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Übertragung von Prionen über Blut scheint möglich

02.04.2001  00:00 Uhr

Übertragung von Prionen über Blut scheint möglich

PZ

Eine Veröffentlichung in der angesehenen amerikanischen Fachzeitschrift PNAS gibt Anlass zur Sorge, dass die durch den BSE-Erreger verursachte Erkrankung beim Menschen (Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, vCJK) durch Blut und Blutprodukte von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Das meldet das Paul-Ehrlich-Institut (PEI).

Die Publikation von französischen und britischen Wissenschaftlern habe gezeigt, dass sich der BSE-Erreger, wenn er einmal auf den Menschen übertragen wurde, an ihn anpassen kann (Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. Vol. 98, Seite 4142 bis 4147, 2001). Dies erleichtert eine Übertragung von einem Menschen auf den nächsten.

Die Forscher wiesen auch nach, dass die Übertragung nicht nur dann erfolgreich ist, wenn infektiöses Gehirnmaterial in das Gehirn der Versuchstiere gespritzt wird, sondern auch dann, wenn es in die Blutbahn gelangt. Beide Befunde lassen befürchten, dass vCJK auch durch Arzneimittel menschlichen Ursprungs, insbesondere durch Blut und Blutprodukte übertragen werden kann. "Diese Sorge wird von uns geteilt", betont Professor Dr. Johannes Löwer, Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, das in Deutschland für die Zulassung solcher Arzneimittel zuständig ist. "Aus diesem Grunde wurden bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen."

Nach Angaben des PEI gehören dazu:

  • der Rückruf von Blutprodukten, wenn sich herausstellt, dass einer der Spender an vCJK erkrankt ist,
  • der Ausschluss von Blut und Plasma aus Großbritannien, wo bisher die bei weitem größte Zahl an vCJK-Fällen aufgetreten ist (Anfang März 2001 waren es 95),
  • der Ausschluss von Spendern, die sich durch einen Aufenthalt von mindestens einem halben Jahr in Großbritannien zwischen 1980 und 1996 unwissentlich der Infektion mit dem BSE-Erreger ausgesetzt haben könnten,
  • die Entfernung der Leukozyten aus Blutspenden, da es Hinweise darauf gibt, dass die Erreger, wenn sie im Blut vorkommen, wahrscheinlich vorwiegend mit den weißen Blutkörperchen assoziiert sind.

Über andere Maßnahmen wie der Ausschluss von Spendewilligen, die selbst einmal eine Transfusion erhalten haben, denkt das PEI derzeit nach. Es weist aber auch daraufhin, dass es bereits heute an Blutspenden mangelt. Patienten sollten nicht leichtsinnig ihr Leben aufs Spiel setzen und Blut und Blutprodukte wegen eines theoretischen Infektionsrisikos ablehnen, wenn sie sie wirklich brauchen. "Und schließlich sollen sich zur Blutspende alle die aufgerufen fühlen, die die Auswahlkriterien erfüllen. Ihr Blut wird dringend benötigt, insbesondere dann, wenn als Vorsichtsmaßnahme weitere Ausschlusskriterien eingeführt werden müssten", sagt Löwer.

DRK warnt vor Engpässen

Laut Deutschem Roten Kreuz (DRK) wird ein weiterer Ausschluss von Spendewilligen etwa 4 Prozent der derzeitigen Spender betreffen. Deutschlandweit würde dies einen Ausfall von 240.000 Blutspenden pro Jahr bedeuten. Angesichts eine bereits derzeit angespannten Versorgungslage würde dies zu ernsthaften Versorgungsproblemen führen, so das DRK. Einziger Ausweg: Man müsste mehr Menschen zum Blutspenden motivieren. Die vom PEI beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen werden vom DRK nach eigenen Angaben bereits verwirklich. Top

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