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Koalition gegen den Schmerz

28.07.2003  00:00 Uhr

Koalition gegen den Schmerz

von Ulrike Siedel, Berlin

Da in Deutschland die Schmerztherapie noch immer im Argen liegt, haben sich die beiden großen Gesellschaften der Schmerzmedizin zur „Koalition gegen den Schmerz“ zusammengetan. Das Schmerztherapeutische Kolloquium - Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. (STK-DGS) und die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V. (DGSS) stellten am 23. Juli in Berlin ihre Forderungen vor.

Die Koalition setzt sich unter anderem für eine verpflichtende schmerztherapeutische Ausbildung für alle Medizinstudenten ein. Denn Schmerz sei ein eigenständiges Krankheitsbild, betonte der Präsident der STK-DGS, Dr. Gerhard Müller-Schwefe während der Pressekonferenz. „Wir brauchen auch den Facharzt für Schmerzmedizin“, sagte Müller-Schwefe. Gegenwärtig werden Patienten oft von Facharzt zu Facharzt weitergereicht, was unnötig Kosten verursache. Allein für die Behandlung von Rückenleiden würden jährlich 17 Milliarden Euro ausgegeben.

Um die stationäre Behandlung von Schmerzpatienten ist es nicht besser bestellt. Mit der Einführung von Fallpauschalen ab 2004, die keine Verschlüsselung für Schmerzdiagnosen vorsähen, gäbe es quasi keine stationäre Schmerztherapie oder Palliativmedizin mehr, kritisierte DGSS-Präsident Professor Dr. Michael Zenz. Auch hier fordern die Experten, Schmerz als eigenständiges Krankheitsbild anzuerkennen und Fallpauschalen zum Beispiel für Migräne, Tumor- oder Phantomschmerz einzuführen.

Etwa 20 Millionen Menschen leiden in Deutschland nach einer Studie der International Association for the Study of Pain (IASP) an chronischen oder wiederkehrenden Schmerzen. Sechs bis acht Millionen Patienten davon sind stark beeinträchtigt.

 

Beratung von Schmerzpatienten Die Deutsche Schmerzliga e.V. berät Betroffene am Schmerztelefon (07 00) 3 75 37 53 75 oder unter www.schmerzliga.de.

 

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