Pharmacon im nächsten Herbst auf Mallorca |
18.09.2000 00:00 Uhr |
Eine Nachricht verbreitete sich zur Halbzeit des 26. Seminarkongresses der Bundesapothekerkammer in Westerland auf Sylt wie ein Lauffeuer: Der Pharmacon zieht von der nordfriesischen Insel im nächsten Jahr auf die Balearen um. Als Kongressort hat sich die Bundesapothekerkammer für Palma de Mallorca entschieden. Die PZ sprach mit BAK-Präsidenten Dr. Hartmut Schmall und Gregor Ulrich, Geschäftsführer der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker, über die Beweggründe für den Umzug nach Süden.
PZ: Westerland hat als Pharmacon-Standort eine lange Tradition. Was sind die Gründe für den Ortswechsel?
Schmall: Hierbei spielen vor allem wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Vor vier Jahren kamen noch 600 Besucher zum Pharmacon nach Sylt; in diesem Jahr waren es nur noch 350. Damit ist der Kongress auf Dauer nicht finanzierbar. Wir glauben, dass die Besucherzahl unter anderem auch deshalb zurück gegangen ist, weil der Pharmacon inzwischen jährlich hier stattfindet, und nicht wie früher nur alle zwei Jahre. Es bietet sich an, im nächsten Jahr zunächst nach Mallorca zu gehen und im übernächsten Jahr dann wieder Westerland als Kongressort zu wählen. Dafür setzen wir allerdings voraus, dass die Hotellerie auf Sylt flexibeler wird und insbesondere künftig das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Ulrich: Mallorca ist aus vielerlei Gründen attrativer als Standort, darüber hinaus ist auch der Zeitraum vom 30. September bis 5. Oktober 2001 interessanter. Zu dieser Zeit beginnen in einigen Bundesländern schon die Herbstferien. Da wir zudem mit Pauschalarrangements arbeiten, können wir die Reise inklusive Halbpension zu außerordentlich günstigen Preisen anbieten. Das Pauschalangebot beinhaltet neben Flug und Unterkunft in Drei- bis Fünf-Sterne-Hotels auch die Zugreise zum Abflughafen und einen Shuttleservice auf der Insel. Die Preise für das Paket mit der besten Hotelkategorie beginnen voraussichtlich bei 1650 DM. Ein komplettes Arrangement im Drei-Sterne-Hotel gibt es schon ab circa 1250 DM. Wenn ich diesen Preis ins Verhältnis zu den Kosten setze, die bei einem Besuch in Westerland anfallen, ist das ausgesprochen günstig; also gerade für angestellte Apotheker ein interessantes Angebot.
PZ: Wieso haben Sie sich gerade für die Mittelmeerinsel entschieden?
Ulrich: Mallorca ist der einzige Kongressort, der von fast allen deutschen Flughäfen von Chartergesellschaften angeflogen wird. Apothekerinnen und Apotheker können also aus allen Teilen Deutschlands relativ schnell, komfortabel und günstig anreisen.
PZ: Ändert sich etwas am Ablauf des Kongresses in Palma , oder wird er in der traditionellen Art und Weise stattfinden?
Schmall: Der Wissenschaftliche Beirat der BAK hat über die Kongressinhalte noch nicht gesprochen. In den nächsten Wochen wird sich der Beirat allerdings mit dem Programm für den nächsten Herbstkongress beschäftigen. Ich gehe davon aus, dass wir bei der bewährten Programmgestaltung bleiben.
Ulrich: Der Pharmacon wird allerdings schon Sonntags beginnen und nicht wie auf Sylt erst am Montag.
PZ: Das heißt Samstag ist Anreise- und Abreisetag...
Ulrich: ...genau, das passt so besser in den touristischen Rhythmus.
PZ: Der Pharmacon in Westerland war traditionell die Fortbildungsveranstaltung, zu der besonders angestellte Apothekerinnen und Apotheker gerne kamen. Könnte es nicht sein, dass auf Grund des attraktiven Standorts zum nächsten Herbstkongress vornehmlich Apothekenleiter reisen und ihre Mitarbeiter zu Hause lassen?
Ullrich: Natürlich haben wir noch keine Erfahrungen mit Mallorca, rechnen wegen des guten Preis-Leistungsverhältnisses aber eher damit, dass mehr angestellte Apotheker kommen werden. Ausserdem glaube ich nicht, dass ein Apotheker, der seine Mitarbeiter auf einen Kongress schickt, danach geht, wo die Veranstaltung stattfindet. Ihn interessiert doch eher, ob der Preis stimmt.
PZ: Erwarten sich die BAK und auch die Werbe- und Vertriebsgesellschaft als Organisator noch andere Vorteile von dem neuen Standort?
Ulrich: Natürlich rechnen wir zunächst mit mehr Teilnehmern. Schließlich konnten wir die Kosten in Westerland schon seit drei Jahren nicht mehr decken.
Schmall: Wir wollen aus den roten Zahlen raus. Und das wäre auf Sylt nur mit deutlich höheren Teilnehmergebühren möglich gewesen.
Ulrich: Die Fixkosten blieben über die Jahre in etwa die gleichen. Durch die schrumpfenden Teilnehmerzahlen sanken die Einnahmen aber kontinuierlich.
PZ: Ist ein Pharmaconbesuch auf Mallorca denn auch steuerlich absetzbar?
Ulrich: Die Veranstaltungen in Davos und Meran sind es ja auch. Zudem besagt ein Urteil des Europäischen Finanzgerichtshofs, dass die steuerliche Absetzbarkeit von Fortbildungsveranstaltungen gleich zu behandeln ist, egal wo diese in der EU stattfinden.
PZ: Sie sprachen zu Beginn von einem Zwei-Jahres-Turnus. Das heisst also, Westerland ist als Standort nicht endgültig vom Tisch?
Ulrich: Ich gehe davon aus, dass wir uns dazu entscheiden könnten, auf Mallorca zu bleiben, wenn der Kongress dort ein Erfolg wird.
Schmall: Ein jährlicher Wechsel zwischen den beiden Kongressorten ist
schon denkbar. Aber zunächst müssen wir natürlich abwarten, ob sich Palma als neuer
Standort bewährt.
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