Pharmazeutische Zeitung online

Impfschutz für alle

18.09.2000  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag INFLUENZA

Impfschutz für alle

von Brigitte M. Gensthaler, München

Jeder sollte sich gegen Grippe impfen lassen. Dafür plädierte die Bayerische Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen bei ihrer traditionellen Pressekonferenz zum Auftakt der Grippesaison. Mit "jeder" sind auch die Angehörigen der Heil- und Pflegeberufe gemeint, bei denen die Impfbereitschaft erschreckend gering ist.

Das bestehende Impfkonzept hat nach Ansicht von Dr. Nikolaus Frühwein, Präsident der Gesellschaft, nicht richtig gegriffen. Bislang wird die Vakzine Menschen über 65 Jahren, chronisch Kranken und Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko empfohlen. Doch deren Bereitschaft ist gering: 1999 waren nur 21 Prozent der Risikopersonen in Westdeutschland und 40 Prozent im Osten gegen Influenza geimpft. Beim medizinischen Personal waren es nur 7 Prozent. Auf die gesamte Bevölkerung bezogen liegt die Durchimpfungsrate derzeit bei 15 Prozent.

Der Nutzen der Impfung ist für Frühwein klar: die Zahl der Influenza-Toten und der schweren Krankheitsverläufe senken, Panikreaktionen in der Bevölkerung nach Pressemeldungen über "Horrorviren" vermeiden und Kosten für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft reduzieren. "Pro Impfung sparen wir 80 bis 100 DM", erklärte der Allgemein- und Tropenmediziner und stellte in München eine modifizierte Impfempfehlung vor.

Diese empfiehlt die Vakzine generell für jeden, der sich vor der Influenza schützen will. Unverzichtbar sei sie für Risikogruppen, die nach einer Infektion oft besonders schwer erkranken: Personen über 50 Jahre, Menschen mit Herz-Lungenkrankheiten oder mit ungenügender körpereigener Abwehr (durch Medikamente, Bestrahlung, angeborene oder erworbene Immundefekte, Diabetes, Tumoren, Infektionen oder andere chronische Krankheiten).

Doppelter Nutzen

Besonders anzuraten sei die Impfung Menschen, die ein hohes Ansteckungsrisiko haben, weil sie zum Beispiel im Medizinbereich arbeiten oder beruflich mit vielen Menschen zusammentreffen. Wer Angehörige von Risikogruppen betreut, etwa in der Kranken- oder Altenpflege, schützt mit der Impfung sich selbst andere vor der Virusübertragung.

Auch für jüngere Menschen ist die Impfempfehlung sinnvoll. Einerseits entspricht man damit den WHO-Empfehlungen, andererseits lassen sich so die Risikogruppen wesentlich besser erreichen, erklärte Frühwein. Denn ein Drittel der Menschen zwischen 50 und 65 ist chronisch krank und leidet beispielsweise an Diabetes, Asthma oder einer Herzerkrankung. Impfen kann übrigens jeder Arzt, und die Krankenkassen zahlen dies auch, wie Silvia Meyer-Maricevic von der Barmer Ersatzkasse unterstrich.

Neuer Impfstoff für ältere Menschen

Die modernen Vakzinen sind sicher und wirksam. "Bei gesunden Erwachsenen erreichen wir eine Schutzrate von 90 Prozent", sagte Dr. Eberhard Plassmann vom Vorstand der Gesellschaft für Impfwesen. Bei immungeschwächten Personen sinkt diese Rate auf 80 Prozent oder darunter. Ein Spezialimpfstoff soll nun einen um 10 Prozent besseren Impfschutz bei Personen über 65 Jahren und immundefizienten Menschen erzielen. Der Trick: Der Vakzine ist ein Auszug von Schwertfischöl ("MF 59C") als Adjuvans zugesetzt. Dadurch sollen mehr Antigene als bei herkömmlichen Absorbat-Impfstoffen präsentiert werden.

Der Impfstoff wird als Fluad® (Chiron Behring) oder Addigrip® (Aventis Pasteur MSD) in der aktuellen Grippesaison in den Handel kommen. Wichtiger Hinweis für den Arzt: Auf Grund des Adjuvans ist der Impfstoff milchig weiß.

"Wir müssen die Bürger, aber auch Ärzte und medizinisches Personal motivieren, sich impfen zu lassen", forderte Dr. Albert Liebl, Präventionsbeauftragter der KV Bayern. Auch wenn nicht expressis verbis genannt: Apotheker sind ebenfalls angesprochen. Das neue Konzept soll in die STIKO-Empfehlung einfließen, wünschen sich die Initiatoren.

Top

© 2000 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa