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Atemwegsinfekte heilen oft ohne Antibiotika

14.06.2004  00:00 Uhr
. Pharmacon Meran 2004

Atemwegsinfekte heilen oft ohne Antibiotika

Ein Kind erkrankt in den ersten zehn Lebensjahren jährlich an vier bis acht, manchmal bis zu zehn Atemwegsinfekten, die jeweils bis zu 14 Tage dauern können. Kein Wunder, dass diese Erkrankungen der häufigste Anlass für den Besuch beim Kinderarzt sind. Apothekerin Ulrike Teerling, Leiterin der Abteilung Arzneimittelinformation der Apotheke des St.-Josefs-Krankenhauses in Paderborn, stellte in Meran zahlreiche Infektionen der oberen und unteren Atemwege vor und plädierte für einen gezielten Einsatz von Antibiotika.

Unkomplizierte Atemwegsinfekte wie die Erkältung („common cold“) werden überwiegend durch Viren verursacht. Eine symptomatische Behandlung reicht in der Regel aus, Antibiotika sind nicht indiziert. Dies gilt auch für die eitrige Rhinitis. Jedoch setzen 72 Prozent der Allgemeinmediziner nach eigenen Angaben hier diese Wirkstoffe ein. Die American Academy of Pediatrics empfiehlt Antibiotika nur, wenn der eitrige Schnupfen länger als 14 Tage anhält. „Ein rationaler Einsatz von Antibiotika reduziert Nebenwirkungen und Resistenzbildung und hilft Kosten sparen“, betonte Teerling.

5 bis 13 Prozent der oberen Atemwegsinfekte führen zu einer Sinusitis, bei der Pneumokokken, Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis als Erreger dominieren. Bei persistierenden Symptomen sind Antibiotika angezeigt; die Paul-Ehrlich-Gesellschaft rät vorrangig zur Gabe von Amoxicillin mit oder ohne Betalactamase-Inhibitor für fünf bis sieben Tage.

Die meisten Kinder erkranken in den ersten drei Lebensjahren mindestens einmal an einer akuten Mittelohrentzündung, einer Otitis media. Da sie bei 80 Prozent der Kinder innerhalb von 2 bis 14 Tagen spontan heilt, empfehlen viele Experten für Patienten ab zwei Jahren die Strategie des „watchful waiting“. Erst wenn innerhalb von 48 bis 72 Stunden keine Besserung eintritt, sollte das Kind Antibiotika erhalten. Anders bei Kindern unter zwei Jahren: Hier wird sofort antibiotisch behandelt, in der Regel mit Amoxicillin über fünf bis sieben, manchmal zehn Tage. Ohrentropfen, Antihistaminika und Corticosteroide sind nicht indiziert. Abschwellende Nasentropfen haben sich in der Praxis gut bewährt, wenn auch in Studien keine oder nur eine geringe Evidenz nachweisbar war. Dennoch ist ihr Einsatz pathophysiologisch plausibel, vertrat die Apothekerin.

Auf keinen Fall dürfe den kleinen Otitis-Patienten eine effektive Schmerzbehandlung vorenthalten werden. Die Maximaldosen liegen bei 50 mg/kg Körpergewicht/Tag für Paracetamol und 20 bis 30 mg/kg KG/Tag für Ibuprofen. Acetylsalicylsäure wird frühestens bei Jugendlichen ab 14 Jahren eingesetzt.

Nachdrücklich wies Teerling auf die Impfung gegen Influenza und Pertussis hin. Gegen Grippe könnten Eltern ihre Kinder schon ab dem 6. Lebensmonat impfen lassen, was vor allem für immunsupprimierte Kinder sinnvoll sein könnte. Ebenso sei der Influenza-Schutz angeraten für ältere Menschen und Personen, die im Gesundheitsbereich tätig sind. Bordetella pertussis, der Keuchhustenerreger, erlebt seit Jahren eine unerwünschte Renaissance. Da Babys keinen „Netzschutz“ mitbringen und eine einmal erworbene Immunität nicht lebenslang anhält, sei die Impfung für Kinder und Erwachsene dringend angeraten.

Eine medikamentöse Prophylaxe sei wenig effektiv, schränkte Teerling ein. Echinacea-Präparate seien für Kinder unter zwölf Jahren nicht angezeigt; außerdem dürfen sie nur bei beginnenden Symptomen und kurzzeitig für acht bis zehn Tage eingesetzt werden. Das Bakterienlysat OM85 reduziere die Zahl der Infekte pro Jahr nur geringfügig. /

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