Jeder sechste Diabetiker hat erhöhte Mikroalbuminwerte |
06.05.2002 00:00 Uhr |
PZ Bei mehr als 16 Prozent der Diabetiker hat die Stoffwechselkrankheit bereits die Nieren in Mitleidenschaft gezogen. Die Patienten wiesen in mindestens zwei von drei Urintests erhöhte Mikroalbuminwerte auf. Das ist das Ergebnis der bundesweiten Mikroalbumin-Testwoche, an der im November zahlreiche Apotheken teilgenommen haben.
In mehr als 1000 Apotheken ließen sich durchschnittlich 17 Diabetiker auf Mikroalbumin im Urin testen. Die Bestimmung der Werte erfolgte nach den von der Deutschen Diabetes Gesellschaft aufgestellten Richtlinien aus drei Urinproben mit dem ersten Morgenurin (siehe Kasten "Albuminurie-Test"). Zur Auswertung herangezogen wurden 7988 Erfassungsbögen.
Die Häufigkeit erhöhter Werte stand im direkten Zusammenhang mit der Dauer der Diabetes-Erkrankung. Bei mehr als der Hälfte der Patienten, die bekanntermaßen seit mehr als 20 Jahren an Diabetes mellitus litten, wurde eine erhöhte Mikroalbuminausscheidung festgestellt. Mikroalbumin im Urin wird als Parameter für die Eiweißausscheidung über die Nieren gewertet. Diese wiederum weist auf eine Nierenschädigung hin.
Albuminurie-Test Wichtig: Zunächst Urinstatus bestimmen und nur bei unauffälligen Befund auf Mikroalbumin testen.
Eine Mikroalbuminurie liegt vor, wenn die Untersuchung mit dem Urin-Teststreifen ein auffälliges Ergebnis erbracht hat und daraufhin in mindestens zwei von drei Urinproben einer Woche (erster Morgenurin) 20 Milligramm Albumin oder mehr pro Liter Urin gemessen wurden.
Wurden bereits 200 Milligramm Albumin oder mehr pro Liter Urin gemessen, liegt eine Makroalbuminurie vor. Ein positives Ergebnis für Eiweiß im Urin-Teststreifen stellt lediglich einen Hinweis auf eine Makroalbuminurie dar. Die Bestätigung sollte mit einer exakten Messung erfolgen.
Von ersten Funktionseinbußen bis hin zur Niereninsuffizienz entwickeln sich Nephropathien über mehrere Stadien. Typisch für Stadium I ist eine erhöhte Nierenfunktion. In Stadium II entstehen erste Veränderungen am Nierengewebe, die nur durch aufwendige Verfahren nachgewiesen werden können. Charakteristisch für das Stadium III ist die Mikroalbuminurie. Dabei kommt es zu einer vermehrten Durchlässigkeit der glomerulären Kapillaren der Niere, so dass körpereigenes Albumin verstärkt im Urin ausgeschieden wird und zwar in Konzentrationen von 20 bis 200 Milligramm pro Liter Urin. Ohne konsequente Behandlung der beginnenden Nierenschädigung kommt es in Stadium IV zur Makroalbuminurie. Dabei scheiden die Patienten deutlich mehr als 200 Milligramm Eiweiß pro Liter Urin aus. Schreiten die Veränderungen weiter fort, kommt es schließlich im Stadium V zur chronischen Niereninsuffizienz. Die Nierenfunktion ist dann so stark reduziert, dass der Serum-Kreatinin-Wert über 1,3 Milligramm pro Liter ansteigt. Im Lauf der Zeit nimmt die Nierenfunktion weiter ab.
Bei der Testaktion wurde auch der Blutdruck der Probanden gemessen. Bei fast 23 Prozent der ausgewerteten Daten wurden erhöhte Werte festgestellt, wobei sich die Patienten fast gleichmäßig auf alle drei Hypertonie-Stadien verteilten (siehe Tabelle). Mit über 38 Prozent war der Anteil der Patienten, die eine isolierte systolische Hypertonie aufwiesen, sehr hoch. Diese Patienten könnten besonders von einer pharmazeutischen Betreuung profitieren.
Blutdruckwerte
RR systolisch RR diastolischOptimal < 120 mmHg < 80 mmHg Normal < 130 mmHg < 85 mmHg Hochnormal 130-139 mmHg 85-80 mmHg Hypertonie Stadium I 140-159 mmHg 90-99 mmHg Stadium II 160-179 mmHg 100-109 mmHg Stadium III > 180 mmHg > 110 mmHg Isolierte Systolische H. > 140 mmHg < 90 mmHg
Die genauen Ergebnisse der Testwoche können unter www.microalbumin-testwoche.de nachgelesen werden. Das Projekt wurde mit Unterstützung des "Prosit®-Disease-Management-Programms" (Prosit = Proteinurie-Screening-Intervention), der Deutschen Dialysegesellschaft niedergelassener Ärzte e. V., der Deutschen Diabetes Union, dem Deutschen Diabetiker Bund, dem Diabetiker-Infonetz sowie den Firmen Bayer Diagnostics und Hartmann AG, von der Apotheken-Marketing-Beratung Eder, Pirmasens, organisiert.
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