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Pharmazie

27.09.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag SCHIZOPHRENIE

Atypische Neuroleptika verbessern Lebensqualität

von Elke Wolf, Bad Homburg

Bei der Behandlung schizophrener Patienten standen in der Vergangenheit offenbar zu Unrecht additive Symptome wie Wahn und Halluzinationen im Mittelpunkt des Interesses. Mittlerweile kristallisiert sich jedoch heraus, dass es die Minussymptome sind, die zwischen den akuten Erkrankungsschüben die Lebensqualität der betroffenen Patienten sowie ihre soziale und berufliche Reintegration behindern.

"Konventionelle Neuroleptika wie Haloperidol bekämpfen zwar recht zuverlässig die Plussymptome einer schizophrenen Psychose, dafür erkauft man sich jedoch in vielen Fällen gravierende Nebenwirkungen", sagte Professor Dr. Dieter Naber, Psychiatrische und Nervenklinik, des Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf, auf den von Lilly Deutschland organisierten 3. ZNS-Gesprächen in Bad Homburg. So seien extrapyramidal-motorische Begleiteffekte keine Seltenheit. Hinzu komme ein Kriterium, das erst seit den letzten Jahren berücksichtigt werde: die Lebensqualität. Sie bliebe nach der Gabe typischer Neuroleptika weitgehend unverändert, manchmal sinke sie gar deutlich, so Naber. Mittlerweile weiß man, dass es im Langzeitverlauf eher die Minussymptome (Störungen des Denkens, der Affektivität und des Antriebs) sind, die die Lebensqualität beeinträchtigen.

Der Grund für das wissenschaftliche Desinteresse an der subjektiven Befindlichkeit schizophrener Patienten unter Neuroleptika nach Meinung Nabers: Man nahm lange Zeit an, Schizophrene seien nicht in der Lage, valide ihren Zustand zu beschreiben. Diese Auffassung bezeichnete er aber als "vorgestrig". Studien haben inzwischen belegt, dass 60 bis 90 Prozent der schizophrenen Patienten in der Lage sind, Selbstbeurteilungsbögen zu ihrer Befindlichkeit adäquat auszufüllen. Eine neuroleptische Therapie müsse sich nicht nur an objektiven Symptomen messen lassen, sondern auch am Einfluss der Medikation auf die Lebensqualität, schlussfolgerte Naber.

"Die Lebensqualität unter Neuroleptika ist bisher nur vereinzelt untersucht worden", informierte der Referent. Eines haben diese Studien jedoch eindeutig gezeigt: Atypische Neuroleptika wie Clozapin (Leponex®) oder Olanzapin (Zyprexa®) haben gegenüber Haloperidol und Co. in Sachen Lebensqualität die Nase vorn. Hinzu kommen deutlich weniger motorische und affektive Nebenwirkungen im Vergleich zu den typischen Neuroleptika. Das wirke sich positiv auf die Compliance aus.

Eine verbesserte Compliance initiiert laut Naber eine regelrechte "Reaktionskette". Neben einer selteneren Rehospitalisierung sind längere Remissionen und bessere neuro-psychologische Leistungen unter atypischen Neuroleptika klinisch dodumentiert. Patienten können deshalb langfristig an psychosozialen Rehabilitationsmaßnahmen teilnehmen.

Welches der Atypika ist nun Mittel der Wahl? Naber: "Nicht jeder Arzneistoff ist für jeden schizophrenen Patienten geeignet. Auch die atypischen Neuroleptika unterscheiden sich - hauptsächlich in ihren Nebenwirkungen." Für einen Patienten mit Übergewicht sei beispielsweise Olanzapin nicht erste Wahl, da das Gewicht unter einer Langzeittherapie eventuell nach oben geht. Für einen Geiger, der auf seine Feinmotorik angewiesen ist, sei wiederum Risperidon nicht geeignet. "In der Feinabstimmung der atypischen Neuroleptika ist unser Wissen noch recht rudimentär." Top

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