant.
Deutlich weniger Begleiterkrankungen
Darüber hinaus konnte die Studie erstmals eine deutliche Reduktion der Comorbidität nachweisen. Bereits in früheren Untersuchungen war PER als ein Risikofaktor für Asthma identifiziert worden.
Der XPERT-Studie zufolge traten Begleiterkrankungen bei 54 Prozent der mit Levocetirizin behandelten Patienten auf. In der Kontrollgruppe litten dagegen 71 Prozent der PER-Patienten an Asthma oder Infektionen der oberen Atemwege. Die Inzidenz von Asthma fiel mit sieben Prozent in der Verumgruppe deutlich geringer aus als in der Kontrollgruppe (13 Prozent). Die Inzidenz von Atemwegsinfektionen lag unter Levocetirizin bei 42 Prozent, unter Placebo bei 52 Prozent. Letztendlich wurden für Levocetirizin über 50 Prozent weniger Arbeitsausfälle oder Einschränkungen in den Tagesaktivitäten berichtet als unter Placebo.
Entzündungsprozesse gehemmt
Zusätzlich zu seiner potenten antihistaminischen Wirksamkeit war für die Substanz bereits in der Vergangenheit ein klinisch relevanter entzündungshemmender Effekt nachgewiesen worden. Neben der Hemmung der Freisetzung von proinflammatorischen Mediatoren inhibiert Levocetirizin offensichtlich die Wanderung von Entzündungszellen in das betroffene Gewebe. Nach einer sechstägigen Therapie mit täglich 5 mg Levocetirizin reduzierten sich bei Graspollen-Allergikern sowohl die Zahl der Eosinophilen als auch die Expression von Adhäsionsmolekülen (VCAM-1) signifikant im Vergleich zu Placebo. Diese Ergebnisse korrespondieren mit der nachgewiesenen guten Wirksamkeit der Substanz bei der Symptomatik der Nasenobstruktion. Für diese werden neben der Histaminwirkung inflammatorische Prozesse verantwortlich gemacht.
Krankheitsverlauf positiv beeinflussen
Levocetirzin ist auf Grund seiner Verträglichkeit für Kinder ab sechs Jahren zugelassen. Die doppelblinde Multicenter-Studie EPAAC (Early Prevention of Allergy and Asthma in Children) soll nun untersuchen, inwieweit eine Langzeitbehandlung mit Levocetirizin bereits im Kleinkindesalter den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und pathologische Veränderungen im Bereich der oberen und unteren Atemwege vermeiden kann. Über 500 Kleinkinder ab zwei Jahren mit einem akuten atopischen Ekzem und einer Allergie gegen Hausstaubmilben oder Gräserpollen erhalten entweder Levocetirizin oder Placebo. Die Studie soll offen legen, ob die Substanz in der Lage ist, das Asthmarisiko prädisponierter Kinder zu senken. Da die Hyposensibilisierung erst ab dem sechsten Lebensjahr möglich ist, könnte Levocetirizin dazu beitragen, Allergie-Beschwerden frühzeitig wirksam zu behandeln. Auf der Grundlage einer ähnlichen Studie war vor einigen Jahren die Zulassung für die Vorgängersubstanz Cetirizin erweitert worden.
Thermographie zur Wirksamkeitsprüfung Wirksamkeitsnachweise für Antiallergika lassen sich nur schwer objektivieren. Ein am Frauenhofer-Institut Hannover entwickeltes Verfahren könnte nun helfen, antihistaminische Effekte nachzuweisen und die Wirkung verschiedener Arzneistoffe zu vergleichen.
Alle bisherigen Methoden zur Prüfung der Wirksamkeit antihistaminischer Pharmaka basieren auf dem Prinzip der kontrollierten Provokation. Einer Vorbehandlung mit dem zu prüfenden Arzneimittel beziehungsweise Placebo schließt sich die Reizung von Haut, Nase, Augen oder der Lunge gesunder Probanden mit Histamin an. Bei Allergikern werden die histaminabhängigen allergischen Symptome mit dem jeweiligen Allergen induziert. Auf diese Weise kann das Ausmaß der Unterdrückung der Symptome durch das Medikament sowie seine pharmakokinetischen Parameter untersucht werden.
Die neue nicht invasive Methode der Gesichtsthermographie misst die Wärmeentwicklung im Bereich der Nase als einem Kardinalsymptom der Entzündung. Die in kontrollierter Atmosphäre (Luftfeuchte, Temperatur) aufgenommenen Infrarot-Bilder ermöglichen eine hoch zeitauflösende, gut quantifizierbare und reproduzierbare Bestimmung des Ausmaßes einer nasalen Provokation nach Vorbehandlung mit Antihistaminika oder Placebo. Die Methode ist sehr empfindlich, Temperaturveränderungen von 0,07° Celsius werden registriert. Allerdings wird auch die Messung der nasalen Hauttemperaturänderung in Zukunft nicht die Abfrage der Symptome ersetzen.
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