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Kein Qualm für Kindernasen

28.05.2001  00:00 Uhr

WELT-NICHTRAUCHERTAG

Kein Qualm für Kindernasen

von Brigitte M. Gensthaler, München

Kinder müssen vor und nach der Geburt ein Recht auf eine rauchfreie Umgebung haben. In Schulen und öffentlichen Gebäuden, Gaststätten und Autos müssen Schwangere und Kinder vor passivem Rauchen geschützt werden. Dies sind zentrale Forderungen der Stiftung Kindergesundheit zum Welt-Nichtrauchertag am 31. Mai.

Die Belastung mit Tabakrauch sei oft ein familiäres Problem, sagte Dr. Irene Epple-Waigel, Schirmherrin der Stiftung, bei einem Symposium in München. Tatsächlich leben etwa 60 Prozent der Kinder unter sechs Jahren in Haushalten, in denen geraucht wird. In einem Fünftel der Haushalte mit Kindern greifen sogar zwei oder mehr Personen zum Glimmstängel.

Insgesamt rauchen etwa 40 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter. Mütter mit kleinen Kindern greifen nur geringfügig seltener zur Zigarette als kinderlose Frauen gleichen Alters (25 bis 39 Jahre). Diese Zahlen aus dem Bundes-Gesundheitssurvey 1998 stellte Dr. Wolfgang Thefeld vom Robert-Koch-Institut vor. Ebenfalls alarmierend: Mädchen beginnen immer früher mit dem Rauchen und tun dies häufiger als noch vor einigen Jahren. Rund die Hälfte der 16-jährigen männlichen Befragten und mehr als ein Drittel der Mädchen bezeichneten sich als Raucher. Fast jede zweite Jugendliche unter 20 Jahren frönt dem Laster. Dies hängt vor allem vom Sozialstatus ab: je niedriger, umso häufiger erfolgt der Griff zur Zigarette.

Sucht entwickelt sich früh

Dass immer mehr Jugendliche immer früher anfangen zu rauchen, beklagte auch Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im DKFZ in Heidelberg. Zugleich gehe die Motivation zum Aufhören zurück. Immer mehr selbstbewusste jugendliche Raucher gäben an, dass sie "gerne rauchen", "weil es mir schmeckt" und "weil es mich beruhigt": Botschaften aus der Zigarettenwerbung.

Erlaubte Zusätze in modernen Zigaretten würden die Sucht verstärken. Geschmacksstoffe nach Bonbon, Kaugummi oder Kaffee sollen besonders Frauen und Kinder ansprechen; bronchien-erweiternde Zusatzstoffe ermöglichen den Jugendlichen, per Lungenzug zu inhalieren, sagte die Präventionsexpertin. Schon bei 12- oder 13-Jährigen könne man ein ausgeprägtes Suchtverhalten beobachten. Trotz spezieller Suchttherapie, die oft die Familie einschließen muss, sei die Rückfallgefahr enorm hoch.

Qualm macht Babys krank

Die Risiken des Rauchens in der Schwangerschaft sind gut untersucht. Babys von Raucherinnen kommen häufiger zu früh zur Welt, haben ein niedrigeres Geburtsgewicht und geringeres Längenwachstum. Später sind sie häufig schlechter in der Schule und erlangen einen geringeren Sozialstatus. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder später übergewichtig oder adipös werden, verdoppelt sich nahezu. Bleibende Veränderungen in der kindlichen Lungenstruktur scheinen die Basis für spätere Lungenerkrankungen zu legen. So haben passiv rauchende Kinder ein höheres Risiko, an Asthma oder Infektionen in den oberen und unteren Atemwegen zu erkranken. Ebenso leiden sie häufiger an Mittelohrentzündungen.

Besonders gefährlich: Rauchte die Mutter in der Schwangerschaft mehr als 15 Zigaretten täglich, steigt die Gefahr, dass ihr Kind an plötzlichem Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome) stirbt, um das Achtfache an. Neben der Bauchlage des Babys erwies sich Rauchen im Haushalt als wichtigster Risikofaktor für SID. In drei Viertel aller Haushalte, in denen ein Kind an SID starb, wurde geraucht, berichtete Professor Dr. Gerhard Jorch von der Uni-Kinderklinik in Magdeburg.

Raucher-Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht haben ebenfalls ein höheres SID-Risiko; dies gilt nicht für untergewichtige Babys von nicht rauchenden Müttern. Das Risiko steigt weiter, wenn die Mutter nicht stillt und unter 21 Jahren als ist. Daher empfehlen die Ärzte auch rauchenden Frauen, ihr Kind zu stillen.

Hohe Motivation bei Schwangeren

Die Motivation zum Rauchverzicht ist in der Schwangerschaft bei vielen Frauen so hoch wie nie zuvor. Etwa zwei Drittel schaffen "spontan" die Abstinenz, berichtete Jorch. Auch wenn sie die Zahl der Zigaretten nur reduzieren, ist dies bereits günstig. Programme zur Rauchprävention in der Schwangerschaft, die von der Europäischen Union in Bremen unterstützt werden, haben den Nutzen langfristiger Information und Beratung gezeigt: Der Anteil der Raucherinnen fiel von 23,6 Prozent (1995) auf 17,5 Prozent (1998). Erfahrungen in Schweden zeigen, dass auch die hohe Rückfallquote nach der Entbindung (etwa 50 Prozent) gesenkt werden kann.

Etliche Programme in Deutschland zielen darauf ab, Kinder bereits in der Grundschule ("Klasse 2000") oder im Jugendalter ("Be smart, don´t start") zu einem bewussten Umgang mit der eigenen Gesundheit anzuleiten. Beispielsweise wollen das Lions-Quest-Programm, die Ausstellungen "Extra Tour Sucht" oder "Boys and Girls" Jugendliche anregen, ihr eigenes Selbstverständnis zu finden und ihre Persönlichkeit zu entwickeln - möglichst ohne den Verführungen des Tabaks zu erliegen. Top

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