Mediziner behandeln Lungenkrebs meist zu konservativ |
05.03.2001 00:00 Uhr |
Die Heilungsrate bei Lungenkrebs könnte in Deutschland nach Meinung von Mediziner von derzeit 13 auf 16 Prozent gesteigert werden. Voraussetzung sei eine optimale Kombination aus Chemotherapie, Strahlentherapie und Operation, berichtete der Münsteraner Mediziner Michael Thomas zum Auftakt eines zweitägigen Lungenkrebs-Symposiums am vergangenen Wochenende in Münster.
Allerdings müsse die Behandlung von Lungenkrebspatienten im Rahmen klinischer Studien erweitert werden. Bisher würden nur 3 bis 5 Prozent der Patienten nach solchen standardisierten Therapiekonzepten behandelt. Laut Thomas viel zu wenig. Er wünscht sich eine studienbegleitete Behandlung bei 30 bis 40 Prozent aller Lungekrebs-Fälle.
Thomas kritisierte, dass die Voraussetzungen für solche Studien in Deutschland mangelhaft seien. "Die bürokratischen Hürden sind zu hoch und die behandelnden Ärzte überlastet", bemängelte er. Weiterhin forderte er die erstbehandelnden Ärzte auf, moderne und intensive Therapieformen offensiver einzusetzen. Wegen der pessimistischen Überlebensprognosen würden einige Ärzte bei bestimmten Patientengruppen ihren Spielraum zu wenig ausnutzen. Besonders gute Chancen auf eine langfristige Heilung haben nach Aussagen Thomas diejenigen Patienten, bei denen der Lungenkrebs früh diagnostiziert wird.
In Deutschland sterben jährlich etwa 35.000 Menschen an einem Bronchialkarzinom, mehr Patienten als an Brust-, Darm- und Prostatakrebs zusammen. Die Tumorart ist damit die häufigste krebsbedingte Todesursache in der Bundesrepublik. Allerdings sei die Patientenlobby vergleichsweise schwach, sagte Thomas. Oft würden die Betroffenen mit Schuldzuweisungen konfrontiert, da der Lungenkrebs zu 85 Prozent durch Tabakkonsum ausgelöst werde.
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