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Mehr als eine Lungenerkrankung

14.06.2004  00:00 Uhr
. Pharmacon Meran 2004

Mehr als eine Lungenerkrankung

Es ist bestürzend, dass mit etwa drei Millionen Todesfällen pro Jahr die Tuberkulose (TB) immer noch die weltweit am häufigsten zum Tode führende Infektionserkrankung ist", sagte Professor Dr. Tom Schaberg, Facharzt für Pulmologie und innere Medizin am Diakonie-Krankenhaus in Rotenburg.

Von der TB-Epidemie seien vorwiegend Afrika, der westpazifische Raum und Südostasien betroffen. Von besonderer Bedeutung ist die Co-Infektion mit dem HI-Virus, da eine aktive Tuberkulose eine aktive HIV-Infektion fördert und umgekehrt. So weisen bereits 30 Prozent der Patienten in Afrika und 15 Prozent in Asien eine Co-Infektion auf. Weltweit sei die TB mit 15 Prozent die häufigste Todesursache HIV-positiver Patienten.

Deutschland dagegen ist ein Niedrig-Inzidenz-Land, in dem das Infektionsrisiko mit 0,02 Prozent extrem gering ist. Insgesamt sei die Gesamtresistenzrate hier zu Lande mit etwa 11 Prozent relativ niedrig, nehme jedoch zu. Deutlich höhere Resistenzraten weisen dagegen Länder der ehemaligen Sowjetunion auf. So habe zum Beispiel jeder zehnte Inhaftierte eines russischen Gefängnisses eine aktive TB, sagte Schaberg.

Nach der Primärinfektion mit Mycobacterium tuberculosis lebe das Bakterium in 95 Prozent der Fälle entweder in einem ruhenden Zustand im Makrophagen weiter oder werde von diesem abgetötet. Nur bei etwa 5 Prozent der Infizierten komme es zur einer aktiven TB.

Die Diagnose wird unter anderem mit Hilfe eines Röntgenbildes, einer Sputum-Mikroskopie sowie eines Tuberkulintests gestellt. Dabei zeichnet sich der Test zum einen durch eine sehr hohe Spezifität aus, zum anderen lässt er Rückschlüsse auf eine hohe Erregerausscheidung zu, da für ein positives Ergebnis etwa 105 Keime/ml benötigt werden.

Zur Behandlung der TB stehen als Standardmedikamente Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid, Ethambutol und Streptomycin zur Verfügung. Da sich Mycobacterium tuberculosis nach der Infektion in unterschiedlichen Proliferationsstadien befindet, muss die Therapie zwingend mit einer Wirkstoffkombination erfolgen. So sind bei hohem Sauerstoffpartialdruck und neutralem pH-Wert schnell wachsende Erregerpopulationen zu finden, auf die vor allem Isoniazid und Rifampicin bakterizid wirken. Dagegen treten bei niedrigem Sauerstoffpartialdruck und saurem pH-Wert langsam proliferierende Erreger auf, gegen die besonders Pyrazinamid und Rifampicin bakterizid wirken.

Darüber hinaus kommen noch Populationen vor, die nur einen minimalen Stoffwechsel haben oder vollkommen ruhen. Für diese eignet sich ebenfalls Rifampicin. Als Standard gilt eine sechsmonatige Behandlung, bei der in den ersten beiden Monaten (Initialphase) Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol oder Streptomycin sowie in den darauffolgenden vier Monaten (Kontinuitätsphase) Isoniazid und Rifampicin gegeben werden. Mit diesem Regime erziele man eine Heilungsrate von 98 Prozent, berichtete der Experte. Bei Patienten mit einer Minimal-TB, das heißt ohne Kavernen und ohne Risikofaktoren für eine Resistenzentwicklung, könne man die Initialtherapie auf drei Medikamente (Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid) beschränken.

Eine Unverträglichkeit gegen eines der Standardmedikamente oder eine Mono- oder Mehrfachresistenz "katapultiert uns wieder in Therapiezeiten der 50er-Jahre zurück", so der Pulmologe. Hier verlängere sich die Therapiedauer auf neun bis 18 Monate oder mehr.

 

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