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Herzkatheter kann Schlaganfälle auslösen

21.04.2003  00:00 Uhr

Herzkatheter kann Schlaganfälle auslösen

von Wolfgang Kappler, Homburg

Patienten mit verengter Aortenklappe des Herzens haben ein hohes Risiko für Schlaganfall und Funktionsverlust des Gehirns, sobald sie sich einer Katheteruntersuchung unterziehen, berichten Forscher vom Herzzentrum der Universität Bonn. In der Fachzeitschrift „The Lancet“ raten sie dazu, auf die Methode zu verzichten, wenn die bildgebende Untersuchung ausreicht und die Krankheitssymptome zum Befund passen.

Die Aortenklappe zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader verhindert das Zurückströmen sauerstoffreichen Blutes in das Herz. Erblich und altersbedingt kann sich dieses Ventil verengen. Die Ablagerungen können aber auch Folge eines rheumatischen Fiebers oder einer bakteriell bedingten Herzmuskelentzündung sein. Durch die Klappenverengung verändert sich der Strömungswiderstand des Blutes. Langfristig kann dies das Herz schwächen und zu Durchblutungsstörungen anderer Organe führen.

Typische Symptome sind Blässe, schnelle Ermüdung, Atemnot, Schwindel, Kollaps, unregelmäßiger Herzschlag, niedriger Blutdruck und Angina pectoris. In Deutschland sind jährlich bis zu 10.000 Menschen betroffen. Reichen druckregulierende Medikamente nicht aus, muss die Verengung operiert und möglicherweise eine künstliche Klappe eingesetzt werden.

Um das Ausmaß der Verengung abzuklären, wird üblicherweise ein spezieller Katheter-Schlauch von der Leiste her in die Hauptschlagader eingeführt. Hat er die Herzklappe passiert, wird die Druckdifferenz zwischen Herzkammer und Hauptschlagader gemessen. Dieses scheinbar bewährte Untersuchungsverfahren steht nun auf dem Prüfstand, denn es kann katastrophale Folgen für das Gehirn haben, wie die Wissenschaftler vom Herzzentrum Bonn herausfanden. Dann nämlich, wenn die Katheterspitze Ablagerungen von der Aortenklappe löst, die mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen, dort in einem der feinen Gefäße hängen bleiben und es verstopfen. Dies geschieht offensichtlich häufiger als bislang angenommen.

„Die embolischen Läsionen im Hirn können bis zu mehrere Zentimeter betragen“, verdeutlicht Privatdozent Dr. Heyder Omran. Er hat gemeinsam mit Privatdozent Dr. Thorsten Sommer erstmals geprüft, bei wie vielen Patienten solche Partikel bis ins Gehirn gelangen. Die Ergebnisse weisen auf ein relevantes Risiko hin. „Wir haben 152 Patienten untersucht. Bei drei Prozent fanden wir Symptome einer einseitigen Hirnfunktionsstörung“, berichtet Omran.

Weitaus gravierender aber war, dass bei jedem fünften Patienten ein so genannter stummer Hirninfarkt stattgefunden hatte. Das bedeutet, dass sich im Gehirn Blutgefäße verschlossen hatten, ohne dass Symptome erkennbar waren. Langfristig kann die Blutunterversorgung jedoch Hirnfunktionen stören. Unter den Patienten, bei denen der Katheter nicht durch die Aortenklappe gelegt worden war, und in der Kontrollgruppe ließen sich hingegen keine Anzeichen einer zerebralen Embolie nachweisen. Die Bonner Kardiologen raten deshalb dazu, statt der blutigen Druckmessung auf Alternativen wie die Echokardiographie zu setzen und die Krankheitssymptome genau zu erfassen. „Nur wenn die Bildgebung nicht ausreicht, sollte mit dem Katheter untersucht werden“, empfiehlt Omran.

Die Untersuchungsergebnisse seien nicht auf die Katheteruntersuchung der Herzkranzgefäße übertragbar, die als Standard bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung gilt. „Zwar ist auch hier denkbar, dass sich Ablagerungen aus dem zarten Gefäßgewebe lösen können, dies zu untersuchen bedarf es aber Zehntausender Patienten“, sagt der Bonner Kardiologe. Top

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