Galantamin bei Alzheimer |
11.12.2000 00:00 Uhr |
Ein Wirkstoff aus Schneeglöckchen kann die Symptome einer schwachen oder mittleren Alzheimer-Erkrankung einer neuen Studie zufolge deutlich mildern. Das Ergebnis der Versuche in europäischen und kanadischen Kliniken stellt ein Team um Gordon Wilcock von der Universität Bristol (Großbritannien) im "British Medical Journal" (Bd. 321, S. 1445) vom Samstag vor.
Galantamin greife in den Acetylcholin-Metabolismus der Nervenzellen ein, wie andere Mittel auch, erläuterte Professor Dr. Hans Förstl, Direktor der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München, auf Anfrage der dpa. Der aus Pflanzen isolierte Wirkstoff optimiere jedoch ein bereits bekanntes Wirkprinzip und dies stimme hoffnungsvoll. Die Substanz fördere einerseits die Ausschüttung von Acetylcholin und bremse andererseits dessen Abbau. "Ob er den anderen Wirkstoffen deutlich überlegen ist, muss sich auch nach dieser Studie erst im klinischen Gebrauch noch beweisen", sagte Förstl. Galantamin werde voraussichtlich im nächsten Jahr in Deutschland zugelassen.
Für die Untersuchung war insgesamt 653 Patienten mit leichten oder mittelschweren
Formen von Alzheimer für sechs Monate entweder der Wirkstoff Galantamin in zwei
verschiedenen Dosierungen oder Placebo gegeben worden. Bei den anschließenden
Standartests für Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Orientierung schnitten die
Patienten, die das neue Mittel bekommen hatten, signifikant besser ab. Zudem sei
Galantamin gut verträglich und zeige kaum Nebenwirkungen, berichte Wilcock. Förstl
kritisierte, dass derartige Mittel zu wenig verschrieben würden. "Sie kosten acht
bis zehn Mark am Tag. Für jeden dementen Patienten wird de facto aber nur eine Mark pro
Tag für entsprechende Medikamente ausgegeben." Das liege an der Budgetierung, aber
auch am mangelnden Verständnis der Ärzte für die Erkrankung.
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