PZ Nachrichten |
17.05.1999 00:00 Uhr |
17.05. Hoechst-Fusion im November
dpa. Die deutsch-französische Pharmafusion zwischen Hoechst und
Rhone-Poulenc zum neuen Branchenriesen Aventis soll im November über die Bühne gehen.
Dazu haben die beiden Partner in einem "weitgehend ausgehandelten"
Fusionsvertrag wichtige Eckpunkte und einen straffen Zeitplan festgezurrt. In der vorigen
Woche hatten bereits die Aufsichtsgremien der beschleunigten Fusion zugestimmt und die
Vorstände ermächtigt, das Projekt zu vollenden. "Aventis wird noch in diesem Jahr
Realität", versicherte der Vorstandsvorsitzende der Hoechst AG, Jürgen Dormann, am
Montag in Frankfurt. Endgültig grünes Licht erwartet Dormann von einer
außerordentlichen Hauptversammlung Mitte Juli. Das Konzept sieht vor, daß sich beide
Fusionspartner in einem einzigen Schritt zur Aventis S.A. mit Sitz in Straßburg
vereinigen. Der Traditionsname Hoechst würde damit innerhalb des nächsten halben Jahres
von der Bildfläche verschwinden. Nach Abschluß der Transaktion sollen die bisherigen
Hoechst-Aktionäre 53 Prozent an dem neuen Unternehmen halten. Dormann soll im Herbst auch
Vorstandsvorsitzender der neuen Gesellschaft werden. Sein Stellvertreter wird wie geplant
der bisherige Rhone-Poulenc-Chef Jean-Rene Fourtou. Eine Voraussetzung für den
Zusammenschluß ist weiterhin die Abspaltung eines Großteils der Chemie unter dem Dach
der Celanese AG. Hoechst und Rhone-Poulenc rücken mit der Fusion zum weltgrößten
Anbieter in den Sparten Pharma und Landwirtschaft auf.
17.05. Rosiglitazon bessert
Insulinresistenz
PZ. Der Wirkungsmechanismus von Rosiglitazon ermöglicht es,
pharmakologisch die Insulinresistenz zu beeinflussen. Diese gilt als grundlegender
Pathomechanismus des Typ-2-Diabetes. Rosiglitazon gehört zu einer Gruppe von oralen
Antidiabetika, die als Thiazolidindione oder Glitazone bezeichnet werden. Außer
Rosiglitazon gehören noch Troglitazon und Pioglitazon zu den sogenannten
Insulinsensitizern. Sie senken den Blutzucker, indem sie die Insulinresistenz der
peripheren Gewebe reduzieren und so dem körpereigenen Insulin wieder zu mehr Wirkung
verhelfen. Laut Professor Dr. Eberhard Standl, Krankenhaus München-Schwabing, kommt die
Normalisierung der Insulinwirkung dadurch zustande, daß die Glitazone an einen Rezeptor
am Zellkern binden. Dieser als "peroxisome proliferator activated receptor
gamma" oder kurz PPARy bezeichnete Rezeptor wird durch Rosiglitazon aktiviert. Der
Rezeptor, hauptsächlich im Fettgewebe vorhanden, reguliert die Expression vieler Gene,
die etwa an der Lipolyse und Antilipolyse, aber auch an der Insulinsignalkette beteiligt
sind und die Adipogenese steuern. Dadurch erhöhe Rosiglitazon die Insulinsensitivität
und steigere die insulinstimulierte Glukoseaufnahme.
17.05. Abtreibungen: Pro Jahr 70.000
Tote
dpa. Rund 70 000 Frauen sterben jedes Jahr an den Folgen einer
nicht korrekt ausgeführten Abtreibung. Das geht aus einer Studie der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) über Abtreibungen in Entwicklungsländern hervor, die
sie am Montag in Genf vorgestellt hat. Rund 40 Prozent aller Abtreibungen werden weltweit
unter unhygienischen Bedingungen vorgenommen. Insgesamt gibt es jedes Jahr 50 Millionen
Abtreibungen, 30 Millionen davon in Entwicklungsländern. Dort stirbt eine von 250 Frauen,
die diesen Eingriff vornehmen läßt, in den Industrieländern eine von 3.700. Viele
Frauen überlebten den Eingriff zwar, würden aber unfruchtbar oder litten den Rest ihres
Lebens unter Schmerzen. Nach Angaben der WHO ist die Zahl der Abtreibungen selbst in
Entwicklungsländern hoch, in denen über Verhütungsmittel informiert wird und diese zur
Verfügung stehen.
14.05. Koalition uneins über
Positivliste
PZ. SPD und Grüne sind sich nicht einig, ob es eine oder zwei
Positivlisten geben soll. Die Sozialdemokraten fordern, daß im Zuge der Gesundheitsreform
2000 nur eine Positivliste für Arzneimittel eingeführt wird. Darauf verständigten sich
die SPD-Gesundheitspolitiker bei einer zweitägigen Klausurtagung.
Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) will dagegen eine
Positivliste für die allgemeine Arzneimittel und eine weitere für Arzneimittel der
besonderen Therapierichtungen. Nach den Vorstellungen der SPD soll das geplante Institut
für die Arzneimittelverordnung in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht beim
Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen sondern direkt beim
Bundesgesundheitsministerium angesiedelt werden. Die Fachabteilung Phytopharmaka des
Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie sprach sich unterdessen auf einer
Mitgliederversammlung erneut gegen jede Art von Positivliste aus. Wenn die Positivliste
nicht zu verhindern sei, sollten alle Arzneimittel wenigstens in einer Liste integriert
werden, beschlossen die Firmenvertreter.
14.05. Kuwait stimmt
Hoechst-Fusion zu
dpa. Der Hauptaktionär des Chemie- Konzerns Hoechst, die Kuwait
Petroleum Corporation (KPC), hat der Fusion mit dem französischen Pharma-Riesen
Rhone-Poulenc grundsätzlich zugestimmt. Damit ist der Zusammenschluß der beiden Konzerne
einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Wie die KPC am Donnerstag nach einer Sitzung
ihres Vorstandes in Kuwait-Stadt mitteilte, hat das Gremium "grundsätzlich seine
Unterstützung zu der Fusion" gegeben. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
Die staatliche KPC hält 24,5 Prozent an der Frankfurter Hoechst AG. Die Aufsichtsgremien
von Hoechst und Rhone-Poulenc hatten am Dienstag abend nach zähem Abstimmungsprozeß
einer beschleunigten Fusion der beiden Branchenriesen zugestimmt. Das letzte Wort haben
nun die Hoechst-Aktionäre in einer für Juni oder Juli vorgesehenen außerordentlichen
Hauptversammlung. Dann würde das deutsch-französische Unternehmen mit einem Umsatz von
14,1 Milliarden Dollar (1997) das größte Pharma-Unternehmen der Welt. Knapp dahinter
liegen der US-Konzern Merck (13,6 Milliarden Dollar) sowie Zeneca-Astra (Großbritannien/
Schweden) mit 13,5 Milliarden Dollar.
14.05.Licht bei Nacht macht
kurzsichtig
dpa. Schlafen bei Licht fördert bei Säuglingen und Kleinkindern spätere
Kurzsichtigkeit. Das berichten amerikanische Wissenschaftler nach einer Befragungen von
479 Kindern zwischen zwei und 16 Jahren in der jüngsten Ausgabe der britischen
Zeitschrift "Nature" (Bd. 399, S. 113). Das Forscherteam um Graham Quinn von der
augenärztlichen Abteilung der Kinderklinik der Universität von Philadelphia (USA)
untersuchte den Zusammenhang zwischen Sehleistung und Nachtlicht im Kinderzimmer. Demnach
leiden Kinder, die bis zum Alter von zwei Jahren bei Licht schliefen, in 48 Prozent der
Fälle später unter Kurzsichtigkeit. Bei Kindern, die im Dunkeln schliefen, war das nur
bei etwa neun Prozent der Fall. Jene bei denen ein kleines Nachtlicht neben dem Bett
brannte, lagen statistisch mit 31 Prozent im Mittelfeld. Bereits von Vögeln und Affen ist
bekannt, daß Licht in einer frühen Phase das Wachstum des Augapfels beeinflußt. Ein zu
großer Augapfel ist der Hauptgrund für spätere Kurzsichtigkeit. Gerade bis zum zweiten
Lebensjahr wachse der Augapfel bei Kindern besonders schnell, schrieben die Forscher. Die
genauen Zusammenhänge seien noch unklar. Trotzdem sollten kleine Kinder sicherheitshalber
nicht ständig bei Licht schlafen.
12.05. Es wird zuviel geröntgt
dpa. In Deutschland wird nach Meinung der Deutschen
Röntgengesellschaft zuviel geröntgt. Auf schätzungsweise die Hälfte der rund 100
Millionen Röntgenuntersuchungen im Jahr könnte verzichtet werden, ohne daß die
Behandlung der Patienten sich verschlechterte, sagte der Präsident der
Röntgengesellschaft, Günter Kauffmann, am Mittwoch. "Das ergäbe hochgerechnet
Einsparungsmöglichkeiten von 800 Millionen Mark." Eine rasche Änderung dieses
Mißstandes sei jedoch nicht zu erwarten, da in Deutschland im Gegensatz zu sämtlichen
anderen Ländern der Europäischen Union jeder Arzt nach einer kurzen Zusatzausbildung
"nebenbei" röntgen dürfe. "Während der Radiologe eine fünfjährige
radiologische Weiterbildung und eine Facharztprüfung absolviert, ist für den
Teilgebietsradiologen eine fest verankerte und strukturierte radiologische Weiterbildung
gesetzlich nicht vorgeschrieben", kritisierte Kauffmann. Da die Röntgenzulassung
vergleichsweise einfach zu bekommen sei, ergebe sich das Problem der Selbstüberweisung:
Orthopäden, Internisten und Chirurgen ordneten das Röntgen an, führten es selbst aus
und rechneten dann ab. Für die Radiologen ist dies eine Ursache dafür, daß - mit der
Ausnahme Belgien - in keinem Land der Welt soviel geröntgt wird, wie in Deutschland.
Statistisch gesehen werde jeder Bürger 1,24 Mal im Jahr durchleuchtet, sagen die
Radiologen.
12.05. Hoechst: Kuwaits Position
unklar
dpa. Trotz Zustimmung der Aufsichtsgremien ist die
deutsch-französische Fusion der Pharma-Riesen Hoechst und Rhone- Poulenc immer noch nicht
in trockenen Tüchern. Entscheidende Hürde bleibt die Haltung des Hoechst-Großaktionärs
Kuwait, dessen endgültiges Votum noch aussteht. Die Kuwaitis, die 24,5 Prozent an der
Frankfurter Hoechst AG halten, wollen sich voraussichtlich am Freitag erklären, sagte ein
Hoechst-Sprecher am Mittwoch. Selbst bei einem positiven Bescheid wäre das Projekt aber
immer noch nicht sicher. Das letzte Wort hat eine für Juni oder Juli vorgesehene
außerordentliche Hauptversammlung. Nach langwierigen Diskussionen und einem zähen
Abstimmungsprozeß zwischen den Beteiligten hatten sowohl der Verwaltungsrat von
Rhone-Poulenc als auch der Aufsichtsrat von Hoechst am Dienstag abend einer beschleunigten
Fusion der beiden Branchenriesen zugestimmt. Sie wollen noch in diesem Jahr zur Aventis
fusionieren. Details zum Fusionskonzept sind weiterhin nicht bekannt. Es zeichnet sich
aber ab, daß die Hoechst-Aktionäre - statt der ursprünglich geplanten 50:50-Beteiligung
- 53 Prozent an der neuen Gesellschaft Aventis S.A. (Straßburg) bekommen könnten,
während die Rhone-Poulenc-Anteilseigner auf 47 Prozent halten würden. Außerdem gibt es
Spekulationen über die Ausschüttung einer Sonderdividende an die Hoechst-Aktionäre.
12.05. Grippe verursachte hohe
Arznei-Ausgaben
dpa. Die zweistelligen Wachstumsraten bei den
Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen sind nach Ansicht des Bundesverbandes
der Pharmazeutischen Industrie (BPI) im wesentlichen auf eine Grippewelle
zurückzuführen. Diese habe sich "vor allem in Norddeutschland absatzsteigernd
ausgewirkt", erklärte der BPI am Mittwoch in Bonn. Seit Jahresbeginn klagen die
Kassen über deutlich steigende Ausgaben für Medikamente. Wenn der Trend anhalte,
könnten die Beitragssätze nicht stabil bleiben, warnten die Kassen. Nach Ansicht des BPI
kann aus den Zahlen der ersten Monate nicht auf einen allgemeinen Trend geschlossen
werden. Allerdings habe auch der Wechsel von bekannten zu neuen Arzneimitteln einen Effekt
auf die Ausgabenentwicklung der gesetzlichen Kassen.
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