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Phytopharmaka nicht pauschal verunglimpfen

05.06.2000  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

PHARMACON MERAN

Phytopharmaka nicht
pauschal verunglimpfen

von Ulrich Brunner, Meran

"Wir haben heute in Deutschland einen Markt mit qualitativ hochwertigen Phytopharmaka, der auf der Welt seinesgleichen sucht. Wir müssen daran arbeiten, dass das so bleibt", betonte Privatdozent Dr. Markus Veit. Wer die Phytotherapie verunglimpfe, dränge die pflanzlichen Arzneimittel nur aus der Apotheke in andere Vertriebskanäle. Er forderte sein Auditorium auf, Phytotherapeutika vielmehr kritisch zu bewerten und zwischen seriösen und fragwürdigen Präparaten zu differenzieren.

Für die rationalen Phytopharmaka gelten die selben Kriterien wie für chemisch definierte Arzneimittel. Der Hersteller muss die Unbedenklichkeit, Wirksamkeit und pharmazeutische Qualität seines Produktes belegen. Traditionelle Phytopharmaka beziehen sich dagegen auf den Erfahrungsschatz aus einer volksheilkundlich tradierten Anwendung. Sie haben nicht den Anspruch, eine Krankheit zu heilen, sondern wirken lediglich unterstützend und lindernd. Dementsprechend ist ihre Wirksamkeit nicht nachgewiesen.

"Wirksamkeit bedeutet nicht Wirkung", warnte Veit. Wirksam bedeute, das Arzneimittel beeinflusse den Krankheitsprozess. Und das könne nur mit klinischen Studien belegt werden. "In-vitro-Modelle, Tierversuche und andere experimentelle Studie können nur flankierende Maßnahmen sein", sagte der Referent. Fehle der Wirksamkeitsnachweis ,dürfe man dem Arzneimittel jedoch keine Unwirksamkeit attestieren. Der Nachweis sei vielmehr noch nicht erbracht.

Positiv bewerte Veit die Studiendaten zu Johanniskraut-Präparaten. Inzwischen habe man Hypericumextrakte in circa 20 randomisierten und placebokontrollierten Studien mit über 2000 Patienten geprüft. Zudem verglichen Wissenschaftler in zehn Untersuchungen das Phytopharmakon mit synthetischen Antideperssiva. "Trotz der Fülle der Ergebnisse wissen wir über die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe und den Wirkungsmechanismus jedoch noch sehr wenig", schränkte er ein.

In den letzten Monaten machte Johanniskraut auf Grund seiner Wechselwirkungen negative Schlagzeilen. Wahrscheinlich beeinflussen Hyperikumpräparate die Kinetik zahlreicher Arzneistoffe. Besondere Vorsicht ist laut Veit geboten, wenn die Patienten gleichzeitig Proteasehemmer oder Ciclosporin einnehmen. Warum genau und ab welchen Dosierungen es zu Interaktionen komme, müsse aber noch genauer untersucht werden.

Für viele Phytos gebe es inzwischen valide Daten, folgerte Veit. Berücksichtige man auch noch Therapiekosten sowie das Neben- und Wechselwirkungspotenzial, könnten einige pflanzliche Präparate den chemisch definierten Arzneimitteln sogar überlegen sein. Top

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