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Ein Herz für herzkranke Kinder

15.09.2003  00:00 Uhr
Herzchirurgie

Ein Herz für herzkranke Kinder

von Brigitte M. Gensthaler, München

„Herz für Herz – Stiftung für Leben!“ So lautet der Titel der vom Münchner Unternehmer Erich J. Lejeune gegründeten Stiftung, deren zentrales Anliegen es ist, herzkranken Kindern im In- und Ausland durch eine lebensrettende Operation eine neue Lebensperspektive zu geben.

Das 1974 eröffnete Deutsche Herzzentrum in München (DHM) nimmt in der Kinder-Herzchirurgie und Kinderkardiologie weltweit einen Spitzenplatz ein. „Eine Erfahrung von mehr als 11.100 Kinder-Herzoperationen mit Herz-Lungen-Maschine können weltweit nur drei bis vier Zentren aufweisen“, betonte Professor Dr. Rüdiger Lange, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am DHM, bei einer Pressekonferenz anlässlich der 11.111. Operation.

Die kleine Patientin des Eingriffs hat eine weite Reise hinter sich. Die dreijährige Witness Godfrey kommt aus einer ländlichen Region Tansanias. Im St. Francis Missionshospital wurde ihr angeborener Herzfehler zum ersten Mal erkannt. Mit Unterstützung der Diözese kam das Mädchen im Frühjahr dieses Jahres in das Tanzania Heart Hospital nach Dar Es Salaam, konnte dort aber nicht operiert werden. Genau zu dieser Zeit arbeitete Dr. Gregory P. Eising, Herzchirurg am DHM, am Heart Hospital und führte die ersten erfolgreichen Herzoperationen in Tansania durch.

Auf Eisings und Langes Vermittlung und mit Hilfe der neuen Stiftung konnte das schwer kranke Mädchen mit seiner Mutter nach München fliegen. Am 9. September korrigierte Lange in einer aufwendigen Operation den komplizierten Herzfehler des Kindes, eine Fallot´sche Tetralogie. Wenn die Wunde gut verheilt, benötige das Kind keine Folgeoperation und keine Dauermedikation, erklärte Eising. Mit dem Eingriff sei es geheilt und könne sich normal entwickeln. Die ärztliche Betreuung obliege den örtlichen Medizinern.

Das Engagement der Stiftung „Herz für Herz – Stiftung für Leben!“ geht weit über die konkrete Operation hinaus. Man wolle weltweit bedürftigen Menschen eine lebensrettende Herzoperation ermöglichen und die Herzchirurgie in verschiedenen Ländern fördern, erklärte Lejeune. Ein besonderer Schwerpunkt liege bei der Betreuung vor und nach der Operation, um vor allem die psychischen Belastungen für die betroffenen Menschen so weit wie möglich zu verringern. Ebenso sollen der Erfahrungsaustausch und die Kooperation von Ärzten und Klinikpersonal auf nationaler und internationaler Ebene gestärkt werden, betonte der Stifter und Kuratoriumsvorsitzende.

Frühzeitige Korrektur

Mit jährlich etwa 500 Herzoperationen an Kindern – von denen 200 jünger als ein Jahr sind – ist die chirurgische Klinik des DHM führend in Deutschland. Drei Viertel aller Operationen bei angeborenen Herzfehlern stufen die Ärzte als schwer ein, entweder weil die Säuglinge sehr klein oder die Fehlbildungen hoch komplex sind. In der benachbarten Klinik für Kinderkardiologie unter Leitung von Professor Dr. John Hess werden pro Jahr rund 8000 Patienten jeden Alters, ein Viertel davon auch stationär behandelt.

Die Entwicklung geht dahin, angeborene Herzfehler so früh wie möglich nach der Geburt vollständig zu korrigieren und damit Folgeoperationen zu vermeiden, berichtete Lange. Die Sterberate bei Operationen an Säuglingen liege heute bei zwei bis drei Prozent. Komplexe Eingriffe mit Herz-Lungen-Maschine seien schon bei Babys mit einem Gewicht unter 2000 Gramm möglich.

Kompetenz bündeln

Lange plädierte nachdrücklich dafür, die Behandlung angeborener Herzfehler an wenigen spezialisierten Kliniken zu zentralisieren, um dort die nötige Kompetenz und Erfahrung zu bündeln. In vielen Zentren würden zu wenige Kinder operiert. Im Jahr 2002 wurden in 27 Herzzentren insgesamt 1715 Operationen mit Herz-Lungen-Maschine an Kindern unter einem Jahr durchgeführt. Nur in fünf Kliniken erfolgten mehr als 100 Eingriffe. Ähnlich die Zahlen bei Patienten bis 17 Jahre: Ärzte an 37 Herzzentren führten 1856 Operationen aus, aber nur in sechs Zentren wurden mehr als 100 Patienten behandelt.

Nur bei einer hohen Fallzahl könne eine Klinik das ganze Spektrum der Herzchirurgie und eine umfassende Ausbildung für Chirurgen anbieten, ist Lange überzeugt. Eine weitere Herausforderung bedeutet die wachsende Zahl junger Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern, die als Kinder operiert wurden. In Deutschland leben etwa 120.000 Patienten, die eine intensive Betreuung brauchen. Dazu sei die Kooperation von Kinderherzchirurgen, Kinder- und Erwachsenenkardiologen und Anästhesisten nötig, forderte der Herzspezialist. Auch dies erfordert spezialisierte Kompetenzzentren. Top

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