Corticosteroide frühzeitig einsetzen |
23.02.2004 00:00 Uhr |
Während man früher beim Asthma bronchiale vor allem auf die Erkrankung der großen und mittleren Atemwege achtete, gehen Fachleute heute davon aus, dass die entzündlichen Prozesse in den kleinen Atemwegen (Durchmesser kleiner als 2 mm) mindestens ebenso stark ausgeprägt sind.
Bei Patienten mit nächtlichem Asthma konnte eine entzündliche Zellinfiltration sogar in den Alveolen nachgewiesen werden, erklärte Dr. Thomas H. Voshaar, Chefarzt am Krankenhaus Bethanien in Moers, auf einer Pressekonferenz von Fujisawa Deutschland. Eine dauerhafte Entzündung löst jedoch pathologische Umbauprozesse in den Atemwegen aus. Dieses „Remodeling“ könne schon im Kindesalter beginnen und später zu Fibrosen und irreversiblen Obstruktionen in der Lungenperipherie führen.
Der Pneumologe plädierte daher nachdrücklich für eine frühzeitige Basistherapie mit Corticosteroiden. Beim Schweregrad 2 genügten niedrig dosierte Steroide (Tabelle). Ab Stufe 3 werden lang wirksame b-Sympathomimetika wie Formoterol und Salmeterol ergänzt. Kurz wirksame Bronchodilatatoren, in der Regel ebenfalls b-Mimetika, sollte der Patient nur bei Bedarf inhalieren. Die Deposition des Steroids in den peripheren Atemwegen könne man mit einem mikrofeinen Beclomethasondipropionat-(BDP)-Lösungsaerosol erhöhen, sagte Voshaar. Nach lungenszintigraphischen Ergebnissen gelangen 50 bis 60 Prozent der applizierten Dosis in die Lunge (HFA-BDP in Junik® Autohaler).
Tabelle: Schweregradeinteilung bei Asthma bronchiale nach Klinik und Lungenfunktion
StufeSymptome
Exazerbation
FEV1 oder PEF
(Prozent vom Sollwert)
Tag
Nacht
1
intermittierend
seltener als
1 x/Woche
maximal
2 x/Monat
selten, kurz
mehr als 80
2
leicht persistierend
häufiger als
1 x/Woche,
seltener als
1 x/Tag
häufiger als
2 x/Monat
können Aktivitäten beeinträchtigen
mehr als 80
3
mittel persistierend
täglich
häufiger als
1 x/Woche
Schlaf und Aktivitäten beeinträchtigt
größer 60, kleiner 80
4
schwer persistierend
ständig
häufig
häufig und schwer, eventuell
Krankenhauseinweisung nötig
kleiner 60
Quelle: Behr. J., Diagnostik und Therapie asthmatischer Erkrankungen. Könnte es ein allergisches Asthma bronchiale sein? MMW-Fortschr. Med. 146, Nr. 7 (2004) 34-40.
Auch bei Kindern sollte man frühzeitig Corticosteroide einsetzen, doch „nur 30 Prozent der Asthma-kranken Kinder werden gut behandelt“, stellte Dr. Andrea von Berg vom Marienhospital Wesel fest. In einer Studie hätten viele Eltern angegeben, dass sie sich über Steroide schlecht aufgeklärt fühlten und – im Gegensatz zu den befragten Kindern - Angst vor dieser Medikation hätten. Die meisten Vorbehalte äußerten jedoch die behandelnden Ärzte.
Die Ärztin, die seit mehr als 15 Jahren auf dem Gebiet der
pädiatrischen Allergologie forscht, behandelt Kinder für drei bis sechs
Monate mit inhalativen Corticosteroiden, um das Bronchialsystem zu
stabilisieren. Dann wird die Dosis bei täglicher Peak-flow-Kontrolle
langsam reduziert, bis eine niedrige Erhaltungsdosis erreicht ist. „Je
länger das System stabil bleibt, umso besser ist die Prognose.“ Bei zu
schneller Dosisreduktion nehme die Gefahr von Exazerbationen zu. In der
Erhaltungstherapie kämen viele Kinder mit 50 bis 100 µg HFA-BDP aus.
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