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Auf keinen Fall operieren

01.03.2004  00:00 Uhr
Warzen

Auf keinen Fall operieren

von Roland Niedner, Potsdam

Flache und vulgäre Warzen, Dorn-, Feig- oder Dellwarzen – die Liste der Warzen, lateinisch Verrucae, ist lang. Neben infektiösen, durch Viren verursachte, gibt es auch nicht ansteckende Formen. Je nach Warzentyp kommen unterschiedliche Therapiemöglichkeiten in Betracht. Hier ist die Beratung durch den Apotheker gefragt.

Medizinisch werden Warzen als scharf umschriebene, rundliche, papillomatöse, mehr oder weniger hyperkeratotische Wucherung der Epidermis definiert; als Hyperkeratose bezeichnet man eine verstärkte Verhornung der Haut. Betroffen ist meist die Epidermis, manchmal auch die Schleimhaut. Unsystematisiert, nur nach ihrem Aussehen, unterscheidet man plane (flache) und vulgäre Warzen von Dorn-, Feig-, Dell- und Alterswarzen. Nach ihrer Genese werden sie in infektiös und nicht infektiös bedingte unterteilt.

Viren als Auslöser

Humane Papillomaviren (HPV) induzieren primär gutartige Tumore der Haut und Schleimhaut, von denen inzwischen mehr als 100 verschiedene Typen bekannt sind. Diese Veränderungen kommen an der äußeren Haut als Verrucae planae (plane juvenile Warzen), als Verrucae vulgares (vulgäre Warzen) und als Verrucae plantares (Dornwarzen der Füße) vor.

Verrucae planae finden sich überwiegend im Gesicht, zum Beispiel an der Stirn, an den Wangen oder um den Mund (perioral). Sie sind flach, rundlich bis oval, meist unauffällig hautfarben. Die Behandlung mit Vitamin-A-Säure in Form einer Lösung oder Creme ist nicht immer erfolgreich, allerdings ist die Spontanheilungsrate sehr hoch. Der Wirkmechanismus von Vitamin-A-Säure bei Warzen ist bisher nicht geklärt; Empfehlungen dazu werden mit Vorsicht gehandhabt, da es sich bei dieser Behandlung um einen Off-Label-Use mit nur mäßigen Erfolg handelt. Kommt es nicht zu einer Spontanheilung, werden in der Regel die bei vulgären Warzen üblichen Therapiemaßnahmen angewandt.

Vulgäre Warzen befallen häufig die Hände. Sie sind hart, hautfarben und zeigen eine zerklüftete Oberfläche. Sehr häufig kommt es zur Aussaat und es entstehen in der Umgebung der ersten Warze Tochterwarzen. Die Spontanheilungsrate ist mit etwa 20 Prozent innerhalb von sechs Monaten nur gering. Eine Behandlung ist somit angebracht.

Therapie vulgärer Warzen

Die Warzen werden aus Angst vor einer Streuung der Erreger nicht operativ entfernt. Hinzu kommt, dass Vorgehensweisen wie Operation, Laserbehandlung, Elektrokauter – Gewebezerstörung durch elektrischen Strom – immer mit Narbenbildung einhergehen. Da die krankhaften Veränderungen ausnahmslos in der Epidermis liegen, genügt es, nur diese zu behandeln. Dies führt ohne Narben meist zum Erfolg.

Die klassische Behandlung besteht darin, die harten Hyperkeratosen zu erweichen, etwa durch Applikation eines Pflasters mit hochprozentiger Salicylsäure über drei Tage (zum Beispiel Guttaplast®). Die Warzen werden dann mit einem speziellen chirurgischen Löffel, einer Curette, abgetragen. Möglicherweise wird nach ärztlicher Verordnung eine Behandlung mit 5-Fluorouracil angeschlossen (zum Beispiel Verrumal®). In der Selbstmedikation kommen häufig unterschiedlich konzentrierte Lösungen mit einer Kombination aus Salicyl- und Milchsäure zum Einsatz (beispielsweise Clabin®, Clabin® plus, Collomack®, Duofilm®). Alternativ kann eine Kryotherapie (Kältebehandlung mit flüssigem Stickstoff bei -196° C) oder eine oberflächliche Laserbehandlung durchgeführt werden.

Verrucae plantares, Dornwarzen am Fuß, bohren sich wegen ihrer spitzen Ausläufer zur Tiefe hin bei jedem Schritt wie Dornen in die Haut und schmerzen entsprechend. Sie werden wie vulgäre Warzen behandelt. Spontan heilen sie fast nie ab.

HPV-Befall der Schleimhaut

An der Schleimhaut rufen HPV spitze Kondylome (Condylomata acuminata), so genannte Feigwarzen, hervor. Betroffen ist fast immer die Genital- und Analschleimhaut, nur sehr selten auch die Schleimhaut des Mundes und des Rachens. Die Infektion erfolgt beim Geschlechtsverkehr und zählt daher zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, obwohl es sich nicht um eine Geschlechtskrankheit im engeren Sinne handelt.

Auf der Schleimhaut finden sich zunächst nur stecknadelkopfgroße Knötchen, die zum Teil zusammenfließen (konfluieren). In der Folge können sie wachsen und große Flächen einnehmen, auf die plane Haut übergreifen und in sehr große, tumorartige Wucherungen ausufern. Hier besteht dann die Gefahr einer Entartung. Da es nie zu einer Spontanheilung kommt, ist die oberflächliche Abtragung mittels Laser oder Elektrokaustik unumgänglich.

Viren der Pockengruppe

Auch Viren der Pockengruppe rufen Warzen hervor. Diese Dellwarzen (Molluscum contagiosum) sind, wie der lateinische Name sagt, sehr ansteckend. Nach der Übertragung von Mensch zu Mensch tritt diese harmlose Warzenform nach einer Inkubationszeit von zwei bis sieben Wochen auf. Betroffen sind überwiegend Kinder mit Neigung zu Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis wie Heuschnupfen, Neurodermitis oder Asthma. vor allem Hautstellen, an denen feuchtere Verhältnisse vorherrschen, zum Beispiel Achselhöhle, Leisten und Hals sind befallen.

In der Regel liegen Dellwarzen in Clustern von 5 bis 20, gelegentlich aber auch von mehreren hundert vor. Die Behandlung ist einfach: Die Warzen werden ganz flach mit einem Ringskalpell curettiert, bei kleinen Kindern gegebenenfalls unter Vollnarkose, besonders wenn viele Dellwarzen zu entfernen sind. Der Durchmesser der Dellwarzen liegt im Allgemeinen zwischen 1 und 3 mm, bei HIV-Infizierten können aber auch Warzen mit Durchmessern von 15 mm und mehr zu finden sein.

Nicht alle stecken an

Bei vielen alten Menschen findet man einzelne, oft auch zahlreich auftretende warzenartige Gebilde, die nicht durch Viren übertragen werden: die seborrhoischen Warzen, auch Alterswarzen genannt. Es handelt sich dabei um Wucherungen der Epidermis, die nicht in die Tiefe vordringen. Wenn sie aus kosmetischen Gründen entfernt werden sollen, müssen sie nicht aus der Haut herausgeschnitten werden – sie lassen sich mit einem Ringskalpell narbenlos curettieren.

Alterswarzen sind vollkommen harmlos, können aber im Einzelfall zu Verwechslungen führen: In erster Linie ist hier das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) zu nennen, das im Gegensatz zur seborrhoischen Warze eine lebensgefährliche Erkrankung der Haut ist. Top

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