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Gesundes Essen

20.09.1999  00:00 Uhr

-PharmazieGovi-Verlag

Gesundes Essen

PZ-Artikel

Mit rund 20 g zuviel Fett belastet der Durchschnittsdeutsche täglich seinen Körper. Aber auch die großen Mengen tierischer Eiweiße in unserer Nahrung tun uns nicht gut. Dafür fehlen vor allem die komplexen Kohlenhydrate aus Kartoffeln, Getreide und Hülsenfrüchten auf unserem Speisezettel, erklärte die Frankfurter Apothekerin Erika Finka in Westerland.

Fettes schmeckt nun einmal besser, da ist es schon verständlich, wenn gerade damit oft gesündigt wird. "Hier fällt das Weglassen am schwersten", so Fink. Eine Auswertung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) von 1996 ergab: Statt der empfohlenen 80 g Fett pro Tag verzehren die Deutschen immerhin 104 g, also im Jahr über 7,2 kg zuviel. Bei den Proteinen fallen vor allem die tierischen Eiweiße ins Gewicht. "An zuviel Eiweiß ist noch niemand gestorben, aber große Mengen Purine schaden dem Körper."

Erfreulicherweise verzehrten die Bundesbürger inzwischen mehr frisches Obst und Gemüse. Auch würde heute weniger Fleisch und dafür mehr Käse konsumiert, sagte Fink. Das schob sie jedoch nicht auf ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein. Vielmehr hätten die Fleischskandale der letzen Jahre ein Übriges getan. Den größten Nachholbedarf sieht die Ernährungsexpertin bei den Kohlenhydraten. "Wir essen zu wenig und die Falschen", kritisierte sie. Noch 1909 verzehrten die Deutschen täglich im Schnitt 500 g, meist aus Getreide und Kartoffeln. Heute liege dieser Wert bei 350 g. Außerdem äßen die Bürger mehr Zucker, also schnell verwertbare Kohlenhydrate. Bei Ballaststoffen bestehe noch großer Nachholbedarf.

Nach wie vor schlecht steht es in Deutschland mit der Mineralstoffversorgung. Hier habe das DGE geschlechts- und altersspezifische Unterschiede registriert. Prinzipiell zu wenig Calcium nehmen junge Menschen auf. Fink: "Ganz schlecht sieht es bei den Frauen zwischen 19 und 25 Jahren aus." Diese Risikogruppe läge zu 85 Prozent unter den empfohlenen Werten. Theoretisch komme die große Osteoporosewelle also erst in den nächsten Jahrzehnten auf uns zu. Erstaunlich: Die Mineralstoffversorgung hängt auch vom Bildungsgrad ab. Laut Fink versorgen sich Frauen mit Hauptschulabschluss in der Regel schlechter mit Caclium als Geschlechtsgenossinnen, die Gymnasium und Hochschulen besuchten.

Die Spurenelemente Zink und Eisen sollte der Apotheker bedarfsgerecht empfehlen. Bei Frauen, die Eisenpräparate verlangen, sollte immer zuerst der Spiegel bestimmt werden. "Übertreiben Sie es auch nicht bei der Zinksubstitution", sagte die Apothekerin. Die deutsche Empfehlung läge wesentlich höher als internationale Richtwerte.

Folsäure- und Jodstatus seien in der Bundesrepublik dagegen immer noch schlecht. Während vor allem junge Frauen nicht ausreichend Folate aufnehmen, sind beide Geschlechter aller Altersstufen mangelhaft mit Jod versorgt. Viele Multivitaminpräparate enthielten zwar Calcium und zusätzlich Vitamin D, Folsäure fehlte jedoch häufig, monierte Fink.

Laut Fink helfen vor allem leicht einprägsame Regeln bei der richtigen Ernährung. Die Empfehlungen der DGE, zusammengefasst in zehn Regeln, könne sich niemand gut merken. Apotheker sollten lieber die "Halb-Pfund-Regel" empfehlen: Das heißt pro Tag 250 g Brot oder Backwaren, Kartoffeln, Gemüse, Obst, Fruchtsäfte sowie Milch- und Milchprodukte; dazu pro Woche 250 g Fleisch, Wurst, Fisch, Käse, Eier, Fett oder Nudeln. Gute Hilfe leiste auch die in den USA entwickelte Ernährungspyramide.

Ziel aller Empfehlungen müsse es sein, die Nährstoffdichte zu erhöhen, sagte die Referentin. Die Dichte errechnet sich aus dem Quotienten von Nährstoffgehalt und Brennwert. Die Richtlinie: Je magerer ein Produkt, desto höher seine Nährstoffdichte. Bei Alkohol und Zucker gehen die Werte gegen null. Top

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