Hypnose ist kein Humbug |
13.11.2000 00:00 Uhr |
Wer Hypnose für Hokuspokus hält, muss sich nun eines Besseren belehren lassen. Eine kürzlich im American Journal of Psychiatry erschienene Studie beweist, dass Hypnose weder Rollenspiel noch Einbildung ist. Rund 90 Prozent der Menschen sind für Hypnose empfänglich.
Die Aufgabe für die hypnotisierbaren Probanden bestand während der Studie darin, ein farbiges Bild schwarz-weiß und umgekehrt eine Schwarz-weiß-Abbildung farbig zu sehen. Bisher ließ sich nicht feststellen, ob die Teilnehmer die Wahrheit sagten oder dem Versuchsleiter etwas vormachten, wenn sie angaben, sie sähen ein farbiges Bild schwarz-weiß, teilt die Gesellschaft für Klinische Hypnose mit. Mit der Positronen-Emmissions-Tomographie (PET) - ein Verfahren, mit dem Aktivitätszustände im Gehirn gemessen werden können - gehören diese Zeiten der Vergangenheit an. Mit Hilfe der PET konnte in dieser Studie nachgewiesen werden, dass die Versuchspersonen die Wahrheit sagten.
Die für das Farbensehen zuständigen Gehirnareale zeigten nämlich bei Personen in Hypnose die gleiche erhöhte Aktivität, egal ob sie nun tatsächlich das farbige Bild ansahen oder ein schwarz-weißes, von dem ihnen suggeriert worden war, es sei farbig. Umgekehrt war die Aktivität dieser Gehirnregion reduziert, egal ob die Studienteilnehmer tatsächlich eine Schwarz-weiß-Abbildung ansahen oder eine farbige, wenn ihnen unter Hypnose eingeredet worden war, sie sei farblos.
Die Untersuchung beweist, dass Hypnose im Gehirn Vorgänge hervorruft, die dann vom Hypnotisierten als veränderte Wahrnehmung geschildert werden. Mit Rollenspiel aus Gefälligkeit oder Einbildung hat Hypnose also nichts zu tun, sondern mit einer veränderten persönlichen Wirklichkeit, so die Gesellschaft für Klinische Hypnose.
Sollten sich die Ergebnisse einer anderen Studie bestätigen, die Wissenschaftler im Frühjahr in der Medizinzeitschrift Lancet publiziert haben, dann könnte die Hypnose in Zukunft eine wirkungsvolle nicht-pharmakologische Hilfe bei schweren medizinischen Eingriffen werden. In der Untersuchung wurden 241 Patienten zufällig drei Gruppen zugeteilt: Die Patienten der Hypnose-Gruppe erhielten ein Training in hypnotischer Entspannung, die Patienten einer zweiten Gruppe bekamen ein nicht-hypnotisches Training, durch das sie anschließend ihre Aufmerksamkeit besser lenken konnten. Die dritte Gruppe schließlich wurde nicht psychologisch unterstützt, ihr wurde nur wie auch den anderen beiden Gruppen die übliche medizinische Standardversorgung gewährt.
Bei allen untersuchten Parametern schnitt die Hypnose-Gruppe am besten ab. So nahm zwar
die Angst der Patienten aller drei Gruppen im Verlauf der Eingriffe langsam ab, am
stärksten jedoch in der Hypnose-Gruppe. Die Hypnose-Patienten litten auch deutlich
weniger unter Schmerzen, und sie brauchten zudem nur halb so viele Arzneimitel wie die
Kranken der anderen beiden Gruppen. Kreislaufprobleme hatten zehn Teilnehmer der
Aufmerksamkeitsgruppe, zwölf der "Nur-Medikamenten-Gruppe", aber nur ein
Patient in der Hypnose-Gruppe.
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