Nichtrauchen im Trend |
23.05.2005 00:00 Uhr |
Ob Rauchen bei Jugendlichen zunehmend »uncool« wird, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung behauptet, sei dahingestellt. Fest steht, dass die Zahl der jungen Raucher abnimmt. So wird die Tabaksteuer kommenden Dienstag, am Welt-Nichtrauchertag, wohl weiter gelobt.
Bei der Vorstellung des jährlichen Drogen- und Suchtberichts konnte Marion Caspers-Merk (SPD) über einige erfreuliche Trends berichten: Die Zahl der Todesfälle durch den Konsum illegaler Drogen ist seit fünf Jahren rückläufig und liegt mit 1385 auf dem niedrigsten Stand seit 1989. Laut einer Befragung des Bundesinstituts für gesundheitliche Aufklärung ist zudem der Alkoholkonsum bei 12- bis 17-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr leicht, bezogen auf Alcopops sogar stark zurückgegangen. Derzeit konsumieren nur noch 16 Prozent der Jugendlichen die Trendgetränke mindestens einmal im Monat, während es im August 2004 noch 28 Prozent waren. Grund hierfür scheint jedoch weniger die mühsame Aufklärungsarbeit zu sein, sondern vielmehr die Steuerpolitik der Regierung. So nennen die Jugendlichen als Hauptgrund für ihre Zurückhaltung die höheren Preise.
Der tiefe Griff in die Tasche schreckt auch Raucher ab: Nach der ersten Erhöhung der Tabaksteuer zum 1. März 2004 hörten laut einer repräsentativen Erhebung 7,9 Prozent auf zu rauchen, nach der zweiten Erhöhung vom 1. Dezember 2004 folgten weitere 7,5 Prozent. Bei den Unter-18-Jährigen ist die Raucherquote von 28 Prozent (2001) auf 20 Prozent gefallen, laut Caspers-Merk »auch ein Erfolg der speziell für Jugendliche entwickelten Nichtraucher-Kampagne und der Initiative für rauchfreie Schulen«. An der dritten Stufe der Erhöhung zum 1. September diesen Jahres um 1,2 Cent pro Zigarette will die Drogenbeauftragte dennoch festhalten, trotz der Kritik von Finanzpolitikern, die die Einnahmen aus der Tabaksteuer weiter schwinden sehen. Darin wird sie vom Präsidenten der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, unterstützt, der vor »kurzsichtigen haushaltspolitischen Überlegungen« warnt. Zuspruch findet zudem eine Kampagne für mehr rauchfreie Krankenhäuser, die bisher nur 50 von insgesamt 2000 Kliniken ausmachen: »Rauch gehört nicht ins Krankenhaus, und die Ärzte haben eine Vorbildfunktion«, sagte Frank Ulrich Montgomery vom Marburger Bund dem »Tagesspiegel«.
Mediziner und Apotheker sollten Rauchern nach Ansicht der Deutschen Krebshilfe gerade zum Welt-Nichtrauchertag professionelle Hilfe anbieten. Dazu stellt sie den Heilberuflern Informationsmaterialien, Broschüren sowie das Poster mit dem diesjährigen Slogan: »Lassen Sie sich helfen - Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker« kostenlos zur Verfügung. Interessierte erhalten unter der Telefonnummer (02 28) 72 99 02 75 sowie unter www.krebshilfe.de oder www.weltnichtrauchertag.de weitere Informationen und Anforderungsformulare.
Joints immer beliebter
Die zahlreichen Aktionen und Kampagnen gegen das Rauchen scheinen also zu greifen. Ergänzend dazu veröffentlichte die Bundesregierung vergangene Woche eine Liste zu Tabakzusatzstoffen im Internet (www.verbraucherministerium.de) und verabschiedete das Verbot für Tabakwerbung in Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk, Internet und bei grenzüberschreitenden Sportveranstaltungen. Bei dem energischen Vorgehen gegen die legalen Drogen gerät jedoch der Konsum illegaler Genussmittel leicht aus dem Blick. Hier zeichnet sich momentan ein gegenläufiger Trend ab: Wie überall in Europa steigt der Konsum von Cannabis weiter an. Laut Caspers-Merk haben bereits bei den 12- bis 15-Jährigen 7 Prozent Joints geraucht. Unter den 18- bis 25-Jährigen habe jeder Fünfte im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert. »Beunruhigend« sei zudem, dass mit Ecstasy und Amphetaminen die synthetischen Drogen weiter auf dem Vormarsch sind. In diesem Gebiet der Drogenpolitik gibt es demnach Nachholbedarf.