Erschreckend oft fehldiagnostiziert |
08.10.2001 00:00 Uhr |
BIPOLARE STÖRUNGEN
PZ Fast 70 Prozent der Patienten, die an einer manisch-depressiven Störung leiden, werden von ihrem Arzt fehldiagnostiziert und erhalten somit auch eine falsche Behandlung. Nach einer Studie der National Depressive and Maniac-Depressive Association (DMDA) wird bei Frauen oft eine unipolare Depression vermutet, während Ärzte bei Männern häufig eine schizophrene Psychose diagnostizieren, berichtet das Unternehmen Lilly Deutschland in einer Pressemitteilung.
Der wichtigste Grund für die hohe Zahl der Fehldiagnosen ist, dass das Krankheitsbild den Ärzten offenbar nicht geläufig ist: So hatten rund 60 Prozent von ihnen eine bipolare Störung differentialdiagnostisch gar nicht berücksichtigt. Außerdem suchen die Patienten oft - auf Grund des Leidensdrucks - in einer depressiven Phase den Arzt auf, was die Fehldiagnose als unipolare Depression begünstigt.
In Deutschland leiden rund 1,5 Millionen Menschen an bipolaren Störungen, die auf Grund ihrer extremen Stimmungspole auch manisch-depressive Erkrankungen genannt werden. Während der Betroffene in der manischen Phase euphorisch, hyperaktiv, offen und enthemmt ist, zieht er sich in einer depressiven Episode sozial zurück und ist lethargisch, freud- und hoffnungslos. In dieser Phase ist das Suizidrisiko sehr hoch. Jeder zweite Patient unternimmt im Verlauf seiner Erkrankung einen Selbstmordversuch, die Hälfte aller Versuche endet tödlich.
Daher sind eine frühe Diagnose und wirksame Behandlung besonders wichtig. Eine langfristige Stimmungsaufhellung soll die Anzahl der Episoden herabsetzen und den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Antidepressiva werden oft in der Behandlung der depressiven Phasen eingesetzt. In den manischen Abschnitten helfen Lithium-Präparate und atypische Neuroleptika. Außerdem ist eine begleitende Psychotherapie empfehlenswert, da sie die Compliance des Patienten erhöht und so die Therapieergebnisse verbessert.
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