Immunzellen aus dem Knochenmark greifen Tumor an |
30.04.2001 00:00 Uhr |
PZ
Knochenmark von Krebspatienten enthält Immunzellen, die den Tumor attackieren können. Das meldet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und bezieht sich dabei auf eine Veröffentlichung von Professor Dr. Volker Schirrmacher und seinen Mitarbeitern in der aktuellen Ausgabe von Nature Medicine.
Die Heidelberger Immunologen entdeckten im Knochenmark bei der Mehrzahl von 84 daraufhin untersuchten Brustkrebs-Patientinnen Gedächtnis-T-Zellen, die die Tumorzellen erkennen konnten. Die Immunzellen sind gegen bestimmte Eiweißmoleküle (Tumorantigene) auf der Oberfläche der Krebszellen gerichtet. Sie können jahrelang im Körper überdauern und bei erneutem Kontakt mit dem Antigen eine besonders schnelle und schlagkräftige Immunantwort auslösen.
Untersuchungen im Reagenzglas zeigten, dass die Gedächtnis-T-Zellen aus dem Knochenmark beim Kontakt mit Tumorantigenen zu zytotoxischen Zellen aktiviert werden, die fähig sind, entartete Zellen zu vernichten. In einem nächsten Schritt untersuchten die Immunologen, ob diese aktivierten Gedächtnis-Zellen im lebenden Organismus das Tumorwachstum aufhalten können. Dazu verpflanzten sie Gewebestückchen von Tumoren frisch operierter Patientinnen in Mäuse mit defektem Immunsystem. Die Tiere erhielten anschließend patienteneigene aktivierte Gedächtnis-T-Zellen aus dem Knochenmark. Nach drei Wochen waren die Tumorzellen verschwunden. In unbehandelten Kontrolltieren hatten sie sich hingegen vermehrt. Aktivierte Gedächtnis-Zellen aus dem Blut der Patientinnen konnten die Tumorzellen hingegen nicht eliminieren, meldet das DKFZ.
Bislang hatten sich Ansätze zur zellulären Immuntherapie von Krebs
hauptsächlich darauf konzentriert, Immunzellen aus dem Blut zu
übertragen. Mit der Entdeckung tumorspezifischer Gedächtnis-T-Zellen im
Knochenmark hoffen die Wissenschaftler, in Zukunft wirksamere
immunologische Krebstherapien entwickeln zu können.
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