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Gefürchtete Erkrankung Pneumonie

14.06.2004  00:00 Uhr
. Pharmacon Meran 2004

Gefürchtete Erkrankung Pneumonie

"Die ambulant erworbene Pneumonie ist die häufigste registrierte Erkrankung weltweit", sagte Professor Dr. Tobias Welte von der Universitätsklinik Magdeburg. In Deutschland erwürben pro Jahr etwa 200 000 Menschen Pneumonien ambulant. Dabei liege die Sterblichkeitsrate durchschnittlich bei 10 Prozent.

Prinzipiell wird zwischen der ambulant und der im Krankenhaus erworbenen (nosokomialen) Pneumonie unterschieden. Dabei gilt jede Pneumonie, bei der der Erreger außerhalb des Krankenhauses aufgenommen wurde, als ambulant erworben. Unter der nosokomialen Pneumonie versteht man jede Infektion, die 48 Stunden nach Krankenhausaufnahme oder in den nächsten ein bis zwei Wochen nach der Entlassung auftritt. Von diesen beiden Formen ist die so genannte Healthcare-assoziierte Pneumonie zu unterscheiden, die aber noch nicht in die offiziellen Guidelines aufgenommen ist. Darunter sind Pneumonien bei Patienten zusammengefasst, die einen sehr engen Kontakt zu einer gesundheitlichen Einrichtung haben, aber nicht stationär behandelt werden. Ein Beispiel sind Dialysepatienten.

Pneumokokken stellen nach wie vor den weltweit häufigsten Erreger für Pneumonien dar. An zweiter Stelle stehen Hämophilus influenzae sowie die atypischen Erreger Mykoplasma und Chlamydia pneumoniae, sagte Welte. Bei älteren Patienten kommen darüber hinaus auch gramnegative Keime wie Enterobakterien vor.

Risikofaktoren für eine Infektion sind hohes Alter, weibliches Geschlecht, Genuss von Nikotin und Alkohol sowie Untergewicht. Pro zehn Jahre Lebensalter erhöhe sich das Erkrankungsrisiko um etwa 50 Prozent. Frauen seien anfälliger als Männer, was jedoch darauf beruhe, dass meistens die Kinder Träger der Erreger sind.

Symptomatisch für eine Pneumonie sind Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit sowie Husten, Auswurf und Atemnot. "Mit zunehmendem Alter werden die Symptome jedoch immer weniger", informierte der Pneumologe. So entwickle die Hälfte der über 75-Jährigen kein Fieber mehr. Daher müsse man auch bei Symptomarmut an eine Peumonie denken und unbedingt die Atemfrequenz überprüfen.

Zur Diagnosestellung sei zwingend ein Röntgenbild erforderlich, im ambulanten Bereich rate er jedoch von einer Sputumuntersuchung ab, so Welte. Zum einen produzierten 40 Prozent der Erkrankten per se kein Sputum, zum anderen seien 90 Prozent nicht in der Lage, ein mikrobiologisch nutzbares Sputum abzuhusten, sondern lieferten meistens Spucke statt Sputum ab. Diagnostisch verwertbar ist jedoch nur Material, das aus den tieferen Atemwegen stammt. Darüber hinaus sind Atemwegspathogene in der Regel sehr sensibel. Ein Ergebnis sei nur dann aussagekräftig, wenn die Sputumprobe innerhalb von drei bis vier Stunden im Labor untersucht wird. Neue Hoffnungen für den ambulanten Bereich wecken Antigentests, die allerdings derzeit nur für die Legionellendiagnostik etabliert sind. Pneumokokken-Antigentests befinden sich in der klinischen Prüfung.

Zur Behandlung stehen Betalaktamantibiotika, Makrolide, Tetracycline, Chinolone und Ketolide zur Verfügung, die in 90 Prozent der Fälle zu einem Therapieerfolg führen. Für schwerer erkrankte Patienten mit Aspirationspneumonie eignet sich auch Ertapenem, das gegen Kokken und gramnegative Erreger gut wirkt. Für Problemkeime sei Linezolid entwickelt worden, das sich durch eine gute Gewebepenetration auszeichnet und somit gut wirksam in der Lunge ist.

Dabei müsse die Therapie unverzüglich und in Unkenntnis des Erregers begonnen werden, hob Welte hervor. Mit Ausnahme von Legionellen-Infektionen reiche eine Therapiedauer von sieben Tagen aus. In der Regel könne nach drei Tagen bei entsprechender Verfassung des Patienten von einer parenteralen auf eine orale Applikation "geswitcht" werden.

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