Robert-Koch-Preis geht an amerikanischen Mikrobiologen |
30.10.2000 00:00 Uhr |
Professor Dr. Stanley Falkow von der kalifornischen Stanford-University ist Träger des Robert-Koch-Preises 2000: Die mit 120.000 DM dotierte Auszeichnung wurde dem 66jährigen Wissenschaftler am Montag in Bonn für seine Forschung über Pathogenitätsmechanismen bakterieller Infektionen verliehen. Die Robert-Koch-Medaille in Gold erhielt Professor Dr. Marco Baggiolini (64) von der Universität Bern. Baggionlini gilt als Nestor der molekularen Chemokin-Forschung.
Robert Koch, so der in Albany im Staat New York geborene Falkow, sei schon in früher Jugend sein Vorbild gewesen. "Zu Kochs Zeiten lag der Schwerpunkt auf der Frage, ob ein bestimmter Erreger eine bestimmte Krankheit verursacht. In der modernen Molekulargenetik befassen wir uns mit bekannten Erregern, um die Pathogenese der Infektion im Einzelnen zu klären."
Was ist nach Falkows Definition ein Pathogen? Professor Dr. Wolfgang Hilger, Vorstandsvorsitzender der Robert-Koch-Stiftung, erklärte in seiner Laudatio den Begriff folgendermaßen: Ein Pathogen sei ein Mikroorganismus, dessen Überleben von seiner Fähigkeit zur Vermehrung und Persistenz in einem anderen Lebewesen abhänge. "Vom Wirt hängt es ab, ob er diesem Mikroorganismus eine Eintrittspforte und eine Nische bietet, die nicht durch andere Mikroorganismen beansprucht sind und in denen Abwehrmechanismen nicht greifen." Das erklärt zum Beispiel, warum zwei Menschen trotz Genuss der gleichen salmonellenverseuchten Speise nicht unbedingt beide an Salmonellen erkranken müssen.
Falkow hat erstmals ein solches Pathogen gezüchtet und kloniert. Bei Salmonellen und Helicobacter pylori entdeckte er mit seinem Team Proteine, die die krankheitserregenden Eigenschaften der Bakterien ausmachen. "Die Pathogenitätsfaktoren sind bereits Basis für die Entwicklung neuer Impfstoffe", so Hilger.
"Ich habe etwas gefunden, das Leukozyten aktiviert." Die Entdeckung seines Doktoranden, im Treppenflur des Instituts verkündet, ließ Marco Baggiolini, Direktor am Theodor-Kocher-Institut der Berner Universität, aufhorchen. "Das müssen wir checken" sagte er und entdeckte vor rund 13 Jahren ein neues Protein, das Interleukin-8. Es war das erste von mittlerweile mehr als 50 Chemokinen. Chemokine (chemotaktische Zytokine) dienen dem Körper als eine Art Schutzpolizei, sie regeln den Verkehr der Leukozyten. "Durch die Beobachtung der Chemokine können wir besser nachvollziehen, wie die Wanderung der Leukozyten von der Blutbahn in krankhaft veränderte Gewebe und innerhalb der lymphatischen Organe geregelt wird", so Baggiolini.
Eine wichtige Rolle spielen Chemokine bei HIV-Infektionen. Sie können eine HIV-Infektion verhindern, sind in der Therapie jedoch kaum anwendbar die durch die Chemokine ausgelöste Aktivierung der Leukozyten hätte zu große Nebenwirkungen. Mit Chemokin-Antagonisten hatten die Forscher jedoch Erfolg: "Sie eröffnen ein weites Feld neuer therapeutischer Möglichkeiten. Tierversuche haben gezeigt, dass die Blockade der Rezeptoren durch modifizierte Chemokine bei chronischen Entzündungsvorgängen therapeutisch wirksam ist. Es besteht daher berechtigte Hoffnung, dass die Erkenntnisse aus der Aids-Forschung auch bei der Bekämpfung häufigerer Krankheiten für therapeutische Ansätze genutzt werden können."
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